Dr. B r u n o S v h u J z, Hydrogr. Unters., besonders über den DurchHiftungsKusUind in der Ostsee im Jahre 1922.
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vollständig ausgenutzt werden. Doch entspricht das der Betrachtung der Solenoide gewonnene Bild
dem soeben aus der Verteilung der übrigen Faktoren abgeleiteten. Zwischen Bornholm-Tief und der
Schwelle südlich der Mittelbank bestand eine ausgeprägte, in die Gotlandmulde hineinsetzende Bewegung.
Das schwere, kalte Muldenwasser von Station Alfh. 83 hatte Bewegumgskonipouenten nach Norden und
Süden, also nach den bislang nur wenig beeinflußten Gebieten. Wohl infolge der bereits in geringem
Maße erfolgten Beeinflussung durch das bornische Tiefwasser hatte das Wasser in 150 m Tiefe der Got
land -Tiefe Neigung zum Absinken.
War so nördlich der südlichen Schwelle zur Gotlandmulde, also östlich von Gotland, das hydro
graphische Bild des Muldenwassers belebt durch eindringendes und kürzlich hineingelangtes bornisches
Tiefwasser, zeigten im Gegensatz hierzu die hydrographischen Faktoren nördlich der Öland-Riff-
Schwelle, also westlich Gotland, ein Bild außerordentlicher Ruhe. Die Verteilung der Solenoide läßt er
kennen, daß ein Einströmen von Wasser aus dem Bornholm-Becken nicht in Frage kam. Im Gegenteil
hatte das Wasser in 40 m Tiefe über der Schwelle Neigung, auch nach dem Bornholm-Becken abzufließen,
bei ölands Rev.-Feuerschiff war die Dichte des Wassers in 40 m Tiefe und am Boden (48 m) nicht
viel höher, bei Bornholm-Tief dagegen in 40 m Tiefe nur Zur Beobachtungszeit kam jedenfalls ein
Einströmen von Wasser nicht in Frage. Daß auch kürzlich kein nennenswertes Zuströmen von Wasser
erfolgt war, dafür spricht der ganz ungestörte Verlauf der die Verteilung der einzelnen hydrographischen
Faktoren angebenden Linien, und daß dies auch schon seit längerer Zeit nicht der Fall gewesen war, zeigt
der außerordentlich schlechte Durchlüftungszustand des westlich Gotland gelegenen Teiles der Gotland
mulde.
Wir gewinnen also kurz zusammengefaßt folgendes Bild des hydrographischen Zustandes der Got
landmulde im Juli 1922:
Die alles in erster Linie beherrschende Erscheinung war der Gegensatz zwischen Ober
und Unterschicht. Die Grenze zwischen beiden hol) sich langsam auf dem Wege rings um Got
land, bei der tieferen Südschwelle beginnend bis zur flacheren ölands-Riff-Schwelle. Zur Unter
suchungszeit strömte bornisches Tiefwasser über die Südschwelle und sämtliche Stationen östlich
von Gotland waren bereits durch kürzlich eingedrungenes Wasser beeinflußt. Dagegen war
westlich Gotland keinerlei Anzeichen vorhanden, daß vor kürzerer oder längerer Zeit Wasser über
die Schwelle gelangt war. Die gleichmäßige Änderung der hydrographischen Faktoren auf dem
Wege links um Gotland, besonders die stetige Verschlechterung des Durchlüftungszustandes in
dieser Richtung sprechen dafür, daß die Erneuerung des Muldenwassers schon längere Zeit vor
der Gewinnung der hier diskutierten Beobachtungen ganz im wesentlichen, wenn nicht völlig
über die Schwelle südlich der Mittel-Bank erfolgt war.
Die starke Zunahme der freien Kohlensäure und Abnahme des Sauerstoffs im Muldenwasser
brachte es mit sich, daß die Zusammensetzung der im Wasser gelösten Luft in der Tiefe ganz anders als
an der Oberfläche war. Wie früher bereits für den Schnitt Jasnumd—Ystad im Arkonabecken 1 ), wurde
auch für die Stationen in der Gotlandmulde der Anteil der freien Kohlensäure und auch des Sauerstoffs
an der Gesamtluft berechnet. Es wurde dabei angenommen, daß auch in der Tiefe soviel Stickstoff und
Argon gelöst war, wie bei den betr. Werten von Temperatur und Salzgehalt dem Gleichgewichtszustände
mit der Atmosphäre entsprach * 5 ), und als Gesamtluft wurde die Summe des berechneten Stickstoffs und
Argon, der berechneten freien Kohlensäure und di* gleichfalls bestimmten Sauerstoffs angesehen. Die
folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Rechnung für die Station Alfh. 90, westlich von Gotland, hei der
die extremsten Verhältnisse festgestellt wurden.
Infolge des Einflusses der niedrigen Temperaturen ist die Menge der Luft im Wasser in der Un
terschicht nicht kleiner als in den oberen Wasserschichten, aber die Zusammensetzung ist völlig ver-
') Yergl. Annalen der Hydrographie 1922. S. 22 i'f. lind Tn Tel 2.
5 ) Pies ist eigentlich mit weniger beeilt zulässig ¡üs für die Berechnung des relativen Sauerstoff- und Kohlen-
siiti regelnd(es, da nitrifteiereude und deuitri fixierende Bakterien auf die Stickstoff menge einwirken, doch stören
diese keineswegs den Charakter der behandelten Erscheinungen, ihr Einfluß sei deswegen hier nicht näher behandelt.