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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1922, Heft 1.
talen Typus, am reinsten der Frühling, während der Sommer das mittägliche Minimum kaum zum
Ausdruck bringt.
Ein weiterer Unterschied zwischen dem Golffeld und den übrigen Feldern zeigt sich, wenn wir
die Größe der Amplitude betrachten. Während diese in den 3 ersten Feldern im Winter am größten,
in der wärmeren Jahreszeit am geringsten ist, zeigt umgekehrt das Feld der Golfregion im Winter die
kleinste Schwankungsweite, im Frühling und Sommer die größte.
Zur Betrachtung der Verhältnisse auf dem Lande haben wir 3 Stationen ausgewählt, nämlich Port
au Prince als Vertreter einer Inselstation, New Orleans als Küstenort und San José de Costarica als
Gebirgsstation aus dem Innern. Leider ließ sich nur für Port au Prince die stündliche Regenhäufig
keit bestimmen, bei den beiden anderen Beobaohtungsorten sind die Stundenmengen des Niederschlags
in Tausendteilen der Tagesmengen berechnet (Tab. XIV). Die tägliche Periode der Regenmenge stimmt
mit derjenigen der Regenhäufigkeit zwar nicht völlig überein [vgl. 90,147], doch ist anzunehmen, daß
bei dem stark ausgesprochenen Gange des Niederschlags in den Tropen diese Abweichungen nicht
allzu groß sein werden.
In Port au Prince fällt in den Vormittagsstunden fast überhaupt kein Regen, nur im Herbst und
Winter erhebt sich die Regenhäufigkeit um ein geringes über den Nullwert. Gegen Mittag beginnt sie
jedoch zu steigen, erst langsam, dann rapid, bis der Maximalwert im Herbst, Winter und Frühling
gegen 8p, im Sommer schon gegen 6p erreicht wird. Dann folgt ein starker Abfall, bis kurz nach Mitter
nacht der Nullwert wieder erreicht ist. A. Ackermann schreibt über die Regenverhältnisse von Port au
Prince folgendes [ö. M. Z. 1869,69]: „Zu Port au Prince fällt der Regen selten am Vormittag, und es
gibt jährlich nur 3—4 europäische Regentage, d. h.solche, an denen es beständig regnet. Die Nach
mittagsregen sind gewöhnlich von Gewittern begleitet; bei weitem die größte Regenmenge fällt bei
Nacht und auch von den lokalen Gewittern kommen Vs auf die Nacht.“
New Orleans zeigt im Sommer und Herbst den gleichen Gang der Regenverteilung wie Port au
Prince, ein einfaches Max., das allerdings früher liegt, nämlich schon um 2p. Im Winter und Frühling
haben wir neben dem überragenden Hauptmax. um 6p bezw. 4p ein schwächeres Max. in den Morgen
stunden. Typisch ausgeprägt sind hier wieder die Unterschiede in den Amplituden, geringe Schwan
kungsweite im Winter und Frühling, große in der wärmeren Jahreszeit. Coberly bemerkt zu dem Nach
mittagsmaximum [M.Z. 1917,199]: „Der größere Teil des Sommerregenfalls tritt ein in Begleitung von
lokalen Gewittern, welche während der 4 Monate Juni bis September nahezu in der Hälfte aller Tage
auftreten, am häufigsten im Juli. Das häufige Auftreten dieser „Wärmegewitter“ (convectional rains)
im südöstlichen Louisiana, und besonders um New Orleans, ist zweifellos begründet in der Lage dieser
Stadt. Dieselbe ist fast gänzlich von Wasser umgeben und gibt dem Sommerklima den Charakter einer
subtropischen Insel: Klares Wetter während der Nacht und in den ersten Morgenstunden, rasches An
wachsen von Cumuli während des Vormittags, die sich in Gewitterschauern während der wärmsten
Tagesstunden entladen, bei Fehlen von Temperaturextremen.“
San José de Costarica bietet in dem täglichen Gang der Niederschlagsmengen, der nach Angaben
im Boletin del Instituto Fisico-Geografico für die Jahre 1889—1900 berechnet wurde, nichts Neues.
Die Verhältnisse sind dieselben wie bei New Orleans, nur noch extremer, insofern als in den Vor
mittagsstunden sozusagen überhaupt kein Niederschlag fällt. Nur der Winter zeigt wieder zwei kleine
Nebenmaxima am Morgen um 2a und 5a. Das Hauptmax. wird übereinstimmend im Winter, Frühling
und Sommer um 4p, im Herbst um 5p erreicht. Die Amplitude beträgt im Winter 137°/oo, im Frühling,
wo sie am größten ist, 166°/oo!
Fassen wir die gewonnenen Resultate noch einmal zusammen, so haben wir folgendes feststellen
können:
Auf dem freien Ozean und im Caribischen Meeresbecken ist der sogen, ozeanische Typ mit einem
Min. am Mittag, einem Max. in der Nacht herrschend im Winter, Frühling und Sommer. Im Herbst
I ritt ein Mischtyp auf, gekennzeichnet durch ein Hauptmax. in der Nacht bezw. am frühen Morgen, ein
2. Max. um 4p, das Hauptmin. am Mittag und ein Nebenmin. am Abend.