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Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelsturme.
Bezüglich der Bananenernte, einer Haupteinnahmequelle der Insel, besonders in späterer Zeit, schreibt
die Morning Post am 30. 12. 1912: „ ... in 1903 Portland St. Maryland and St. Catharine were devasted.
Travelling through these parishes a week after the hurricane one could not see a cocoanut or a
bananatree standing; everything was levelled to the ground .... The result was that whereas £ 1317 000
worth of fruit had been exported in 1902, only A) 718 000 worth was shipped the year after, and
but A! 602 000 in 1904 .... The people knows that in this colony they must expect periodical
visitations of a tremendous nature . . . .“
Die wirtschaftlich unbedeutenden Cayman-Inseln sind häufig von Orkanen des West-Karibischen
Meeres heimgesucht, die dann große Verwüstungen an Gebäuden und Pflanzen anriebten, z. B. 1903 und 1896 l ).
f) Bei den kleinen Antillen würde sich aus meteorologischen Gründen eine Trennung in die
Windward- und die Leeward-Inseln (nach englischer Benennung) empfehlen, wobei also zu den letzteren
die Inseln nördlich des 15. Breitenkreises zu rechnen wären. Bei den Leeward-Inseln überwiegen nämlich
die August- und September-Orkane, während auf den Windward-Inseln die Oktoberstürme, die dann in
ihrem weiteren Verlauf Kuba berühren, die größten Katastrophen verursachen. Nach Süden zu nimmt
die Sturmhäufigkeit rasch ab.
Die Inseln bieten ein ziemlich gleichförmiges Bild: Dichtbesiedelte (durchschnittlich 143 Einwohner
pro qkm) Gebiete intensiver Plantagenkultur. Daher kommt es, daß gerade auf diesen kleinen Inseln,
von denen oft mehrere gleichzeitig heimgesucht werden können, die Orkane besonders verheerend
wüten. Bei der großen Anzahl der Wirtschaftseinheiten seien im folgenden nur ein paar typische
Beispiele herausgegriffen: Sehr gefährdet, vielleicht am meisten von den kleinen Antillen, ist das
exponiert liegende Barbados. 1780, 1831 und 1898 waren besonders unheilvolle Jahre für die
Insel. Bei dem letzten großen Orkan vom September 1898, der gleichzeitig auch St. Vincent und
St. Lucia schwer heimsuchte, läßt sich der tiefergehende wirtschaftliche Schaden weiter verfolgen, z. B.
in den Ziffern der Zuckerausfuhr:
Barbados (hogsheads Faß)
St. Vincent* *)
1896
49 339
— Dollar
1897
58 600
25 592 „
1898
53 575
14 610 „
1899
43 907
415
1900
50 571
J»
In St. Lucia und St. Vincent litten auch die Kakaopflanzen sehr stark®), in einzelnen Distrikten
wurde bis zu 75% der Früchte vernichtet. Schlimmer noch erging es den Kokosnüssen, während die
Kaffee-Plantagen nur bis zu 8 °/ 0 Schaden litten. Der Wert der Gesamtausfuhr von St. Vincent zeigt
folgende Schwankungen: 1896 67 392 Dollar
1897 68 935 „
1898 44 666 „
1899 33 510 „
1900 100 000 „
Diese großen Katastrophen sind natürlich ziemlich selten. Durchschnittlich könnte man für die
kleinen Antillen alle 50 Jahre einen schweren Orkan rechnen 1 ).
In den südlichsten der kleinen Antillen und den Inseln „unter dem Winde“ sind Orkane überhaupt
eine ziemliche Seltenheit. Trinidad, Tobago und Grenade liegen nahezu außerhalb der Orkanzone 5 ).
1727 und 1921 sind geringfügige Ausnahmen 6 ). Für Curagao und Umgegend gelten als „verwoestend“
die Orkane von 1681, 1807, 1877, 1886 7 ); doch scheinen sie dort mehr angenehme Regenbringer zu sein.
Auf dem südamerikanischen Festlande kommen sie überhaupt nicht vor.
Von dem Kontinental-Mittelamerika reicht nur die östliche Spitze (Cabo Grazias ä Dios) in die
Orkanzone®). Über Yukatan streichen sehr häufig Orkane hin, ohne aber besondere Schäden außer an
der Ostküste zu verursachen.
*) D. R. f. G. 1896. *) Statesmans Year-Book (119). ’) Correspondence (20). *) Besonders erwähnt sei der fürchterliche
Orkan v. Okt. 1781, der auf Martinique u. a. Inseln nahezu 20000 Menschen das Leben kostete. s ) Aspinall (5) S. 143.
*) Gordian, Heft 636. ’) Encyclopedia (32). *) Sapper (98i.