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Full text: 34, 1911

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Atu «lern Archiv der Deutschen See warte. 1911, Nr. 4. 
Südpol ein Gebiet hohen mittleren Luftdrucks fest, welches in der Zone zwischen 5b° und <>0° S von 
barometrischen Depressionen umlagert wird, die in ostwestlicher Richtung zirkulieren. Somit sind auch für 
diese Polarzone dio Bedingungen für niedrige Barometeroszillationen gegeben. 
Betrachten wir die hohen Breiten der gemäßigten Zonen, so sehen wir, daß sie mit ihren starken 
Schwankungen im scharfen Gegensatz zu den höchsten Breiten der Polarregionen stehen. Ihre hohen 
Schwankungsgrößon werden bedingt durch das Vorhandensein niederen mittleren Luftdrucks und durch das 
Auftreten wandernder Depressionen. Es sind die nordpaziii.se]io und dio nordatlantischc Zyklone, welche 
im Verein mit der Einflußsphäre der über Nordeuropa ziehenden Luftwirbel diese Bedingungen schaffen, wie 
denn auch der nordatlantischen Zyklone das nordatlantischc Schwankungsmaximum entspricht. Anderer 
seits finden wir auch Beziehungen zwischen den Gebieten der Minimazugstraßen und der höchsten 
Barometerschwankungen. Verfolgt man nämlich die mittleren Zugstraßen der barometrischen Minima auf der 
von Köppen l ) entworfenen Karte, so sind es namentlich die Davisstraße, die atlantischen Gebiete um 
Island und an den norwegischen Küsten, welche von ihnen stark heimgesucht werden. Die Einfluß 
sphäre der Zugstraße I deckt sich im wesentlichen mit dorn Bereiche des nordatlantischen Scliwankungs- 
maximums. In zweiter Linie haben die Gebiete der Nord- und Ostsee sowie die nordöstlich von St. Peters 
burg gelegenen Gebiete als Zonen häufig wandernder Minima zu gelten. Die Einflußsphäre dieser 
Zugstraße II, welche zungenförmig über St. Petersburg sich nach NE vorschiebt, spiegelt sich in dem 
Verhalten der 40 mm-Linie (Karte 1) wieder, welche auch über St. Petersburg hinaus bis an die Petschora 
vordringt. Der relativ hohe Schwankungsbezirk an der Ostküste Nordamerikas zwischen 40° und 50 u N 
bildet einen Schauplatz häufig vorüberziehender Depressionen. Ähnlich wie sich die isobarometrischen 
Linien von 0. nach W. gegen den amerikanischen Kontinent dem Äquator nähern, zweigt sich auch ein 
Arm aus dem Bereich der Zugstraße I nach Süd westen ah. Noch ist das sehr auffällige Verhalten der 
24-mm-Linie im Nordsommer zu bemerken, welche im wesentlichen das Zugstraßengebiet I umschließt. 
Auf der Südhemisphäre wandern, wie bereits erwähnt, Depressionen vornehmlich in der Zone 
zwischen 50° und 00° S, und diese Zone entspricht auch dem Bereiche höchster Barometerschwankungen 
auf dieser Halbkugel. Hann i) 2 ) bemerkt betreffs des Klimas der antarktischen Zone: „Im allgemeinen wird 
überhaupt das Wetter im Sommer innerhalb des antarktischen Polarkreises als zumeist schön angegeben, 
häufig klarer Himmel, helle Sonne, leichter Wind, wenig Nebel, allerdings häufige Schneefälle. Das 
schlechte stürmische Wetter herrscht außerhalb des Polarkreises, die fast ständigen Nebel der nördlichen 
Zirkumpolarregion sind im Süden nicht zu finden/ 
Nachdem wir die Berechtigung dieser Schwankungszonen erkannt haben, wollen wir ihr verschiedenes 
Verhalten auf den Hemisphären diskutieren. 
Ich hatte als bemerkenswert angeführt, das sich Nord- und Südhemisphäre hinsichtlich der Zonen 
breite von einander unterscheiden, daß also die Barometerschwankungen auf der Südhemisphäre rascher 
zunelnnen und schon in verhältnismäßig niederen Breiten als auf der Nordhemisphäre ihr Schwankung»- 
maxinnun erreichen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die nördliche Halbkugel vorwiegend die Land-, 
die südliche vorwiegend die Wasserhalbkugel ist, so dürfte in der Oberflächenverschiedenheit die Ursache 
der verschiedenen Zonenbreite zu suchen sein. 
Haben wir früher die ablenkende Kraft der Erdrotation als ein Moment kennen gelernt, welches 
den unmittelbaren Austausch der Luftmassen zu hindern sucht, so tritt als weiteres Moment die Reibung 
hinzu, welche die Luftteilchen am Erdboden erfahren. Je nach der Verteilung der Kontinente und Ozeane 
wird die Reibung im Verein mit der ablenkenden Kraft die Schwankung variieren. 
Auf den Festländern ist die Reibung infolge der rauheren Oberfläche bedeutend größer als auf den 
Meeren. So kann auch auf der südlichen Halbkugel, wo das Wasser so bedeutend überwiegt, die 
ablenkende Kraft ungeschwächter auftreten als auf der nördlichen, wo durch die vergrößerte Reibung die 
ablenkende Kraft vermindert wird. Hinzu kommt noch, daß die Dampfmenge über dem Meere größer 
ist als über dem Festlande, und daß in ihrer Kondensation Ursache zu größeren Luftdruckschwankungen 
vorliegt. 
i) Koppen, W., Häufigkeit und mittlere Zugstraßen barometrischer Minima zwischen dem Felsengebirge und dem 
Ural. Annalen der Hydrographie 1882. 8. 386. Karte auch hei Sprung, Lehrbuch der Meteorologie, ’l'af. XIV. 
s ) Hanu, Handbuch der Klimatologie Bd. III, S. .‘>44.
	        
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