7
Ein Beitrag zur Morphographie des Meeresbodens im südwestlichen Pazifischen Ozean.
I. Allgemeine Charakteristik des Bodenreliefs.
Der Meeresboden in dem von uns näher untersuchten Gebiet zeigt eine so wechselvolle Boden
gestaltung, wie sie anderswo in den Ozeanen selten zu finden ist. Unruhiges Relief ist ja der Charakter
zug der ganzen westlichen Südsee; er kommt auch in der großen Zahl der Inseln und Riffe zum Ausdruck.
Aus der beigegebenen Isobathenkarte (Tafel 2) ergeben sich folgende allgemeine Züge in dem Boden
relief unseres Gebietes:
Das charakteristische Gepräge erhält das Bild im wesentlichen durch verschiedene unterseeische
Rücken und flache Schwellen, die das Gebiet in meridionaler Richtung durchziehen (Profil 1, Tafel 8). Zwischen
diesen einzelnen Anschwellungen, die an einigen Stellen in submarinen Vulkanbergen und Bänken oft bis
nahe an die Meeresoberfläche ansteigen, finden sich Gebiete, in denen der Boden bis in große Tiefen abfällt.
Von der mittleren Westküste der Neuseelandgruppe aus 1 ) erstreckt sich nordwestlich bis zum
Chesterfield Riff in 20° S. Br. ein Rücken, der gewöhnlich als Neu-Kaledonischer Rücken 2 ) bezeichnet wird.
Da aber zwischen Neu-Kaledonien und diesem Rücken Tiefen von über 3800 m gelotet sind, hätte meines
Erachtens mehr Berechtigung die im Segelhandbuch der Seewarte angewandte Bezeichnung: Neu-Seeland
Plateau; aber wegen der ausgesprochen linearen Erstreckung wird er noch treffender als Neu-Seeland-
Rücken bezeichnet. Dieser Rücken zeigt auf der ganzen Ausdehnung nur Tiefen von 1100—1200 m, steigt
in 21° 40' S., 102° 50' O. auf 810 m, in 33° 55' S., 163° O. bis auf 807 m empor.
Zwischen diesem Neuseeland-Rücken und dem australischen Festlande haben wir eine tiefe Depression,
die sich in Nord-Südrichtung erstreckt. Im Norden eine grabenartige Einmuldung von ungefähr 3200 m
Tiefe bildend, erweitert sich diese Vertiefung nach Süden zum ostaustralischen Becken, das Tiefen von
über 5000 m, in 33° 18'S., 153° O., 120 km von der Küste, sogar 5944 m erreicht. Der Nachweis dieser
ostaustralischen Tiefe durch die Challenger-Expedition (1874) ist interessant, weil er die frühere Annahme
zerstörte, Neuseeland sei wahrscheinlich mit Australien und Tasmanien durch ein unterseeisches Plateau
verbunden.
Ein zweiter Rücken, von dem ersteren durch eine Einmuldung von 3200—3600 m getrennt, läuft
von der Nordinsel Neuseelands nach NNW.; er trägt auf seinem Kamme in 29° S. die Norfolk-Inseln
und setzt sich über Neu-Kaledonien hinaus fort. Nur zwischen 26° bis 24° S. sinkt die Schwelle etwas unter
2000 m herab. Dieser Rücken, der wohl mit mehr Berechtigung als Neu-Kaledonisch er Rücken be
zeichnet werden kann, fällt im Osten allmählich ab zu dem sehr ausgedehnten Fidji-Becken, das Tiefen
von über 4700 m aufweist. Besonders in dem Gebiet nordöstlich der Norfolk-Insel zeigt das Bodenrelief,
das durch die fleißige Arbeit der „Britannia“ 1901 gut erschlossen ist, ein sehr wechselvolles
Gelände (Profil 2, Tafel 3).
Noch weiter im Osten treffen wir auf ein Gebiet ganz gewaltiger, relativer Niveauunterschiede.
Von der NO. Spitze der Nordinsel Neuseelands aus nach NNO. erstreckt sich ein Rücken mit oft noch
nicht 2000 m errreichenden Tiefen. Dieser Tonga-Rücken trägt zahlreiche Vulkane, deren Vorhanden
sein auf Neuseeland und den Tonga-Inseln deutlich zutage tritt, aber auch in den submarinen Inselbergen
und Bänken mit vulkanischer Bodenbeschaffenheit vermutet werden darf.
Unmittelbar am Ostrande des Tonga-Rückens zieht sich eine Rinne von sein- großer Tiefe hin 3 ). Bei
Neuseeland beginnend, nehmen die Tiefen nach Norden hin rasch zu. Bereits östlich der Kermadek-Insel
haben wir zu beiden Seiten des 30. Breitenparallels zwei Lotungen von 9413 m und 9427 m, Tiefen, die
nur noch von dem 1901 vom „Nero“ geloteten Nero-Tief (9636 m), südöstlich der Insel Guam im Nord
pazifischen Ozean, übertroffen werden.
Diese tiefen Einmuldungen werden nach Norden durch eine Schwellung begrenzt; der Boden steigt
unter dem 26. Breitenparallel bis fast auf 4000 m an, um dann aber in 23° 39' noch einmal zu 9184 m
abzufallen. Trotzdem wir verhältnismäßig zahlreiche Lotungen (15 von über 6000 m) im Bereiche dieser
starken Depression haben, die sich in einer Gesamtausdehnung von rund 3000 km bis zum 15 Grad S. Br.
J ) Nicht direkt von der Nordinsel Neuseelands, wie im Segelhandbuch für den Stillen Ozean von 1899, S. 13 ge
sagt ist.
2 ) Krümmel, Ozeanographie, Bd. I, S. 127.
3 ) Krümmel, Die tiefste Depression des Meeresbodens. Geogr. Zeitschr. 1899, S. 509 ff.