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Aus? dem Archiv der Deutschen .Seewarte — 1904 No. 1 —
Die benutzten Profile und Neigungen der Flächen, wie sie durch die Schlitze der Papptafeln gegeben
sind, findet man in der oberen linken Ecke der Tafel für die Einzelplatten, am untern Rande der Tafel für
die Kombinationen dargestellt, sie sind mit denselben Figurennummern bezeichnet, wie die zugehörigen Druck
diagramme.
Alle Diagramme, von Fig. 2 an, sind in halber natürlicher Grüße dargestellt und auf eine Be
wegung von rechts nach links berechnet, entsprechen also einem von links auf die Platte stoßenden
Wasserstrom. Fig. 2 bis 20 stellen Versuche mit einzelnen Flächen und die dazu gehörigen Profile der
letzteren dar. Diese Diagramme sind in aufrechter Stellung wiedergegeben, so, wie die Platten im
W asser standen; der horizontale Strich ist das Ruhe-Niveau der Flüssigkeit, der darüber befindliche
Teil des Diagramms ist der Aufstau resp. Wellenberg auf der Vorderseite der Platte, der Teil unter
der Horizontallinie ist das Wellental oder der Sog auf der Rückseite cler Platte. Der Abstand zwischen
den beiden Grenzkurven ex-gibt die Druckdifferenz zwischen Vorder- und Rückseite der bewegten Tafel.
Bei den Diagrammen Fig. 21 bis 78, welche Fläclienkombinationen behandeln, ist die umgekehrte Dar
stellung gewählt, um die Bedeutung derselben für die Drachen- bezw. Flugtechnik besser übersehen zu
können; hier ist der Stau unten, cler Sog oben eingetragen, weil ersterer im Drachen schräg von unten,
letzterer schräg von oben wirkt. Um sich die Form cler Wasserwelle vor Augen zu führen, muß man
diese Figuren umkehren.
Betrachten wir zunächst die für eine einzelne, nicht von andern beeinflußte schräge Fläche geltenden
Figuren 2 bis 20 und 73!
Wie Herr Ahlhorn bereits gezeigt hat, ist das typische Bild cler Druckverteilung an einer schräge
durchs Wasser bewegten Platte bei geringer Geschwindigkeit und genügender Tauchtiefe das in Fig. 2, als
Mittel von 18 Versuchen, vorgefülirte: vor der Platte ein Wellenberg: der „Stau“, hinter derselben ein Wellen
tal: der „Sog“, beide erreichen ihre größte Ausbildung näher zum voran schreitend ein Rande cler Platte, während
sie nach dem hinteren Rande zu sich abflachen. Dabei ist cler Wellenberg einfach, das Wellental deutlich
doppelt, den zwei an den beiden Kanten cler Platte entstehenden Hauptwirbeln entsprechend.
Wächst die Geschwindigkeit, so verlegt sich cler höchste Teil des Wellenberges nach dem hintern Rande
zu, cler tiefste des Wellentals nach dem vordem hin; Fig. 3, welche die Verhältnisse hei mittelschneller
Bewegung (m) darstellt, zeigt den Übergang von der langsamen Bewegung in Fig. 2 zur schnellen (s) von
Fig. 4. Diese Formänderung der Welle mit zunehmender Geschwindigkeit ist so bedeutend, daß trotz der
selbstverständlichen Zunahme cler Gesamtwelle cler Stau beim Vorderrancle und cler Sog beim Hinterrande
an schnell bewegten Platten kleiner sind, als an langsam bewegten, wie aus Fig. 2 bis 4 leiclit zu ersehen
’ist. Dieselbe Formänderung der Welle bei zunehmender Geschwindigkeit der Platte zeigt sich auch in den
Figuren 5 und 6, welche die Versuche mit ebenso breiter, aber weniger tief (nur 24 mm) eiugetaucliter Platte
zeigen, Fig. 5 mit so schnell, wie in Fig. 4, Fig. 6 mit so langsam wie in Fig. 2 bewegter Platte; und ebenso
auch in Fig. 15, 16 und 17, welche mit den gleichen Geschwindigkeiten wie Fig. 2, 3, 4, aber mit breiteren,
66 mm breiten Platten gewonnen sind.*)
Einen beträchtlichen Einfluß hat, wie erst im Laufe der Versuche erkannt wurde, die Tiefe des Ein
tauchens cler Platte. Wenig eingetauchte Platten bilden nicht nur, wie es nicht anders sein kann, ein kleineres
Wellental aus, sondern auch einen geringeren Wellenberg, als tief eingetauchte, wenigstens in der Nähe des
Vorderrandes cler Platte. Der Vergleich von Fig. 2, die mit 40 mm Tauchtiefe gewonnen ist, und von Fig 6
und 7, die je 24 und 11 mm Tauchtiefe entsprechen, zeigt dieses für langsame Bewegung deutlich, und Ähn
liches lehrt cler Vergleich von Fig. 4 und 5 für schnelle Bewegung. Am instruktivsten zeigt sich dieser Einfluß
cler Tauchtiefe, wenn man dieselbe Platte nach einander in mehreren Versuchen tiefer und tiefer in das Wasser
*) Herr Prof. Dr. Ahlborn, der die Freundlichkeit hatte, diesen Aufsatz vor seiner Drucklegung durchzulesen, ver
mutet, daß diese auffallende Verschiebung des Höhepunktes des Staus nach dem hinteren Ende der Platte zu hei schnellerer
Bewegung der Platte entweder in der Ungleichförmigkeit cler Bewegung oder in der Drehbewegung der Platten ihre Ursache
hatte, und hei gleichförmiger und paralleler Verschiebung derselben sich nicht zeigen würde, da er in seinen Versuchen stets
den Höhepunkt des Staus an der Verzweigung des Stromes vor der Platte gefunden hat. Über diesen Punkt kann ich keine
Auskunft geben, da die Versuche mit dem Apparat Fig. 16, bei dem die^Plattendrehung vermieden ist, nur mit langsamer
Bewegung angestellt worden sind. Auf eine erneute Prüfung des Gegenstandes verzichte ich, weil Herr Ahlhorn sie dem
nächst mit seinen vollkommeneren Vorrichtungen auszuführen beabsichtigt. Hier mögen diese Bemerkungen als WarnuDg
vor verfrühten Schlußfolgerungen aus diesem Teil der Versnobe genügen.