Nr. t.
Die Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ im Jahre 1911
A. Ozeanographie.
Im Aufträge der Deutschen Seewarte bearbeitet von
Prof. Dr. O. Schott und Dr. B. Schulz.
§ 1.
Allgemeines. Reiseausrüstung und Reiseverlauf. Reiseaufgaben.
S. M. Vermessungsschiff „Möwe“, im Jahre 1906 nach ungefähr den gleichen Plänen wie S. M. S.
„Planet“ ’) von der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven erbaut, hatte ursprünglich sogleich nach Fertig
stellung ebenfalls in die Südsee gehen sollen; es war deshalb auch, ähnlich wie s. Zt. für „Planet“, so
gleich eine vollständige wissenschaftliche Ausrüstung für die Zwecke der Tiefseeforschung und atmo
sphärischen Höhenforschung durch die Seewarte zu Hamburg beschafft worden. Infolge dringender
Vermessungsaufgaben in den heimischen Gewässern blieb aber das unter dem Kommando des Korv.-Kapt.
Nippe erstmalig am 1. April 1907 in Dienst gestellte Fahrzeug noch volle 4 Jahre in der Heimat. Als
dann im Winter 1910/11 die Ausreise zunächst nach Deutsch-Südwestafrika in das Auge gefaßt werden
konnte, galt es, die inzwischen schon in mancher Hinsicht etwas veraltete Ausrüstung zu modernisieren,
zugleich aber diejenigen Gegenstände besonders der chemischen Ausrüstung zurückzubehalten, die ent
behrlich wurden, weil von der Einschiffung eines Gelehrten, wie sie s. Zt. bei „Planet“ stattgefunden
hatte, diesmal abgesehen wurde, auch der Schiffsarzt nicht mit biologischen, speziell bakteriologischen
Untersuchungen betraut war; auch war keine stereophotogrammetrische Ausrüstung vorgesehen. Diese
Einschränkungen personeller und sachlicher Natur wollen im Hinblick auf den naheliegenden Vergleich
mit den wissenschaftlichen Arbeiten auf der Ausreise S. M. S. „Planet“ * 2 ) beachtet sein. Da im übrigen
aber die Ausrüstung der des „Planet“ entsprach, so kann auf die Liste der Ausrüstungsgegenstände
verwiesen werden, die im „Planet“-Werke, Band I, S. XI—XV abgedruckt ist.
Reiseaufgaben. „Möwe“ wurde am 1. April 1911 unter dem Kommando des Korv.-Kapt. W o d a r z
für die Auslandreise in Dienst gestellt; die Leitung der astronomischen, ozeanographischen, meteoro
logischen und magnetischen Arbeiten war dem I. Offizier, Kapitänleutnant Schlenzka, übertragen.
Umfang und Art der ozeanographischen Aufgaben, um die es sich hier handelt, wurden hauptsächlich
dadurch bestimmt, daß das Schiff — von 49 m Länge, 10 m Breite, 650 t Deplacement, 350 PS, einer
Geschwindigkeit von allerhöchstens 9 Sm und einer Kohlenfassung von 1901 — unter günstigsten Um
ständen zwar über einen Aktionsradius von 4000 Sm verfügt, aber die Ausreise ohne erhebliche Umwege
ausführen sollte. Daher vollzog sich die Fahrt im wesentlichen in nicht zu großen Abständen von den
westafrikanischen Küsten, umsomehr, als auch Kamerun anzulaufen war.
*) Vergl. Forschungsreise S. M. S. „Planet“ 1906/07, hrgg. vom Reichs-Marine-Amt.
Berlin 1909. Seite XV.
2 ) Ebenda, III. Baud; Ozeanographie. Berlin 1909.
I. Band: Reisebesehreibung.
Archiv 1914. 1.
1