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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2.
He 11 mann mitteilt 1 ), auch ohne wirkliche Messung des Regens nicht entgehen, daß es zu bestimmten
Stunden des Tages mehr bzw. häufiger regnet als zu anderen.' Da aber die Stationen unseres Gebietes
den Niederschlag nur einmal täglich messen, so ist es unmöglich, zahlenmäßige Angaben über den Ver
lauf der Niederschlagsmenge und -Häufigkeit innerhalb eines Tages zu machen. Nur für die Station
Coimbra können wir eine allgemeine Orientierung hierüber aus den Resultaten der Aufzeichnungen von
Registrierapparaten gewinnen. Für die zehnjährige Periode 1876—85 hat Hellmann bereits die Ergebnisse
der unmittelbaren Registrierungen mitgeteilt 2 ). Indem wir auf die Ausführungen Hellmanns verweisen
und auf eine Wiedergabe der dort aufgeführten Zahlenwerte verzichten, heben wir hier nur hervor, daß
die verschiedenen Tageszeiten durchaus nicht mit gleicher Häufigkeit vom Regenfall betroffen werden und
auch nicht mit derselben Regenmenge bedacht sind. Für die Regenmenge lassen sich zwei durchaus ver
schiedene Typen der täglichen Periode des Niederschlages erkennen: Der einfachen täglichen Welle der
Niederschlagsmenge im Winter und Sommer steht gegenüber die Doppelwelle dieses Elementes in den
Übergangszeiten des Frühlings und des Herbstes. Beiden Typen gemeinsam ist aber das Auftreten des
Hauptmaximums der täglichen Regenmenge in den ersten Morgenstunden. Das sekundäre Maximum, das
im Frühling und Herbst gegen 4 Uhr nachmittags eintritt und auch im Sommer noch ganz schwach
angedeutet erscheint, rührt aller Wahrscheinlichkeit nach von den zahlreichen lokalen Gewittern her, welche
in den Nachmittagsstunden dieser Jahreszeiten sich einstellen. Es steht nämlich damit auch das Verhalten
der täglichen Kurve in der Regenhäufigkeit zu Coimbra sehr gut im Einklänge. Denn gerade die gewitter-
reichen Monate März, Mai und Oktober zeigen einen so übereinstimmenden Verlauf der Kurven, daß
sie unbedingt zu einer Gruppe zusammengefaßt werden müssen. Infolge der stark ausgeprägten jahres
zeitlichen Verteilung der Niederschläge unterliegt die Regenwahrscheinlichkeit derselben Stunde in ver
schiedenen Monaten großen Schwankungen. So regnet es z. B. während der Nachmittagsstunden von
2 bis 6 Uhr im April reichlich elfmal häufiger als im August, aber in den gleichlautenden Frühstunden ist
das Verhältnis der extremsten Monate nur sechs 3 ).
17. Häufigkeitsgrenzen der Niedersclilagstage für Monat und Jalir.
Interessant ist noch die Betrachtung über die mögliche Schwankung der Häufigkeit der Nieder
schlagstage. Zwischen welch großen Beträgen die Anzahl der Niederschlagstage eines Monates und eines
Jahres zu variieren vermag, teilt für 20 Stationen mit langjährigen Beobachtungsreihen Tabelle 35 mit.
Ein Blick auf diese Zusammenstellung lehrt, daß naturgemäß der regenreiche Norden und Nord
westen der Iberischen Halbinsel auch die größten Monats- und Jahressummen der Regentage aufweist,
und daß ihre Zahl abnimmt, je mehr man sich den regenarmen Gebieten der Altkastilischen Hochebene und
des Ebrobeckens nähert. Die Extreme in der größten jährlichen Anzahl der Regentage sind gemäß der
Tabelle 35 San Sebastián mit 217 (1879), Santiago mit 211 (1885) und La Vid niit 92 Regentagen (1895).
Recht bezeichnend für den Regenreichtum des nördlichen und nordwestlichen Küstengebietes der Iberischen
Halbinsel ist es, daß an einzelnen Küstenstationen Monate Vorkommen, in denen nur zwei bis drei Tage
ohne Niederschlag registriert wurden. Die größte monatliche Zahl der Regentage treffen wir daher auch
in dem wegen seines Regenreichtums berüchtigten Santiago (el orinal de España), in dem der Februar
des Jahres 1879 volle 28 Regentage brachte.
Gehen wir zur Betrachtung der kleinsten monatlichen Summen der Niederschlagstage über, so ist
zu bemerken, daß, wie bereits früher bei Besprechung der extremen Monats- und Jahressummen der
Niederschlagsmenge hervorgehoben wurde, an fast sämtlichen Stationen unseres Gebietes regenlose Monate
Vorkommen. Es beläuft sich demnach für diese Monate die Zahl der Niederschlagstage auf Null. Eine
Ausnahme macht wieder der überaus regenreiche Norden und Nordwesten, wo in den langjährigen
Beobachtungsreihen die Stationen San Sebastián, Bilbao, Santiago und Pamplona auch nicht ein Monat
ohne Niederschlagstag verzeichnet worden ist.
Was endlich noch die absolut kleinste jährliche Anzahl der Regentage anbelangt, so fällt diese, wie
aus der Tabelle 35 hervorgeht, der Station Zaragoza zu, an der im Jahre 1878 der überaus geringe Betrag
von 35 Regentagen gezählt wurde.
*.) Hellmann, 1 c. S. 334.
3 ) Hellmann, 1. c. S. 335 ff.
2 ) Hellmann, 1. c. S. 335.