Dr. W. K1 o s t e r: Bewölkungs-, Niederschlags- u. Gewitterverhältnisse d. westind. Gewässer u. d. allgrenz. Landmassen. 33
In dem Binnenmeere des Golfes ist der ozeanische Typ nicht mehr vertreten, im Herbst und auch
im Winter herrscht der Mischtyp, im Frühling und Sommer der kontinentale Typus, ausgezeichnet'durch
ein Hauptmax. am Nachmittage, kleines Sekundärmax. am frühen Morgen, Hauptmin. nach Mitter
nacht, Nebenmin. gegen Mittag.
Der kontinentale Typ ist unumschränkt herrschend an allen 3 betrachteten Landstationen. Das
Nebenmax., das in der kälteren Jahreszeit noch ausgebildet ist, verschwindet in der wärmeren Jahres
periode.
Die Amplituden sind beim kontinentalen Typ im Sommer am größten, beim ozeanischen umge
kehrt im Winter.
Eine Erklärung für die Verhältnisse dürfte unschwer zu finden sein, wenn wir an die Konden
sationsursachen denken, wie wir sie- auf S. 9 angeführt haben. Das Max. am Nachmittage wird be
dingt durch die dynamische Abkühlung der infolge der Erwärmung aufsteigenden Luftmassen. Das
Max. ist im Sommer am stärksten, weil dann infolge der stärkeren Erwärmung leichter ansteigende
Luftströme entstehen, ferner weil zu dieser Zeit die Gewittertätigkeit ihren Höhepunkt erreicht. Auf
dem Meere kann sich ein nachmittägliches Max. im Herbst aus dem Grunde am ehesten ausbilden, weil
dann der Passat am schwächsten entwickelt ist und deshalb eher vertikale Luftzirkulation eintreten
kann. Sonst sind ja auf dem Meere im allgemeinen die Bedingungen zu starker Luftauflockerung bei
weitem nicht in dem Maße gegeben wie auf dem Lande.
Das nächtliche Maximum dagegen ist eine Folge der Abkühlung durch die Wärmestrahlung in
der Nacht. Diese wird im Winter und auf dem Ozean natürlich am stärksten sein, daher die stärkere
Ausbildung dieses Max. im Winter und das Vorherrschen dieses Typus auf dem Meere.
Vergleichen wir noch kurz die für die bei der Betrachtung der täglichen Periode des Niederschlags
gewonnenen Resultate mit denen, die wir bei dem täglichen Gange der Bewölkung gefunden haben, so
finden wir, wie ja nicht anders zu erwarten stand, eine gute Übereinstimmung. Auf den Parallelverlauf
von Bewölkung und Regen von Port au Prince wurde bereits an anderer Stelle hingewiesen. Aber
auch auf dem Meere zeigen sich bei beiden Elementen die gleichen Züge im täglichen Verlaufe, schärfere
Ausprägung des Nachmittagmaximums im Sommer, stärkere Ausbildung des Max. in der Nacht bezw.
am Morgen in der kälteren Jahreszeit.
5. Bemerkungen zur Niederschlagskarte (Karte 21, Tafel 4).
Der Versuch, auch für das Meer nach der Supanschen Methode aus gelegentlichen Niederschlags
messungen und der Regenhäufigkeit die jährliche Niederschlagshöhe zu berechnen, scheiterte aus den
auf Seite 23 angeführten Gründen.
Auf folgendem Wege wurde nun versucht, doch auch für die Niederschlagsmengen ein gemein
sames Bild für Land und See zu gewinnen. Auf Grund der größtenteils neu berechneten Niederschlags
beobachtungen von insgesamt 485 Stationen wurden auf der Arbeitskarte (Stielerkarte 1 :7 500 000, die
auch den anderen Kartogrammen als Grundlage diente,) die Jahresisohyeten entworfen.
Für einen Teil von Mittelamerika waren wir trotz reichlicheren Beobachtungsmaterials doch auf
Zuhilfenahme der von Sapper (96) nach den Vegetationsformationen entworfenen Regenkarte angewiesen.
Für Niederkalifornien sind die Linien nur hypothetisch nach den Schätzungen von G. Eisen ge
zogen (Explorations in the Central part of baja California. Bull, of the American Geogr. Society Vol.
XXXII, 1900, 397—429; Auszug M. Z. 04, 194—195).
Das Beobachtungsmaterial, das der Karte zu Grunde liegt, entstammt verschieden langen Beob
achtungsreihen und verschiedenen Zeiträumen; eine Reduktion auf gleiche Periode erwies sich als un
möglich aus Mangel an geeigneten Normalstationen. Die sich gegebenenfalls herausstellenden Korrek
tionen dürften bei der Größe unserer Stufen auch wohl keine bedeutende Änderung hervorrufen.
Auf eine Erklärung der Verteilung der einzelnen Niederschlagsstufen können wir wohl verzichten,
da bei der Karte der Regenhäufigkeit, die in den Hauptzügen ein analoges Bild zeigt, die nötigen Her
leitungen aus den Luftdruck- und Windverhältnissen schon gegeben sind.