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Full text: 38, 1920

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —> 192(1. Heft 6. 
kungen der Jahrestemperatur in Chinchoxo hin, die ihm für einen äquatornahen Küstenort viel zu hoch 
erscheinen. Darum möchte er diese starke Amplitude mit dem Wechsel der an der Küste vorhandenen 
Meeresströmungen in Zusammenhang bringen, kann aber beim Fehlen genauer Beobachtungen über 
Richtung und Temperatur dieser Strömungen keinen sicheren Schluß ziehen. Da ergreift nun einige 
Jahre später Pechuel-Lösche das Wort, einmal nach seiner ersten Reise im Werke über die 
Loango-Expedition 1 ), dann nochmals nach seiner zweiten Reise unter besonderer Berücksichtigung der 
Küstenformen 3 ). In letzterem 1 Werke geht der Forscher zunächst von der Voraussetzung aus, daß 
Meeresströmungen, ebenso wie Peschei und Krümmel meinten, die Küstengestalt beeinflussen 
könnten. Unter dieser Annahme erblickt er auch in der Gestalt des Kap Lopez und des Ogowe-Deltas 
einen Beweis für die Richtung der Strömung. Jedoch streitet er tatsächlich den Küstenformen irgend 
welche Beweiskraft ab, insbesondere aber für unsere Benguelaströmxmg; denn andere Beobachtungs 
tatsachen stehen mit einer nördlichen Stromrichtung in Widerspruch. Pechuel-Lösche bat die 
Gestade südlich von Kap Lopez mehrmals besucht und ist daraufhin zur Ansicht gekommen, daß sich 
die Guineaströmung nicht bloß vorherrschend, sondern höchstwahrscheinlich ganz regelmäßig bis weit 
südwärts vom Ogowe-Gebiete, vielleicht bis Loango, erstreckt. 
Die verschiedene Farbe der beiden Strömungen, das Auftreten der einer jeden eigentümlichen 
Lebewesen, sind so Charakteristische Kennzeichen für dje verschiedene Herkunft der Gewässer, daß 
sie einem jeden einigermaßen aufmerksamen Beobachter auffallen müssen. Das Thermometer löst 
schließlich jeden Zweifel. 
Im Jahre 1882 verfolgte er die Guineaströmung gar bis zur Kongomündung, ja im April und Mai 
noch darüber hinaus. Jedoch hebt er hervor, daß dieser seit mehr als einem halben Jahre herrschende 
Zustand nur eine Ausnahme bildete. 
Hören wir nunmehr die Angaben zweier Seeleute®). Kapitän L. Segebarth vom Schiffe 
„Agnes“ schreibt: „Nach Erkundigungen, die ich bei Lotsen und Küstenschiffern eingezogen habe, 
ist es für ein beladenes Schiff unmöglich, längs der Küste von Kap Lopez bis zur Kongomündung gegen 
den Strom aufzukreuzen. Selbst Schiffe und beladene Küstenfahrer, welche vom Kuilu und Landana 
kommen, lassen, wenn sie flauen Seewind haben, manchmal 200—260 Sm. von der Küste abstehen und 
laufen dann den Kongo von Süden bei den roten Klippen oder bei Point Padrón an.“ 
Ferner äußert sich Kapitän C. v. d. Heyden vom Schiffe „Albert Reimann“ auf den Rat 
des Segelhandbuohes, in der Nähe der Küste aufzukreuzen, da hier die Gegenströmung am geringsten 
sei: „Über diesen Punkt habe ich viel nachgedacht und nicht nur mit mehreren Kapitänen, die Jahre 
lang und zu allen Jahreszeiten nach dem Kongo, fahren, sondern auch mit den anderweitigen küste- 
bewohnenden und mit den lokalen Verhältnissen bekannten Kaufleuten und Führern von Küstenfahrern 
Rücksprache genommen und bin zu der Überzeugung gekommen, daß von Norden kommende und nach 
dem Kongo bestimmte Schiffe zu jeder Jahreszeit die Nähe der Küste meiden müssen. Die Strömung 
nach Norden und Nordnordwesten ist gerade an der Küste am stärksten und reicht fast bis zum Kap 
Lopez hinauf. 
Kapitäne, welche von Kap Lopez südwärts nach dem Kongo oder weiter bestimmt sind, erhalten 
von sachkundigen Kaufleuten und Küstenfahrern stets den Rat, daß sie erst auf Backbordhalsen nach 
Westen segeln und dann nach Süden aufkreuzen müssen, um die Kongomündimg in ungefähr 150 Sm. 
Abstand zu umsegeln und sich nun der Küste wieder zu nähern. Selbst Schiffe, welche von Landana 
nach dem Kongo bestimmt sind, sogar Küstenfahrer, nehmen diesen Umweg.“ 
Man sieht also ganz auf allende Gegensätze in den Ansichten zu Tage treten. Zunächst stellen 
wir eines fest: Es herrscht südlich von Kap Lopez kein dauernder Südstrom. Ja, der Südstrom ist 
nicht einmal vorherrschend. Dies entnehmen wir den Angaben der beiden Kapitäne. Wir müssen deren 
Angaben höher einschätzen als die Peehuel-Lösches; denn sie beziehen sich auf tatsächlich beob 
achtete Versetzungen, während Pechuel-Lösche aus den Begleiterscheinungen zurückschließt. 
1 ) Die Loango-Expedition, Bd. III, 1. Teil, 1882, Leipzig. 
s) Pechuel-Lösche, Flachküsten, Meeresströmungen u.Brandung in: Globus, Bd. 50, 1886, S. 40—42, 
3 ) Deutsche Seewarte, Segelhandbuch des Atlant, Ozeans, 3, Aufi. 1910, S. 432,
	        
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