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Full text: 34, 1911

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Di.- geographische Verbreitung der monatlichen Barometerschwankimgen. 
Dadurch nun, daß die Sonne innerhalb der Wendekreise zweimal das Zenit passiert, selbst beim 
tiefsten Stande nicht unter 4:5° sinkt und auch der kürzeste Tag nicht unter 10*/a Stunden hat, also jährliche 
und tägliche Strahlung wenig variieren, erhalten wir innerhalb dieser Zone ein Gebiet größter Erwärmung, 
welches fast die Hälfte der Erdoberfläche ausmacht. Infolge der großen und dabei gleichmäßigen Erhitzung 
kommt es innerhalb dieser Zone, die man als die tropische oder beide Zone zu benennen pflegt, zu keinen 
wesentlichen TemperaturdifFerenzen. Die Jahresisothermen ') halten sich zwischen 20° und 28® C, be 
dingen somit nur einen geringen Temperaturgradienten. Von ihm hängt auch die Stärke des Luftdruck 
gradienten ab, die demnach gering sein muß. Die Hauptsache jedoch ist, daß der Betrag der ablenkenden 
Kraft der Erdrotation, welcher mit dem Sinus der Breite wächst, hier außerordentlich klein ist und daher 
nur geringe Störungen auszulösen vermag. 
Sind somit die unperiodischen Luftdruckschwankungen in den Tropen bedeutungslos, und können sich 
etwa bildende Luftdruckdifferenzen rasch wieder Ausgleichen, so sind infolge der großen Regelmäßigkeit 
in der Wiederkehr der periodischen Erscheinungen, die llann ' 2 ) als den Grandzug des Tropenklimas kenn 
zeichnet, die regelmäßigen Barometeroszillationen dominierend, und zwar derart, daß Humboldt behauptete, 
man könne nach dem Stande des Barometers wenigstens am Tage ungefähr die Zeit bestimmen. Die 
Isobarenkarten zeigen in dieser Zone im Meeresniveau einen Luftdruck, der sieb zwischen 762 mm und 
758 mm hält. 
Polwärts dagegen nehmen die jährlichen und täglichen Variationen der Sonnenstrahlung derart zu, 
daß große Temperaturdifferenzen entstehen. So erhalten wir auch außerhalb der Tropen größere Luft- 
druckstörungen. Das Entscheidende ist aber die ablenkende Kraft der Erdrotation 3 ). Hinzu kommt noch 
die verschiedene Erwärmung von Wasser und Land, wodurch vornehmlich auf der Nordhemisphäre 
Temperatur- und Druckdifferenzen erzeugt werden. 
So entsteht in den Erdstrichen zwischen den Wendekreisen und Polen jener unregelmäßige Witterungs- 
Charakter, der in unseren Breiten seinen Ausdruck dadurch findet, daß barometrische Depressionen in mehr 
oder weniger rascher Folge auf sogenannten „Zugstraßen“ unseren Kontinent durchsetzen. Aus der Ver 
teilung dieser Hoch- und Tiefdruckgebiete resultiert ein ebarakterisches Windsystem, das hinsichtlich der 
Richtung und Stärke unberechenbar ist. Das Barometer befindet sich in relativ starker Bewegung und 
trägt einen regelmäßigen Gang nicht mehr zur Schau. 
Wir sahen weiter, daß die un periodischen Barometerscliwankungen, die in der Gegend der Polarkreise 
ihren höchsten Wert erreichen, weiter polwärts wieder abnehmen, so daß die Polarkalotten keine Regionen 
stärkerer Störungen zu sein scheinen. 
Der hohe mittlere Luftdruck einerseits, das seltene Eindringen der Barometerdepressionen anderer 
seits, sind Anzeichen dafür, daß im Nordpolargebiet die Barometerschwankungen verhältnismäßig nicht 
groß sein müssen. Diese beiden Tatsachen sind eigentlich identisch ; denn wo ein hoher mittlerer Luft 
druck vorherrscht, pflegt die Witterung einen ruhigeren Charakter anzunehmen, und häufige Depressionen 
sind ausgeschlossen. 
Wenn auch der hohe mittlere Luftdruck des Polargebietes bekannt ist, so fehlte es doch bislang 
an Untersuchungen über die Wanderungen von Depressionen in dieser Zone. Diese sind neuerdings von 
Vincent 4 ) angestellt worden auf Grund der von den Stationen des internationalen Polarjahres gemachten 
Beobachtungen. Es hat sich ergeben, daß die barometrischen Depressionen selten über 80° N hinaus- 
gehen und nur in zwei Fällen über 85° vordrangen, in keinem Falle aber den Pol erreichten. Dazu kommt 
noch, daß die Zentren dieser Depressionen keine so tiefen sind wie diejenigen unserer Breiten, und daß 
diese Wirbel nur kurze Lebensdauer besitzen. 
Im Südpolargebiet bat die Abnahme der Barometerschwankungen jenseits 00° S ebenfalls Gültig 
keit. Wm. Lockver 5 ) stellt nämlich auf Grund der Beobachtungen neuerer Südpolarexpeditionen am 
') llann, J., llamlbuvh der Klimatologie. Bd. H, Allgemeine Charakteristik des Tropenklimas, 8. 5 ff. 
a. a. O. S. 5. 
■■) Koppen, \\\, Einige Bemerkungen über die unpemulischen Barometersehwankungen und die barische Windrose. 
Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie IX, 1874. 
*) Vincent, K„ Balnikarten der Luftdruckminima in der Umgebung des Nordpuls bis 50° N. Mémoires de l’Académie 
royale de Belgique. Classe des sciences. Coli, in 4°, série II, tome II. Brüssel 1910. 
6 ) Wm. Loekyer, a. a. O. S. 90.
	        
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