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Prof. Dr. J. Schneider: Die tägliche Luftbewegung über Hamburg in den einzelnen Monaten.
Mai, Juni und Juli ungefähr eine Stunde früher mit einer maximalen Drehung von mehr als 15° beginnend,
folgen sich nahezu alle vier Stunden abwechselnd je ein Minimum und Maximum der Richtungsänderung.
Bezüglich der Monate des Winterhalbjahres können bestimmte Angaben nicht gemacht werden, da .ein Teil
ihrer Zahlen, namentlich für die Nachtstunden, der Unzuverlässigkeit wegen auszuschließen war. Immerhin
sind für diese Gebiete, wie aus den durch die Zeichnung gegebenen Andeutungen erhellt, auch negative
Drehungen, also solche entgegen der scheinbaren täglichen Bewegung der Sonne zu erwarten. Ueberein-
stimmend für alle Tage des Jahres sei noch erwähnt, daß die stündliche durchschnittliche
Drehung der Resultierenden in den Nachmittagsstunden von 2 bis 4 Uhr immer über
schritten, in den gleichen Vormittagsstunden aber, wie es scheint, kaum jemals erreicht
wird. Im April, Mai und Juni bleiben die stündlichen Drehungen sogar von 2" bis l p ohne Unterbrechung
unter dem Wert von 15°. Um so stärker aber werden dieselben in den Nachmittagsstunden, in welchen sie
den dreifachen Betrag der mittleren Drehung übersteigen können. Während des Juli und in der ersten
Hälfte des August kommen dagegen im Laufe eines Tages Drehungen über 30°, die in allen übrigen Monaten
auftreten, gar nicht vor. In diesen beiden zuletztgenannten Monaten finden demnach die täglichen Drehungen
der Resultierenden während des ganzen Jahres am gleichmäßigsten statt.
E. Die Verschiebungen nach Osten.
Mit den Westwind-Komponenten eines Luftteilchens stehen in engem Zusammenhänge die Verschiebungen
desselben in der Richtung nach Osten. Die durch doppelte harmonische Analyse gefundenen Konstanten
für die ersteren können zur Berechnung der gleichen Konstanten für die letzteren benutzt werden. Es
dienen dazu die in der Met. Zeitschr. von 1903, S. 396 angeführten Formeln 10 und 11. Die mit ihrer Hilfe
berechneten Größen a t , r/j, r/ :1 , A i, A->, A :t finden sich in der nächstfolgenden Tabelle. Ueber die Ermitte
lung der mitverzeichneten a 0 wird weiter unten Näheres angegeben.
Tab. XXXI.
Konstanten zur Berechnung der Verschiebungen eines Luftteilchens nach Osten.
a i
A,
«2
A
2
«:!
*¿3
Januar ....
0.98
1.21
216°
40'
0.80
11°
30'
0.45
123°
42'
Februar ....
¿.19
1.41
186
6
1.48
326
22
0.36
112
48
März
4.36
4.75
187
3
1.99
319
18
0.21
114
4
April ......
6.41
7.64
192
51
1.64
311
58
0.18
295
51
Mai
7.43
8.00
194
1
0.65
308
58
0.38 .
298
15
Juni
9.56
9.64
182
45
0.54
331
28
0.32
305
21
Juli
14.23
14.21
174
4
1.60
327
41
0.26
330
47
August ...
16.19
16.34
17 3
34
2.60
325
55
0.26
350
2
September. .
11.30
11.15
177
3
2.70
330
56
0.06
14
8
Oktober . ..
4.76
4.51
192
34
2.26
342
38
0.32
164
25
November ..
2.04
2.55
222
35
1.67
357
35
0.54
164
12
Dezember ..
1.78
2.35
219
58
1.08
14
51
0.49
150
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Im Anschluß au die vorstehenden Konstanten können wir die gesamten täglichen Verschiebungen eines
Luftteilchens als aus drei Teilverschiebungeu zusammengesetzt uns vorstellen. Die Amplituden derselben,
welche wir nunmehr im einzelnen betrachten wollen, sind alle in km gemessen.
Die ganztägige Amplitude zeigt eine deutlich ausgesprochene jährliche Periode. Sie steigt im Laufe
eines Jahres von ihrem kleinsten Werte 1.21 im Januar bis auf ihren Höchstbetrag von 16.34 km im August.
Ihre Zunahme erfolgt von Beginn des Jahres bis in den Sommer hinein ganz allmählich, während ihr Ab
fall von August bis Oktober ziemlich schroff ist, sodaß die Werte im März und Oktober nahezu gleich sind,
nämlich 4.75 bezw. 4.51km.
Die halbtägige Amplitude läßt eine deutliche halbjährige Aenderung erkennen. Ihre Minima hat sie
mit 0.80 und 0.54km im Januar und Juni, ihre größten Werte dagegen im März und September mit 1.99
und 2.70 km aufzuweisen. Das Maximum im Herbt ist demnach demjenigen im Frühjahr merklich an Größe
überlegen.