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Full text: 32, 1909

Die Stürme und die Sturmwarnungen an der deutschen Küste in den Jahren 1896 bis 1905. 
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sondern in wohl demselben Grade auch von den schwersten Sommerstürmen, die sich häufig aus ganz 
unscheinbaren Luftdruckgegensätzen sehr plötzlich entwickeln. Dabei halten sich die Zahlen der Fehl- 
Warnungen in beiden Jahreszeiten im ganzen nahe das Gleichgewicht. 
Betreffs der ungewarnten und zum Teil auch betreffs der zu spät gewarnten Phänomene gilt die 
Bemerkung, daß ihre Anzahl sich für die schweren Erscheinungen erheblich günstiger stellen, und von den 
Fehlwarnungen wissen wir zufolge den mehrfach gegebenen Hinweisen, daß ihre Zahl in Wirklichkeit 
geringer ist, als sie hier hervortritt. Besonders für die preußische Küste vermindert sich die Zahl der 
ungewarnten Stürme erheblich, wenn man von den leichteren Sturmphänomenen absieht. Die große Zahl 
der Fehlwarnungen an der westlichen Ostsee und der pommerschen Küste würde sich jedenfalls verringern, 
wenn auch diese Küstengebiete mit einer größeren Zahl von Sturmwarnungsstellen besetzt wären, da dann 
voraussichtlich die Zahl der Fälle abnehmen würde, wo diese Küstengebiete von stürmischer Witterung 
verschont bleiben, während Stürme längs der Küste von West nach Ost fortschreiton. Die größere Zahl 
der Fehlwarnungen für Rügen und Umgebung dürfte sich besonders dadurch erklären lassen, daß sich die 
in Verbindung mit Tiefdruckgebieten über Nordosteuropa auftretenden Sturmphänomene gelegentlich wider 
Erwarten nicht bis Rügen ausbreiten. 
Tabelle xvi. Häufigkeit der ungewarnten und zu spät gewarnten Sturmphänomene sowie 
der Fehlwarnungen in den Jahren 1896 bis 1905. 
Küsten 
gebiet 
Mai/August 
September/April 
Jahr 
Un- 
ge warnte 
Sturm- 
pliänom. 
% 
Zu spät F i i 
gewarnte 
Sturm- | war o nun - 
phänom. 8 n 
•Vo °'o 
Un- | Zu spät 
gewarnte gewarnte 
Sturm- j Sturm- 
ptiänom. 1 phänom. 
°/o 1 ®/o 
Fehl- 
Warnun 
gen 
% 
Un- Zu spät 
gewarnte gewarnte 
Sturm- j Sturm- 
phänom. i phänom. 
°/o °/o 
Fehl 
warnun 
gen 
o/o 
VI/IX 
41 
85 1 21 
12 
20 
15 
16 1 22 
16 
Iv/v 
22 
22 21 
8 
17 
28 
9 1 18 
27 
III 
2(1 
20 23 
12 
14 
24 
14 1 16 
24- 
II 
44 
16 40 
19 
12 
33 
23 1 13 
34 
I 
59 
9 j 8 
29 
14 
7 
36 13 
7 
Am günstigsten stellen sich die Ergebnisse in diesem Jahrzehnt zufolge Tabelle XVI für die preußische 
Küste. Interessant ist die Anordnung der Zahlen der Tabelle von West nach Ost, indem die Zahl der 
ungewarnten Stürme zunächst abnimmt und dann wieder zunimmt und die Zahlen der Fehlwarnungen sich 
gerade entgegengesetzt verhalten, während die Zahlen der zu spät gewarnten Stürme im Sommer sehr 
stark stetig von West nach Ost abnimmt und im Winter ein ähnliches Verhalten, aber sehr abgeschwächt, 
andeuten. Da im allgemeinen keine Sturmwarnungen für Gebiete ausgegeben werden, wo stürmische 
Witterung bereits eingetreten ist, so muß sich die Zahl der ungewarnten Stürme für die sich ostwärts 
ausbreitenden Stürme nach Osten hin vermindern, da die östlicher gelegenen Gebiete vielfach noch recht 
zeitig gewarnt werden können, und entsprechend muß jene Zahl nach Westen hin abnehmen für alle 
Phänomene, die sich von Osten nach Westen hin ausbreiten, so daß sich jene Verteilung der Häufigkeit 
der ungewarnten Stürme auf die Küste erklärt. Da bei dem Erscheinen von Sturmgefahr im Westen und 
im Osten die Wahrscheinlichkeit eines Sturmes für die zunächst gelegenen Küstengebiete am größten ist 
und ostwärts, bzw. westwärts abnimmt, so findet auch die Verteilung der Anzahl von Fehlwarnungen ihre 
einfache Erklärung. Daß die Häufigkeiten der Verspätungen von Sturmwarnungen sich in ihrer Anordnung 
von West nach Ost nicht derjenigen der ungewarnten Sturmphänomene anschließen, wie zu erwarten sein 
müßte, erklärt sich vielleicht daraus, daß die Ausdehnung der besonderen Stürme des Ostens nach Westen 
vielfach nicht richtig vorausgesehen wird, so daß später ausgegebene Sturmwarnungen die angrenzende 
pommersche Küste und Rügen in solchen Fällen zeitweise verspätet erreichen und somit die Zahl der ver 
späteten Warnungen nicht allein von Westen ostwärts abnimmt, sondern in demselben Sinne auch von Osten 
westwärts zunimmt; nach der Tabelle findet sich dies stark ausgeprägt im Sommer. Im übrigen kann aber 
nach den vorangehenden Betrachtungen nicht erwartet werden, daß die aus der geographischen Anordnung 
der Küstengebiete zu mutmaßenden Verhältnisss in Tabelle XVI klar hervortreten.
	        
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