Skip to main content

Full text: 33, 1910

68 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2. 
18. Die Häufigkeit des Schneefalles. 
Neben dem Regen verdient unter den Formen des Niederschlages vor allem der Sc. nee eine 
besondere Berücksichtigung. 
Als Tag mit Schneefall gilt jeder Niederschlagstag, an welchem entweder Schnee allein oder Schnee 
und Regen gefallen sind und die Quantität des Niederschlages nach dem Schmelzen des Schnees im Regen 
messer eine Wasserhöhe von mindestens 0,1 mm ergeben hat. Ganz geringe Schneeniederschläge entziehen 
sich der Wahrnehmung zwar weniger leicht als geringe Regenfälle, trotzdem aber bleibt die Notierung 
der Schneehäufigkeit an den einzelnen meteorologischen Stationen von dem Malle der Aufmerksamkeit 
abhängig, welche die Beobachter dem herrschenden Witterungscharakter zuzuwenden in der Lage sind. 
In Anbetracht dieses Umstandes und angesichts der relativen Seltenheit der Schneefälle namentlich an 
den Küstenstationen können die Ergebnisse der Untersuchung über die Häufigkeit des Sclineefallcs nicht 
als vollständig verbürgt gelten, sie sind vielmehr nur als eine erste rohe Annäherung an die tatsächlichen 
Verhältnisse zu betrachten. 
Nach den Untersuchungen von Hans Fischer 1 ) reicht die Iberische Halbinsel nicht über die 
Äquatorialgrenze des Schneefalles hinaus. Im äußersten Süden der Halbinsel, an der Süd-, Südost- und 
Südwestküste stellen sich zwar höchst selten einmal Schneefälle ein, ihre Häufigkeit wird aber um so 
größer, je weiter man in den Küstenlandschaften nach Norden fortwandert. Dennoch werden an den 
Stationen des gesamten Küstenrandes nicht in jedem Winter Schneefälle notiert. Auf dem Iberischen 
Tafellande dagegen kehrt der Schnee als regelmäßiger Gast in jedem Jahre wieder. Die rauhen Hoch 
flächen Kastiliens bilden mit ihren Randgebirgen und der Pyrenäenkette ein zusammenhängendes Gebiet 
des regelmäßigen Schneefalles, welches nach Süden bis 38 1 2 n. B. reicht, und dessen untere Grenze von 
Norden (über 300 in) nach Süden (bis ca. 650 m) beträchtlich ansteigt. 
In der Tabelle 36 (S. 60) bringen wir für eine Anzahl von Stationen mit langjährigen Beobachtungs 
reihen des uns interessierenden Gebietes die mehrjährigen Mittelwerte der Schneehäufigkeit. Mit Hilfe 
dieser mitgeteilten Mittelwerte gelingt es vor allem, ein Bild der geographischen Verteilung der Sclmce- 
häufigkeit in Nordspanien und -Portugal in seinen Hauptzügen zu entwerfen. Die jährliche Anzahl der 
Sehneetage eines Ortes ist abhängig von seiner Lage, und zwar wird ihre Zahl um so größer ausfallen, 
je höher der Ort liegt, und je mehr er den Landwinden ausgesetzt ist, welche den Schnee mitbringen. 
Daher erhalten die Flanken der Gebirge, welche den kalten Landwinden zugekehrt sind, häufiger und 
reichlicheren Schneefall als die den Küsten zugewendeten Hänge. Letztere bilden die Luvseite für den 
Regenfall, erstere für den Schneefall. 
In dem allseitig von Gebirgsmauern umgebenen Becken der Altkastilisclien Hochebene, wo die 
winterlichen kalten Luftströmungen sich frei entfalten können, nimmt die durchschnittliche jährliche Zahl 
der Schneetage von seinem Herzen um Valladolid aus nach den Rändern hin zu. In der Mitte zählt man 
im Durchschnitte rund 6 Schneetage jährlich. (Valladolid 6,0; Toro 4,2; Salamanea 8,0.) In dem östlich 
sich anschließenden Teile erhöht sich die Zahl in La Vid bereits auf 14 und steigert sich in dem nördlich 
des Duero gelegenen Teile in Palencia und Leon auf durchschnittlich 19 Tage. Am Südabhang des 
Kantabrischen Gebirges werden in Ona im Mittel jährlich 17 Tage mit Schneefall notiert, und auf den 
rauhen Hochflächen des östlichen Randgebirges zählt man in Bürgos durchschnittlich 18,7 jährliche Schnee 
tage. Einen noch größeren Betrag erreicht ihre Anzahl auf den unwirtlichen Parameras von Soria, wo im 
Jahresmittel auf 10,6 Schneetage zu rechnen ist. Daß die Ketten des Kastilischen Scheidegebirges die 
Wahrscheinlichkeit des Schneefalles ganz bedeutend steigern, ist begreiflich. So erhält Segovia in 1005 m 
Meereshöhe nicht weniger als 20,3 Schneetage jährlich, und die Station Avila, in einem Hochtale der 
Sierra de Grcdos gelegen, weist 27 jährliche Schncetage aus. Das Ebrobecken ist durch das „östliche 
Randgebirge“ vor dem Einbruch kalter westlicher Luftströmungen geschützt. Demgemäß weist Logrono 
wieder erheblich weniger Schneetage auf (5,7), und ihre Zahl nimmt, je weiter man in das Becken hinab- 
steigt, allmählich ab bis auf 2,1 Schneetage. (Zaragoza 2,1; Huesca 2,7; ßarbastro 2,2.) 
Wenn kalte Landwinde das Hochland von Nordportugal und das galicisclie Bergland zu über 
schreiten haben, so ist die Gelegenheit zur Bildung von Schneefällen in Verstärktem Maße gegeben. In 
’) Hans Fischer, Die Aquatorialgrenze des Sehneefalls. Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig. 1888.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.