11
Dr. A. Schumacher, Die Gezeitenströmungen.
geringeren Tiefen keine ausreichenden Deviationsbestimmungen Vorlagen (Abb. 9, Tafel 1). Die Messungen
wurden bei leichten nördlichen bis vorwiegend östlichen Winden gemacht. Die für 18 m abgeleitete Strom
rose unterscheidet sich in Bezug auf die Geschwindigkeit wesentlich von den Diagrammen aus dem
August 1921: Eine Periode der Geschwindigkeit, wie sie in den Abbildungen 1 und 2, Tafel 2 deutlich
hervortritt, ist nicht erkennbar (und zwar weder bei vektoriellen noch bei arithmetischen Mittelwerten);
es besteht reiner Drehstrom 1 ).
Neben den Stromrosen sind für August 1921 aus allen zwanzig beobachteten Tiden noch Kurven für
die Geschwindigkeit allein wiedergegeben, die auf arithmetischer Mittelung beruhen (in der schon eben
erwähnten Abbildung 2, Tafel 2). Hierbei konnten auch die Messungen aus 10 m Tiefe benutzt werden. Die
Höchstgeschwindigkeit des Flutstromes ist durchweg um ein Geringes größer als diejenige des Ebbstromes,
sowohl bei den vektoriellen wie bei den arithmetischen Mitteln. Dies stimmt mit Wendickcs Befund überein
(a. a. O. S. 45 ff., vergl. auch die Tabelle 1 der vorliegenden Arbeit). Auch das Verhältnis der Höchst
geschwindigkeiten für den Ebb- bezw. Flutstrom in den verschiedenen Tiefen entspricht beiläufig den Er
gebnissen Wendickes: der Flutstrom ist in 5 m am stärksten, um nach der Tiefe hin abzunehmen (0.46 —
0.44 — 0.40 m/sec), während der Ebbstrom (0,41 — 0.43 — 0.36 m/sec) in 10 m Tiefe die größte Geschwin
digkeit hat.
Die Höchstgeschwindigkeiten des Ebb- und Flutstromes sind für beide Beobachtungstiefen bei Spring-
zeit fast um die Hälfte größer als bei Nippzeit. (Siehe Tabelle 1, Seite 12).
b) Auf den beiden Außenstationen bei Sylt, Lister Tief Ansteuerungstonne (außerhalb der Barre) und
Vortrapp Tief Einfahrt (innerhalb der Barre) Abb. 10 bis 12, Tafel 1, ähneln die Stromrosen in ihrer Gestalt
noch sehr den Diagrammen für die offene See („Poseidon“). Auch hier ergibt sich ein Übergangsstadium
zwischen reinem Drehstrom und alternierendem Strom und zyklonaler Drehungssinn. Dieser Charakter
der Stromrosen dürfte feststehen; die Richtungen für die einzelnen Mondstunden werden allerdings mit
gewissem Vorbehalt wiedergegeben, weil, wde schon erwähnt, die Deviationsverbesserungen von „Peil
boot 2“ auf „Peilboot 1“ und „5“ übertragen worden sind 2 ). Auch die Kurven der arithmetisch gemittel
ten Geschwindigkeiten (als Beispiel ist in Abb. 3, Tafel 2 Vortrapp Tief Einfahrt wiedergegeben) zeigen, im
Verlauf unverkennbare Ähnlichkeit mit den Kurven Abb. 2, Tafel 2 für „Poseidon“: langsamer An- und
Abstieg zwischen den Grenzwerten, ganz im Gegensatz zu den Geschwindigkeitskurven der Prielstationen
(Beispiel: Abb. 4, Tafel 2, „Senta“ bei Hörnum Odde).
Das Verhältnis der Geschwindigkeiten von Flut- und Ebbstrom kehrt sich gegenüber der „Poseidon“-
station um: Der Flutstrom ist schwacher als der Ebbstrom; die Höchstgeschwindigkeiten sind beimersteren
etwa 15 bis 30% geringer als beim letzteren. 3 ) Tn der Größenordnung der Geschwindigkeit besteht zwischen
beiden Stationen ein charakteristischer Unterschied: vor der Lister Tief-Barre ergeben sich etwa die gleichen
Werte der Höchstgeschwindigkeit wie auf der „Poseidon“-Station; im Vortrapp Tief hinter der Barre
dagegen etwa die anderthalbfachen bis doppelten Werte. Für Station Vortrapp Tief Einfahrt haben die
Geschwindigkeiten bereits dieselbe Größenordnung wie für die weiter prielaufwärts gelegenen Stationen.
c) Die Stationen in den eigentlichen Prielen hinter Sylt. Sämtliche Diagramme für diese Beobach
tungspunkte (Abb. 13 bis 32, Tafel 1) zeigen fast reinen alternierenden Strom. In dieser Ausprägung ist
das bei der Breite namentlich der oberen Wasserschichten nicht ohne weiteres zu erwarten. Tn den am wenig
sten von äußeren Einflüssen gestörten Tiefen von 5 und 10 m hält der Ebb- bezw. Flutstrom etwa 4 bis 5
J) Die Stromrose für 18 m Tiefe vom Juni 1920 darf — ungeachtet der vorstehenden Ausführungen — nicht ohne
weiteres auf die oberen Wasserschichten übertragen werden, unter Berufung auf die Ähnlichkeit der Stromrosen für 5 und
19 m im August 1921. Im Juni 1920 war das Wasser merklich geschichtet, ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen im
August 1921. Jedenfalls zeigen die Diagramme für Juni 1920 und August 1921, wie auffallend sich das Strombild auch
dicht über dem Boden je nach den Windverhältnissen ändert. —• Gezeitenstrombeobachtungen sollten stets
von fortlaufenden Reihenbestimmungen der Temperatur und des Salzgehaltes begleitet
sein, um den Einfluß der Durchmischung bezw. Schichtung auf die horizontale Wasser
bewegung (Gezeitenström -f- Reststrom) verfolgen zu können.
2 ) Auf „Peilboot 2“ schwanken die gefundenen Deviationsbeträge für 4 m Tiefe zwischen -j- 25°, für 8 m Tiefe
zwischen + 10° und — 8°.
3 ) Eine Ausnahme bilden nur die vektoriell gemittelten Werte für 4 m Tiefe bei Lister Tief.