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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920. Heft 6.
In 4—6°N 3—7° W erreicht im Juni und Juli die Stabilität mit 90—91% und die Stromstärke mit
40.1 Sm. und 88.3 Sm. ihren Höhepunkt. Die Stabilität sinkt nie unter 75 %. Neerströme unter der
Küste scheinen also nur selten zu sein. Dies zeigt auch der prozentuale Anteil der Westkomponente
während ihrer Hauptausbildung von September bis Januar, wo 11% den Höchstwert im November
darstellen.
Mit dem Überschreiten des Greenwicher Meridians nach Osten hin
werden die Verhältnisse bedeutend wechselvoller. Die Nordküste tritt in der Bucht
von Benin weit zurück, so daß sich das Wasser über eine größere Fläche verteilen kann. Außerdem
biegt die Stromkante nach Süden aus. Nördlich der Linie merken wir nur noch in wenigen Monaten
des Südwinters etwas vom Äquatorialstrom. An seine Stelle treten Nordversetzungen, die, je mehr wir
uns der Küste von Niederguinea nähern, mit umso größerer Beständigkeit auftreten. Es war schon im
westlichen Teile unseres Gebietes nicht möglich, den Guineastrom nach Süden hin fest zu begrenzen.
Er bildet ein Ganzes mit den Nordversetzungen, die nach Osten zu einen immer breiter werdenden
Streifen einnehmen. Wir können unter Guineastrom daher nur den Teil der Monsuntrift verstehen,
in dem die Ostbewegungen in hoher Beständigkeit und Stärke vorherrschen, also das Gebiet nördlich
von 3° N etwa. Diese Vorherrschaft der Ostströmung muß aber um so mehr zurücktreten, je mehr die
Strömung sich in die Breite ausdehnen bann, je weniger sie durch eine südliche Stromkante eingeengt
wird, und je mehr sich die Nordkomponente des von der südlichen Halbkugel kommenden Teiles der
Monsuntrift bemerkbar macht. Die nördlichste und östlichste Lage nimmt die Stromkante von Mai bis
August ein. Im Juni geht sie 30 Sm. nordöstlich von Anno Born vorüber, so daß die Insel dann von
der Passattrift umflossen wird. Im Juli ist die Stromkante durchschnittlich gar nur noch 15 Sm. von
St. Thomd entfernt. Es wird also anzunehmen sein, daß diese Insel zeitweise im Bereiche der Passattrift
liegt. Nur ein schmaler Küstenstreifen bis St. Paul de Loanda wird in diesem Monat südlich des
Äquators von der Monsuntrift mit 15.8—17.2 Sm. Geschwindigkeit eingenommen. Die Stabilität' beträgt
über 60%. Nördlich des Äquators setzt das Wasser auf den innersten Winkel der Bucht von Biafra zu.
Es fließt von Kap Lopez aus fast geradlinig nach NzO weiter. Nach Westen zu wird die
Kurve des zufließenden Äquatorialstromwassers bald sehr stark, so daß wir bei 4° N schon die Verhält
nisse antreffen, wie sie westlich vom Nullmeridian herrschen. Doch ist die Stärke und Beständigkeit
des Stromes hier geringer.
In den folgenden Monaten verlagert sich die Stromkante immer weiter nach Südwesten. Dem
gemäß biegt das Wasser mit immer flacherer Kurve um, und der Oststrom kann sich weiter nach Süden
ausbreiten. Im Oktober liegt die Stromkante am weitesten südlich. Dann reicht der Guineastrom auch
fast bis auf 2° N herab und strebt auf Kribi zu.
Die durchschnittliche Stärke der Guineaströmung zwischen 0—8° О und die Lage der Stromkante
auf 4° О ist folgende:
Januar Februar März April Mai Juni Juli Angust Sept. Oktober Nov. Dez.
Stromstärke 17.6 16.9 14.3 14.9 16.6 17.6 18.2 18.0 18.0 17.7 16.8 ' 16.6 Sm.
Stromkante 2.7° S.Br. 3.1° S.Br. 2.7° S.Br. 2.3°S.Br. 1.7°S.Br. 0.2°N.Br. 0.6°N.Br. 0.5°S.Br. 2.2°S.Br. l.FS.Br. 3.0°S.Br. 2.4°S.Br.
Der Gang der Stromstärke stimmt also im Allgemeinen mit dem westlichen Teile überein und folgt
ungefähr der Lage der Stromkante. Doch ist die Stromstärke geringer geworden. Im März ist der
Guineastrom am schwächsten ausgebildet. Einmal ist seine Stärke am geringsten, dann hat er sich
aber auch am weitesten nach Norden zurückgezogen. Wir finden ihn nur noch in der Bucht von Benin
und im Norden der Bucht von Biafra.
Von November bis Februar fällt der Südstrom bei Fernando Po auf. Er besitzt eine Stabilität
von 34, 18, 23 und 17%. Er kann also nur schwer gegen den von Kap Lopez kommmenden Nordstrom
ankämpfen, der eine Beständigkeit von 55, 60, 55 und 35% mit 10.6, 12.4, 14.0 und 14.0 Sm. arithmeti
scher Geswindigkeit aufweist, und verliert sich wahrscheinlich in Wirbelbildungen.
Die Gegenströme in der Bucht von Benin sind nur in einigen Monaten von größerer Bedeutung.
Einigermaßen treten sie von November bis April hervor, also im allgemeinen zu der Zeit, wo die