Beiträge zur Klimatographie von Nordspanien und -Portugal.
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scheinlich wieder ein Minimum des Niederschlages liegt. In Huesca sank dieses Minimum in der Fünfjahrs
gruppe um 1895 sogar bis auf 34°/o unter das Mittel.
Die Hauptschwankung vollzog sich, wie nun ergänzt werden muß, durchaus nicht so glatt, wie
soeben skizziert wurde. Dem ansteigenden Aste der Schwankungskurve findet man vor seiner Kulmination
um 1878—1880 einen sekundären Wellenberg aufgesetzt am Ende der Sechzigerjahre. Es ensteht so ein
untergeordnetes Maximum des Regenfalles in der Zeit zwischen 1864 und 1870 — wechselnd an den
verschiedenen Stationen — mit einem hierauffolgenden sekundären Minimum. Recht sonderbar ist es,
daß dieses eben erwähnte untergeordnete Maximum an einigen Stationen so intensiv entwickelt erscheint,
daß es den primären Gipfel der Fünfjahrsgruppe um 1878—1880 ganz beträchtlich überflügelt. (So in
Bilbao, Guarda, Valladolid nnd Zaragoza.) Eine auffallende Störung trifft auch den absteigenden Ast der
Hauptkurve nach 1878—1880. Anstatt kontinuierlich zu sinken, erhebt er sich wieder um 1887 an fast
allen Stationen, ganz besonders aber in Bilbao, Salamanca, Bürgos und Huesca, wo sich dieses neuerliche
Maximum zu einer dominierenden, das Maximum der Hauptschwankung überragenden Höhe entwickelt.
Hierauf setzt die Abnahme der Regenmenge nach der Jahrhundertwende zu wieder ein.
Dem in den vorstehenden Ausführungen besprochenen normalen Typus der mehrjährigen Schwankungen
des Niederschlages mit dem Maximum des Regenfalles um 1878—1880 entsprechen nicht ganz die Schwankungs-
kurven der Stationen Porto, Zaragoza und Huesca. Auch in ihrem ganzen Verlaufe zeigen sie ein von dem
regelmäßigen Typus der Schwankungen abweichendes Verhalten. Diese Tatsache darf uns jedoch nicht
verwundern; denn es gibt auf der Erde eine Reihe von Gebieten mit temporärer Abweichung, welche eine
Zeitlang den regelmäßigen Schwankungen folgen, um dann plötzlich für einige Zeit sich unregelmäßig zu
verhalten. Für Süd- und Mittelspanien, nebst Portugal, hat Brückner bereits auf die Existenz solcher
Gebiete mit temporärer Abweichung hingewiesen und auch gezeigt, daß die Mehrzahl dieser Stationen an
dem Maximum des Regenfalles zwischen 1871 und 1885 teilnimmt, daß sie aber außerdem ein Maximum
zwischen 1856 und 1870 zeigen. Dieses Maximum tritt an unserer Station Zaragoza in der Fünfjahrs
gruppe um 1860 ganz deutlich entwickelt hervor. Doch sind diese Abweichungen nur Einzelheiten, welche
das allgemeine Bild der säkularen Schwankungen zwar stören, aber nicht verändern.
Diese rätselhaften Abweichungen der ebenso rätselhaften Hauptschwankung ergeben für die theo
retische Klimatologie die Forderung, daß man bei der Reduktion kurzjähriger Beobachtungsreihen des
Niederschlages auf mehrjährige, wenn irgend möglich, eine solche Normalstation wählen soll, welche
einen mit der zu reduzierenden Station übereinstimmenden säkularen Gang des Regenfalles aufzuweisen
imstande ist.
7. Die horizontale und vertikale Verteilung der Niederschlagsmengen.
Durch die orographisehen Verhältnisse werden im nördlichen Teile der Iberischen Halbinsel zwei
selbständige Gebiete geschaffen, deren jedes seine besonderen individuellen Züge aufweist. Es sind das
die Hochebene von Altkastilien und das Ebrobecken.
Die Hochebene von Altkastilien *) mit einer mittleren Höhe von 800 m hat die Form eines alten
Seebeckens. Die Umwallungen dieser Einsenkung erreichen ihre größten Höhen in den nördlichen und
nordwestlichen Randgebirgen, welche die altkastilische Hochebene um etwa 800—1000 m überragen. Nicht
ganz bis zu dem gleichen Beti-age steigen der Ost- und Südrand empor, ihre relative Höhe beträgt aber
immerhin noch 600—700 m. Wesentlich niedriger dagegen ist der Westrand, welcher, ein ausgedehntes,
gegen Nordosten ansteigendes Hochland bildend, den westlichen Teil des altkastilischen Beckens abschließt
und sich nur mehr als eine verhältnismäßig sanfte Bodenscliwellc kennzeichnet, die sicli über die alt
kastilische Hochfläche nur um etwa 200 m erhebt.
Bevor also die vom atlantischen Ozean und kantabrischen Meer herwehenden regenbringenden
Winde die Hochebene von Altkastilien erreichen, haben sie zunächst die Erhebungen der das altkastilische
Becken abschliessenden Wälle des kantabrischen Gebirges, des galicischen Berglandes und des Hochlandes
von Nordportugal zu überwinden. Mit der Erhebung des Bodens steigert sich aber auch die Kondensation
') Vgl. hierzu Theob. Fischer, Die Iberische Halbinsel in Kirchhoff: Unser Wissen von der Erde. . III. Band.
Teil II, 2. Hälfte, S. 581 ff.