26
Aus dem Archiv der Deutschen See warte — li)04 No. 4 —
von neuem. Zu Beginn des Oktober verringert sich jedoch der tägliche Spielraum lür den SE- und NW-
Wind auf durchschnittlich zwei Stunden, während die ganze übrige Zeit durch das Wehen von NE- und
SW-Wind ausgefüllt wird. Gegen Ende Oktober schrumpfen der SE- und der NW-Windbereich sogar auf Null
zusammen, sodaß um diese Zeit die eben erwähnten Winde überhaupt nicht beobachtet werden. Es kommt
dann tagsüber, nämlich von 5 a bis o p , nur SW- und in der übrigen Zeit, also nachts, nur NE-Wind zu
stande. Ganz entsprechend liegen die Verhältnisse in der Mitte des Dezember. Im Zusammenhänge damit
steht die Vertauschung, welche zwischen dem NW- und SE-Wind in den letzten Monaten des Jahres statt
hat. Sie ist bedingt durch die Umkehrung der Drehungsrichtung für die Resultierende. Wohl herrscht
gegen Ende des Jahres zur Nachtzeit auch NE-Wind. Derselbe geht jedoch um etwa 4° anstatt in E- in
N-Wind über. Ist dann höchstens vier Stunden lang NW-Wind bemerkbar gewesen, so tritt um ungefähr
8" reiner W-Wind auf. Nach weiteren sieben oder acht Stunden hat sich derselbe, zunächst in SW-Wind
übergehend, etwa um 4P in S-Wind verwandelt. Aus diesem entwickelt sich alsbald SE-Wind, der nach
abermals vier Stunden, also um 8°, reinem E-Wind Platz macht. Letzterer schlägt alsdann während der
Nacht mehr und mehr in NE- und schließlich wieder in N-Wind um.
Durch einen besonders regelmäßigen Verlauf zeichnen sich die Kurven der .halbtägigen Periode in
Fig. 11 aus. Sie sind für alle Windrichtungen nahezu gleichlaufend. Daher findet während des ganzen
Jahres die Drehung der Resultierenden immer in demselben Sinne und zwar, wie die Figur zeigt, in dem
der scheinbaren täglichen Bewegung der Sonne statt. Der Abstand zweier benachbarten Linien von einander
ist recht ungleich, sodaß im Laufe eines halben Tages etwa je zwei Stunden NW- und SE-, dagegen je vier
Stunden NE- und SW-Wind herrscht. In bezug auf die Eintrittszeit eines Windes von bestimmter Richtung
ist eine deutliche jährliche Periode zu erkennen. Während nämlich in den Monaten Januar, Februar, Ok
tober, November und Dezember der Westwind eine bis zwei Stunden nach Mitternacht oder Mittag sich
einstellt, ist dies in der Zeit von März bis September eine Stunde später der Fall. Ganz ähnlich ist es mit
der Eintrittszeit der Winde nach den übrigen Himmelsrichtungen. So folgen dem W-Wind in allen Monaten
der N-, E- und S-Wind immer nach je zwei, sechs bezw. acht Stunden.
Sehr lehrreich ist das Diagramm der Fig. 12. Aus ihm kann die Richtung, welche die Resultierende
infolge der täglichen Gesamtperiode in den einzelnen Tagesstunden annehmen muß. entnommen werden.
In allen Monaten, selbst in denen des Winters, ist danach wenigstens tagsüber eine Drehung des Windes im
Sinne der scheinbaren täglichen Bewegung der Sonne zu erwarten. Für die Nachtstunden der Wintermonate
kann dagegen eine bestimmte Luftbewegung nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Darum zeigt auch die
E-Windlinie, welche ganz dem Gebiet der Nachtzeit angehört, einen höchst unregelmäßigen Verlauf. Dem
gegenüber ist jedoch in dem Gang der Linien für die drei übrigen Hauptwindrichtungen ein ziemlich
charakteristisches Verhalten zu erkennen. Ihre Windungen lassen sich mit dem Stande der Sonne in guten
Zusammenhang bringen. Wir stellen darüber, indem wir von den etwas unsicheren Werten im Dezember
und Januar absehen, folgende Sätze auf:
1) Während des ganzen Jahres wird ungefähr zwei bis drei Stunden nach Sonnenaufgang
reiner Südwind beobachtet.
2) Westwind allein ist eine oder zwei Stunden nach der Sonnenkulmination vorhanden,
zur Zeit der Aequinoktien etwas später als zur Zeit der Solstitien.
3) Genau Nordwind stellt sich im Laufe eines jeden Tages vor Sonnenuntergang ein,
nämlich in den Monaten des Winterhalbjahres ungefähr ’/2 Stunde, in den Sommer
monaten eine oder zwei Stunden vor demselben.
Die Richtungsänderung der Resultierenden nimmt hiernach, wenigstens für die Monate des Sommer
halbjahres, täglich folgenden Verlauf: Um Mitternacht ist E-Wind vorhanden, zur Zeit des Sonnenaufgangs
SE-Wind, drei Stunden nach diesem reiner S-Wind, welcher zunächst in SW-Wind und bis ungefähr 2 Uhr
nachmittags in reinen W-Wind übergeht. Letzterer verwandelt sich während des Nachmittags in NW- und,
noch ehe die Sonne untergeht, in reinen N-Wind. Aus diesem wird zur Zeit des Sonnenuntergangs all
mählich NE-Wind, welchem gegen Mitternacht wieder reiner E-Wind folgt. Im Winterhalbjahre drängt sich
der Uebergang von S- in W- und N -Wind auf den Zeitraum von kaum acht Stunden zusammen. Es ist
daher nicht ausgeschlossen, daß während der übrigen sechzehn Tagesstunden die Resultierende eine weitex-e
Drehung ausführen muß. die in den Sommermonaten fehlt. Andeutungen dafür scheinen vorzuliegen in den