Skip to main content

Full text: 41, 1923

Dr. B r u n o S v h u J z, Hydrogr. Unters., besonders über den DurchHiftungsKusUind in der Ostsee im Jahre 1922. 
19 
vollständig ausgenutzt werden. Doch entspricht das der Betrachtung der Solenoide gewonnene Bild 
dem soeben aus der Verteilung der übrigen Faktoren abgeleiteten. Zwischen Bornholm-Tief und der 
Schwelle südlich der Mittelbank bestand eine ausgeprägte, in die Gotlandmulde hineinsetzende Bewegung. 
Das schwere, kalte Muldenwasser von Station Alfh. 83 hatte Bewegumgskonipouenten nach Norden und 
Süden, also nach den bislang nur wenig beeinflußten Gebieten. Wohl infolge der bereits in geringem 
Maße erfolgten Beeinflussung durch das bornische Tiefwasser hatte das Wasser in 150 m Tiefe der Got 
land -Tiefe Neigung zum Absinken. 
War so nördlich der südlichen Schwelle zur Gotlandmulde, also östlich von Gotland, das hydro 
graphische Bild des Muldenwassers belebt durch eindringendes und kürzlich hineingelangtes bornisches 
Tiefwasser, zeigten im Gegensatz hierzu die hydrographischen Faktoren nördlich der Öland-Riff- 
Schwelle, also westlich Gotland, ein Bild außerordentlicher Ruhe. Die Verteilung der Solenoide läßt er 
kennen, daß ein Einströmen von Wasser aus dem Bornholm-Becken nicht in Frage kam. Im Gegenteil 
hatte das Wasser in 40 m Tiefe über der Schwelle Neigung, auch nach dem Bornholm-Becken abzufließen, 
bei ölands Rev.-Feuerschiff war die Dichte des Wassers in 40 m Tiefe und am Boden (48 m) nicht 
viel höher, bei Bornholm-Tief dagegen in 40 m Tiefe nur Zur Beobachtungszeit kam jedenfalls ein 
Einströmen von Wasser nicht in Frage. Daß auch kürzlich kein nennenswertes Zuströmen von Wasser 
erfolgt war, dafür spricht der ganz ungestörte Verlauf der die Verteilung der einzelnen hydrographischen 
Faktoren angebenden Linien, und daß dies auch schon seit längerer Zeit nicht der Fall gewesen war, zeigt 
der außerordentlich schlechte Durchlüftungszustand des westlich Gotland gelegenen Teiles der Gotland 
mulde. 
Wir gewinnen also kurz zusammengefaßt folgendes Bild des hydrographischen Zustandes der Got 
landmulde im Juli 1922: 
Die alles in erster Linie beherrschende Erscheinung war der Gegensatz zwischen Ober 
und Unterschicht. Die Grenze zwischen beiden hol) sich langsam auf dem Wege rings um Got 
land, bei der tieferen Südschwelle beginnend bis zur flacheren ölands-Riff-Schwelle. Zur Unter 
suchungszeit strömte bornisches Tiefwasser über die Südschwelle und sämtliche Stationen östlich 
von Gotland waren bereits durch kürzlich eingedrungenes Wasser beeinflußt. Dagegen war 
westlich Gotland keinerlei Anzeichen vorhanden, daß vor kürzerer oder längerer Zeit Wasser über 
die Schwelle gelangt war. Die gleichmäßige Änderung der hydrographischen Faktoren auf dem 
Wege links um Gotland, besonders die stetige Verschlechterung des Durchlüftungszustandes in 
dieser Richtung sprechen dafür, daß die Erneuerung des Muldenwassers schon längere Zeit vor 
der Gewinnung der hier diskutierten Beobachtungen ganz im wesentlichen, wenn nicht völlig 
über die Schwelle südlich der Mittel-Bank erfolgt war. 
Die starke Zunahme der freien Kohlensäure und Abnahme des Sauerstoffs im Muldenwasser 
brachte es mit sich, daß die Zusammensetzung der im Wasser gelösten Luft in der Tiefe ganz anders als 
an der Oberfläche war. Wie früher bereits für den Schnitt Jasnumd—Ystad im Arkonabecken 1 ), wurde 
auch für die Stationen in der Gotlandmulde der Anteil der freien Kohlensäure und auch des Sauerstoffs 
an der Gesamtluft berechnet. Es wurde dabei angenommen, daß auch in der Tiefe soviel Stickstoff und 
Argon gelöst war, wie bei den betr. Werten von Temperatur und Salzgehalt dem Gleichgewichtszustände 
mit der Atmosphäre entsprach * 5 ), und als Gesamtluft wurde die Summe des berechneten Stickstoffs und 
Argon, der berechneten freien Kohlensäure und di* gleichfalls bestimmten Sauerstoffs angesehen. Die 
folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Rechnung für die Station Alfh. 90, westlich von Gotland, hei der 
die extremsten Verhältnisse festgestellt wurden. 
Infolge des Einflusses der niedrigen Temperaturen ist die Menge der Luft im Wasser in der Un 
terschicht nicht kleiner als in den oberen Wasserschichten, aber die Zusammensetzung ist völlig ver- 
') Yergl. Annalen der Hydrographie 1922. S. 22 i'f. lind Tn Tel 2. 
5 ) Pies ist eigentlich mit weniger beeilt zulässig ¡üs für die Berechnung des relativen Sauerstoff- und Kohlen- 
siiti regelnd(es, da nitrifteiereude und deuitri fixierende Bakterien auf die Stickstoff menge einwirken, doch stören 
diese keineswegs den Charakter der behandelten Erscheinungen, ihr Einfluß sei deswegen hier nicht näher behandelt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.