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Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstünne.
d) In Porto Rico sind August- und Septemberstürme vorherrschend. Erstere entstehen meist
östlich der Leeward-Inseln, und gehen dann entweder in der Richtung Haiti—Bahama oder Kuba—Florida
weiter. Im September entspringen die Stürme oft westlich der Kleinen Antillen. Äußerst selten sind
Oktober-Hurricanes in Porto Rico. „Diese Tatsache ist solange bekannt, daß die Hohe Geistlichkeit seit
undenklicher Zeit angeordnet hat, daß die Priester in die Messe das Gebet „Ad repellendas tempestates“
in Porto Rico fiir die Monate August und September, aber nicht für den Oktober und in Kuba für die
Monate September und Oktober, aber nicht für den August aufgenommen haben *)“. Eine schlimme
Ausnahme von dieser Regel bildete der berüchtigte San Narciso-Hurricane vom 29. 10. 1867. Sehr
viele Orkane hat Porto Rico mit den nahe gelegenen Virgininseln gemeinsam, nur daß bei diesen ein
ausgeprägtes Maximum in den August fällt. Trotz seiner gebirgigen Natur ist Porto Rico den Orkanen
ganz und gar zugänglich; da auch die Breite der Insel gering ist, kommt es nicht selten vor, daß die
ganze Insel schwer heimgesucht wird. Die Wirtschaftsinstabilität läßt sich zahlenmäßig verfolgen. Am
verheerendsten wirkte der Orkan vom 8. August 1899. 6000 Menschenleben und Güter im Werte von
35 000000 Dollar*) fielen ihm zum Opfer, meist den durch wolkenbruchartigen Regen verursachten
Überschwemmungen s ). In der weiteren Entwicklung der Insel wurde dieser Orkan der Kaffeegewinnung
verhängnisvoll 4 ). Die Kaffee-Ernte des Jahres 1900 betrug nur Vs der gewöhnlichen; während die anderen
geschädigten Produkte sich rascher wieder erholen konnten, trat der Aufschwung der Kaffeeproduktion
nur ganz langsam ein, allerdings hatte dies auch verschiedene nicht geographische Gründe (Zoll und
Konkurrenzfragen). Die Ausfuhrstatistik zeigt diesen Umschwung deutlich:
1899 1900
Kaffee 10 809 Tonnen 2 420 Tonnen
Zuckerexport 11 522 ,, 5 442 „
Zuckerverbrauch 7 500 ,, 3 654 „
Melasse 1 543 700 „ 1 189 680 „
Tabak 486 „ 487 „
Gesamtwert der Ausfuhr 37 000 000 Dollar 11 101 000 Dollar
1902 hatten sich die Verhältnisse schon soweit gebessert, daß 122358 acres von 180 000 vor dem Sturm
wieder bebaut waren. 1903 wurde eine Jahresproduktion von 33 450 500 lbs gegen 48 460000 lbs vor
dem Sturm erreicht. Ähnlich sind auch auf den Jungfern-Inseln die Orkane von einschneidenden
Wirkungen begleitet. Bei St. Thomas kommen zu den landwirtschaftlichen Schäden auch noch die
Schiffsverluste hinzu, die bei seiner Bedeutung als Weltverkehrspunkt wesentlich in die Wagschale fallen.
Die Unsicherheit der Verhältnisse wirkte sogar auf die Politik ein. Nach einem Sturm im Oktober 1867
wurden nämlich die zwischen den Vereinigten Staaten und Dänemark gepflogenen Verhandlungen wegen
eines Verkaufs der dänischen Antillen abgebrochen 6 ). Besondere Katastrophen ereigneten sich ferner
1791, 1876, 1894 und 1916. Im 19. Jahrhundert wurden seit 1815 auf der Insel Porto Rico 18 bedeutendere
Orkane festgestellt.
e) Auf Jamaika sind August-Stürme vorherrschend. Die Orkane dieser Insel entspringen fast
ausnahmslos in der Gegend der Windward-Inseln und berühren unter Umständen Yukatan, im Oktober
Kuba. Auch auf dieser Insel läßt sich eine Instabilität aus den Exportziffern feststellen. Besonders
einschneidend war der Orkan von 1903. Unter seinem Einfluß verminderte sich die Kokosnußausfuhr
im Jahre 1904/5 um 10 Millionen Nüsse. Die Gesamtausfuhr zeigt folgenden Ausschlag'’’):
1902/3 1903/4 1904/5
2 292 335 £ 1 543 267 £ 1 436 725 £
Gleichlaufend mit der Abnahme des Exports geht auch eine Abnahme des Schiffsverkehrs:
1903: 853 ankommende Schiffe, 808 auslaufende Schiffe
1904: 599 „ ,. 510 „ „ 7 ).
l ) Bergholi Gaea 1899. *} Bellet (8 , S. 102. *) Vgl. hierzu M. W. R. 191(1, S. 334. ') Fischer (37), S. 42. 4 ) Garriott (43).
®) Consulat report 1904/5, S. 20 ff. *) Monthly consular reports Dez. 1904 Washington.