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Full text: 33, 1910

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewinde. 1910, Nr, 2. 
SW, W und NW kommenden Winden fallen. Auch diese erscheinen an manchen Orten abgelenkt als 
SSE-, SE- und sogar als ESE-Winde. Leider ist es uns an der Nordküste aus Mangel an hochgelegenen 
Stationen nicht möglich, den jahreszeitlichen Gang der Zunahme der Regenmenge mit wachsender Höhe 
näher zu verfolgen. An der Westküste aber bietet uns hierzu der Gebirgsstock der Serra da Estrella eine 
willkommene Gelegenheit. Die Zeit der Herrschaft der regenbringenden Luftströmungen ist der Herbst. 
Demnach muß zu dieser Zeit die intensivste Zunahme des Regenfalles mit wachsender Höhe erfolgen. Im 
Sommer bildet die Iberische Halbinsel das Gebiet einer selbständigen Cyklone *). Es herrschen zu dieser 
Jahreszeit daher Winde vom Meere, besonders solche aus NW und W vor. Diese übertreffen an Häufigkeit 
zwar die des Herbstes, doch kann es in der Höhe bei der sehr hoch gestiegenen Temperatur infolge der 
aufsteigenden heißen Luftströme zu keiner intensiven Kondensation kommen. Im Winter waltet an der 
Westküste der SE und E vor, indes werden bei dem großen thermischen Unterschiede von Land und Meer 
so viele Feuchtigkeitsmengen gegen die Umwallungen in Bewegung gesetzt, daß sic eine beträchtlich aus 
giebigere Kondensation in der Höhe erfahren als an der Küste und im Sommer. Der Frühling drängt den 
SE zurück, die Zunahme des Regenfalles mit der Höhe kommt ungestörter zur Geltung, doch kann sie bei 
dem geringeren Wasserdampfgclialt der Luft nicht so intensiv sein wie im Herbste. Berechnet man den 
Zuwachs der Regenmenge für je 100 m Höhenzunahme aus dem Stationspaare Coimbra Serra da Estrella, 
so erhält man folgende Beträge (Tabelle 24): 
Tabelle 24. 
Zunahme der Regenmengen für je 100 in Höllenzunahme. 
Höhendifferenz 1309 m 
Winter Frühling 
Sommer 
Herbst 
Millimeter 
Coimbra -— Serra da Estrella 
44 
46 
11* 
f>0 
Man sicht, daß sie in vollem Einklänge stehen mit den vorangehenden Erwägungen. Hervorzuheben 
ist aber, daß sie nicht den Effekt der Seehöhe allein, sondern die kombinierte Wirkung dieser und der 
Böschung darstellen. Beide Faktoren zu trennen, ist nach dem heutigen Stande unserer Kenntnis kaum 
möglich. 
Ebensowenig läßt sich bis jetzt aus Mangel an geeigneten Bcobachtungsstationen die Frage beant 
worten, ob und in welcher Höhenstufe in den Gebirgen des uns interessierenden Gebietes die Maximal 
zone des Niederschlages sich befindet. Daß eine solche in den Gebirgen überhaupt besteht * 2 3 ), ergibt sich 
daraus, daß der aufsteigende Luftstrom nach oben immer mehr an Temperatur und Dampfgehalt abnehmen 
muß. Die Zunahme des Niederschlages hat demnach eine Grenze, von welcher an sich die Regenmenge 
sowohl auf- als abwärts verringert. Es erübrigt noch, die Wirksamkeit des baskischcn Gebirges und der 
Westpyrenäen auf die Verteilung der Niederschläge im Ebrobecken zu verfolgen. 
Das Tiefbecken von Aragonien 3 ) ist ein in südöstlicher Richtung sich erstreckender Einbruchskessel 
von dreieckiger Gestalt mit einer mittleren Höhe von 200—250 m. Eingeschaltet zwischen den Pyrenäen, 
dem zentralen Tafellande und dem Katatonischen Gebirge, ist das Ebrobecken allseitig umschlossen von 
steilen Wänden, welche den Luftströmungen den freien Zutritt zum Ebrobecken verwehren. Nur im NW 
und SE gestatten die Bodenerhebungen den Winden leichteren Eingang, und daher kommt es, daß die 
Luftströmungen im Ebrobecken fast nur als NW- und SE-Winde auftreten 4 ). 
Mit Heftigkeit strömt die schwere Luft aus dem Golf von Biscaya in das Ebrobecken und läßt den 
größten Teil ihrer Dampfmengen beim Übersteigen des Baskisclien Gebirges und der Pyrenäen fallen. In 
der Ebromulde kommen die Winde daher schon dampfarm an, und sie verlieren ihre Feuchtigkeit noch mehr, 
je weiter sie den Ebro talabwärts wehen. Die NW-Winde treten somit im Ebrobocken als sehr trockene 
Winde auf. Diese Verhältnisse werden sehr treffend illustriert durch einen Vergleich der Regenmengen an 
0 Theob. Fischer, 1. c. S. 653. 
2 ) Hann, Klimatologie I, S. 299. 
a ) Vgl. hierzu: Theob. Fischer, 1. c. S. 628. 
4 ) Theob. Fischer, 1. c. S. 668.
	        
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