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Full text: 27, 1904

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Aus dem Archiv der Deutschen See warte — li)04 No. 4 — 
von neuem. Zu Beginn des Oktober verringert sich jedoch der tägliche Spielraum lür den SE- und NW- 
Wind auf durchschnittlich zwei Stunden, während die ganze übrige Zeit durch das Wehen von NE- und 
SW-Wind ausgefüllt wird. Gegen Ende Oktober schrumpfen der SE- und der NW-Windbereich sogar auf Null 
zusammen, sodaß um diese Zeit die eben erwähnten Winde überhaupt nicht beobachtet werden. Es kommt 
dann tagsüber, nämlich von 5 a bis o p , nur SW- und in der übrigen Zeit, also nachts, nur NE-Wind zu 
stande. Ganz entsprechend liegen die Verhältnisse in der Mitte des Dezember. Im Zusammenhänge damit 
steht die Vertauschung, welche zwischen dem NW- und SE-Wind in den letzten Monaten des Jahres statt 
hat. Sie ist bedingt durch die Umkehrung der Drehungsrichtung für die Resultierende. Wohl herrscht 
gegen Ende des Jahres zur Nachtzeit auch NE-Wind. Derselbe geht jedoch um etwa 4° anstatt in E- in 
N-Wind über. Ist dann höchstens vier Stunden lang NW-Wind bemerkbar gewesen, so tritt um ungefähr 
8" reiner W-Wind auf. Nach weiteren sieben oder acht Stunden hat sich derselbe, zunächst in SW-Wind 
übergehend, etwa um 4P in S-Wind verwandelt. Aus diesem entwickelt sich alsbald SE-Wind, der nach 
abermals vier Stunden, also um 8°, reinem E-Wind Platz macht. Letzterer schlägt alsdann während der 
Nacht mehr und mehr in NE- und schließlich wieder in N-Wind um. 
Durch einen besonders regelmäßigen Verlauf zeichnen sich die Kurven der .halbtägigen Periode in 
Fig. 11 aus. Sie sind für alle Windrichtungen nahezu gleichlaufend. Daher findet während des ganzen 
Jahres die Drehung der Resultierenden immer in demselben Sinne und zwar, wie die Figur zeigt, in dem 
der scheinbaren täglichen Bewegung der Sonne statt. Der Abstand zweier benachbarten Linien von einander 
ist recht ungleich, sodaß im Laufe eines halben Tages etwa je zwei Stunden NW- und SE-, dagegen je vier 
Stunden NE- und SW-Wind herrscht. In bezug auf die Eintrittszeit eines Windes von bestimmter Richtung 
ist eine deutliche jährliche Periode zu erkennen. Während nämlich in den Monaten Januar, Februar, Ok 
tober, November und Dezember der Westwind eine bis zwei Stunden nach Mitternacht oder Mittag sich 
einstellt, ist dies in der Zeit von März bis September eine Stunde später der Fall. Ganz ähnlich ist es mit 
der Eintrittszeit der Winde nach den übrigen Himmelsrichtungen. So folgen dem W-Wind in allen Monaten 
der N-, E- und S-Wind immer nach je zwei, sechs bezw. acht Stunden. 
Sehr lehrreich ist das Diagramm der Fig. 12. Aus ihm kann die Richtung, welche die Resultierende 
infolge der täglichen Gesamtperiode in den einzelnen Tagesstunden annehmen muß. entnommen werden. 
In allen Monaten, selbst in denen des Winters, ist danach wenigstens tagsüber eine Drehung des Windes im 
Sinne der scheinbaren täglichen Bewegung der Sonne zu erwarten. Für die Nachtstunden der Wintermonate 
kann dagegen eine bestimmte Luftbewegung nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Darum zeigt auch die 
E-Windlinie, welche ganz dem Gebiet der Nachtzeit angehört, einen höchst unregelmäßigen Verlauf. Dem 
gegenüber ist jedoch in dem Gang der Linien für die drei übrigen Hauptwindrichtungen ein ziemlich 
charakteristisches Verhalten zu erkennen. Ihre Windungen lassen sich mit dem Stande der Sonne in guten 
Zusammenhang bringen. Wir stellen darüber, indem wir von den etwas unsicheren Werten im Dezember 
und Januar absehen, folgende Sätze auf: 
1) Während des ganzen Jahres wird ungefähr zwei bis drei Stunden nach Sonnenaufgang 
reiner Südwind beobachtet. 
2) Westwind allein ist eine oder zwei Stunden nach der Sonnenkulmination vorhanden, 
zur Zeit der Aequinoktien etwas später als zur Zeit der Solstitien. 
3) Genau Nordwind stellt sich im Laufe eines jeden Tages vor Sonnenuntergang ein, 
nämlich in den Monaten des Winterhalbjahres ungefähr ’/2 Stunde, in den Sommer 
monaten eine oder zwei Stunden vor demselben. 
Die Richtungsänderung der Resultierenden nimmt hiernach, wenigstens für die Monate des Sommer 
halbjahres, täglich folgenden Verlauf: Um Mitternacht ist E-Wind vorhanden, zur Zeit des Sonnenaufgangs 
SE-Wind, drei Stunden nach diesem reiner S-Wind, welcher zunächst in SW-Wind und bis ungefähr 2 Uhr 
nachmittags in reinen W-Wind übergeht. Letzterer verwandelt sich während des Nachmittags in NW- und, 
noch ehe die Sonne untergeht, in reinen N-Wind. Aus diesem wird zur Zeit des Sonnenuntergangs all 
mählich NE-Wind, welchem gegen Mitternacht wieder reiner E-Wind folgt. Im Winterhalbjahre drängt sich 
der Uebergang von S- in W- und N -Wind auf den Zeitraum von kaum acht Stunden zusammen. Es ist 
daher nicht ausgeschlossen, daß während der übrigen sechzehn Tagesstunden die Resultierende eine weitex-e 
Drehung ausführen muß. die in den Sommermonaten fehlt. Andeutungen dafür scheinen vorzuliegen in den
	        
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