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Full text: 34, 1911

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Aus dem Archiv der Deutschen Seevvarte. 1911, Nr. 4. 
einander nahezu. Der Herbst kann eine höhere Schwankung haben als der Frühling und zeigt sich dann 
dem Winter verwandt, oder das Umgekehrte hat statt. Dann gesellt sich der Frühling zum Winter, und 
der Herbst ähnelt mehr dem Sommer. 
In Europa haben z. B. die Mittelmeerländer einen atmosphärisch ruhigeren Herbst, die übrigen 
Gebiete zeigen dagegen einen atmosphärisch ruhigeren Frühling. In Südeuropa herrscht noch der Sommer, 
während im Norden der Winter seinen Einzug bereits gehalten hat. 
Eine kleinere Herbstschwankung zeigen vielfach die Länder niederer Breiten. Sie findet statt in 
Australien, im südlichen Nordamerika, im nördlichen Südamerika und im südlichen Asien. Im höheren 
Norden zeigt sich der Herbst mehr dem Winter verwandt. Die großen atmosphärischen Störungen setzen 
bei dem Rückzüge der Sonne im Norden eben eher ein als im Süden. 
Wir haben gesehen, daß der normale Typus der winterlichen Maximalität bereits Unterbrechungen 
erleidet. Noch viel weniger vermag man die Zeit der größten Schwankungen auf einen bestimmten Monat 
zu lokalisieren. Allgemein läßt sich als Regel aufstellen, daß für den Monat der größten Barometerschwankung 
einer der Monate des meteorologischen Winters in Betracht kommt und für den Monat der geringsten 
Schwankung ein Sommermonat. 
Die Abweichungen von dieser Regel haben wir zum Teil schon bei der Besprechung der Jahres 
zeiten erörtert. Nachzutragen sind die hohen September- und Oktoberschwankungen des südlichen und 
südöstlichen Australiens, die allerdings nicht so bedeutend sind, um eine der Ubergangsjahreszeiten zur 
dominierenden zu machen. Diese Maxima sind in keiner Weise deutlich erkennbar. Eher könnte man das 
Überwiegen der Frühjahrschwankungen (September, Oktober, November) über die Herbstschwankungen 
(März, April, Mai) geltend machen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Auftreten der Südweststürme 
oder der „Southerly bursters“ '), welche besonders im Frühjahr und Sommer an der Süd- und Südostküste 
herrschen, dagegen im Herbst und Winter fehlen oder nur selten wehen, mit den höheren Frühjahrs 
schwankungen zusammenhängt. Wenn auch für den Winter bzw. Sommer kein bestimmter Monat höchster 
oder niedrigster Schwankung sich finden läßt, so ist doch in mittleren und höheren Breiten ein Dominieren 
des Januar bez. Juli nicht zu verkennen. 
In der Mehrzahl der Fälle ist in Europa der Januar der Monat größter Barometeroszillation. Ebenso 
herrscht der Januar in Nordamerika vor. Der Dezember überwiegt in Westeuropa, der Februar im Osten, 
so daß für Europa eine Abhängigkeit des Monats größter Barometerschwankung von der geographischen 
Länge besteht. Je kontinentaler die Station wird, um so mehr rückt das Maximum von Dezember nach 
Februar. Es ist zu erwarten, daß die größeren ozeanischen Schwankungen der höheren Breiten sich 
zeitlich den maritimen und Küstenländern eher mitteilen als ozeanferneren. Den Erwartungen entsprechen 
die Tatsachen: Frühwinter haben das westliche Kanada, das südliche Chile, das nördliche Japan, Sachalin, 
das südliche Sibirien, während Spätwinter in den nördlichen Vereinigten Staaten, im zentralen Australien, 
in Paraguay und im nördlichen Argentinien vorliegen. 
Das Minimum scheint mehr Neigung zu verraten, die Mitte des Sommers, den Juli, einzunehmen, 
als das Maximum die Mitte des Winters, den Januar. In Europa ist fast durchweg der Juli der Monat 
kleinster Barometerschwankungen; auch Asien bevorzugt diesen Monat. In Nordamerika tritt daneben 
vielfach der August auf den Plan, aber die Differenzen sind keine großen. 
Bei Beachtung dieser angeführten Punkte werden sich aus den in der Tabelle 8 angeführten 
Gruppen noch größere Einheiten bilden lassen. So läßt Europa vier größere Bezirke erkennen: 
1. Südeuropa (1, 2, 3), 
2. Osteuropa (4, 5), 
3. Nord- und Mitteleuropa (6, 7, 8, 9) und 
4. Westeuropa (10, 11). 
In Nordamerika würden sich die nordöstlichen Vereinigten Staaten, Kanada und Grönland zu einem 
einheitlichen Gebiet vereinigen, welches wieder mit demjenigen des nördlichen und mittleren Europa ver 
wandt ist. Weiter tritt der Westen dem Osten gegenüber, wie das schon früher besprochen. Der Westküste 
Nordamerikas fehlen das Januarmaximum, das Juliminimum, die größere Herbstschwankung, welche Eigen 
schaften im jährlichen Gange der soeben besprochenen Gruppe zu finden sind. Im allgemeinen zeigen die 
*) Tabelle der Häufigkeit des Auftretens bei Lockyer, A. discussion of Austral. Meteor. London 1909, p. 50.
	        
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