Prof. Dr. G. Schott und Dr. B. Schulz: Die Forschungsreise S. M. S. „Möwe“ hn Jahre 1911. A. Ozeanographie.
vorgesehenen Faktoren; dazu kam noch die Ab
lesung des Aßmann’schen Aspirationspsycho-
meters, das regelmäßig in Gang gesetzt wurde
und neben der wahren Luftttemperatur auch die
Luftfeuchtigkeit lieferte. In einem besonderen
ozeanographischen Tagebuch wurden die Beobach
tungen der Wassertemperaturen, des Salzgehaltes,
der Dichte und Farbe der Meeresoberfläche ein
getragen; der Salzgehalt zunächst indirekt mittelst
Araeometer errechnet, doch gestatteten regelmäßig
entnommene Wasserproben durch die später auf
der Seewarte in Hamburg vorgenommene Chlor-
titrirung eine Kontrolle, bezw. Korrektion dieser
Bestimmungen. Ein kardanisch auf der Brücke
auf gehängter Regenmesser lieferte die Nieder
schlagsmengen.
Die zweite Fahrtstrecke, von Cadiz nach Santa
Cruz (Teneriffa) in den Tagen des 29. Mai bis
4. Juni bei vorwiegend nordwestlichen und nörd
lichen mäßigen Winden zurückgelegt, brachte
schon eine umfangreiche ozeanographische Tätig
keit, hauptsächlich das auf der Höhe von Mogador
von der Schelfkante aus westwärts bis auf rund
ISO Sm Entfernung in 5 Tiefseestationen (Nr. 7
bis 11) gelegte Profil, den sogenannten Moga
dor s c h n i 11. Da jeweils bis 10C0 m Tiefe hinab,
manchmal noch tiefer, die Arbeiten geführt
wurden, die Tiefentemperaturen durch doppelte
Messung kontrolliert, Tiefwasserproben sowohl in
Flaschen gefüllt als auch (für die spätere Gas
untersuchung) in evakuirte Röhren eingeschmol
zen wurden, dazu die ersten Tiefenstrommessungen
hinzu kamen, so war das beteiligte Personal reich
lich angestrengt; denn es mußte bei der einander
nahe benachbarten Lage der Stationen auch nachts
gearbeitet werden. Hierbei wurde nun die merk
würdige Entdeckung der erheblichen Temperatur
zunahme und Salzgehaltszunahme von rund 600 m
Tiefe ab gemacht, eine Tatsache, die man sich an
Bord zuerst gar nicht erklären konnte und die da
her zu begreiflichen Zweifeln an der Richtigkeit
der Ergebnisse Anlaß bot, aber in Verbindung mit
den Untersuchungen des „Thor“ 1 ) und „Michael
Sars“ * 2 ) in vorzüglicher Weise erkennen läßt, daß
*) Joh. Schmidt, Report on the Danish oceanographi
cal expeditions 1908/10, vol. I., Kopenhagen 1912. S. 179 if
(Nielsen). Vergl. besonders Stat. 91, 09; siehe auch
Annalen der Hydrographie 1910, S. 665.
2 ) Murray-Hjort, the depths of the Ocean, London
1912, S. 292 (Heiland-Hansen).
1*