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Full text: 27, 1904

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1904 No. 2 
Fortschritte, welche die Lehre voih Luftdruck machte, nicht zu unterschätzen, wie die am Schlüsse der 
Ephemeriden des neunten Jahrganges zusammengestellten Schlußresultate nachweisen.*) 
Ferner stellte Pilgram die heiteren, trüben und regnerischen Tage für jeden Monat des Jahres mit 
den Abweichungen des Barometers von seiner mittleren Höhe und den Barometerschwankungen zusammen 
und leitete hieraus Wetterregeln ah, wonach hauptsächlich bei hohem Barometerstände das Wetter schön, 
beim niedrigen regnerisch ist und hei steigendem Barometer öfter heiteres, beim fallenden öfter trübes 
Wetter folgt, als das Gegenteil.**) 
Von der Ansicht ausgehend, daß Barometerschwankungen als die nächste Ursache der Witterungs- 
Aenderungen zu betrachten seien, versuchte Eisenlohr aus 55jährigen Beobachtungen zu Karlsruhe den 
Zusammenhang des Barometerstandes mit der Witterung festzustellen und so der Wetterprognostik eine festere 
Grundlage zu geben.***) Diese Untersuchung, welche sehr viele interessante Beziehungen zwischen Barometer 
stand und Wetter enthält und auch die Anhaltspunkte zur Vorhersage des Wetters gibt, welche nach dem 
damaligen Stande der Wissenschaft festzustellen möglich waren, verdient insbesondere deswegen unsere volle 
Anerkennung, weil sie einen nicht unbedeutenden Beitrag liefert, den wahren Sachverhalt über die Anwendung 
des Barometers zur Wettervorhersage klar zu legen. 
Andere Versuche nach dieser Richtung hin sind später öfter gemacht worden, allein ohne nennens 
werten Erfolg. Diese zeigten insbesondere den Mangel, daß nur die lokalen Witterungsverhältnisse in Be 
tracht kamen und diese nicht an die allgemeinen Witterungs Vorgänge auf großem Gebiete angelehnt wurden. 
Denn die Witterungserscheinungen sind sehr allgemeiner Natur, und der Witterungscharakter an einem be 
stimmten Orte ist stets durch die allgemeine Wetterlage bedingt, während die örtlichen Einflüsse nur modi 
fizierende Wirkungen ausüben können, die unter Umständen allerdings exzessiv auftreten können. Ohne 
Kenntnis des allgemeinen Witterungscharakters ist es unmöglich, ein begründetes Urteil über die kommende 
Witterung an einem gegebenen Orte sich zu verschaffen, und daher erscheint es geboten, bei Beurteilung 
des wahrscheinlichen Verlaufs der Witterung sich auf einen erhöhten allgemeineren Standpunkt zu stellen. 
Wenn auch das Interesse an Wind und Wetter ein allgemeines ist, wenn auch die Grundzüge der 
praktischen Witterungskunde auch von elementar Gebildeten verstanden und auf den jeweiligen Witterungs 
verlauf angewendet werden können, so ist unser Publikum doch noch nicht im Stande die Beobachtungen 
am eigenen Orte, insbesondere die des Barometers richtig deuten zu können. Von den Instituten werden 
allerdings Wettervorhersagen massenhaft verbreitet, allein diese werden vom Publikum als Orakelsprüche, 
als Prophezeiungen hingenommen, und da auch bei diesen Wettervorhersagen Mißerfolge bekanntlich nicht gar 
selten sind, wird man leicht geneigt sein, die auf wissenschaftlicher Grundlage beruhenden Wettervorhersagen 
als wertlos anzusehen. Da nun aber der Mensch von Wind und Wetter in hohem Grade abhängt und es 
vorteilhaft erscheint, das kommende Wetter im voraus zu erkennen, so wird er versuchen, auf' eigenem 
Wege sich Merkmale zu verschaffen, wonach er das kommende Wetter beurteilt, sei es nach dem Monde, oder 
nach anderen Gesichtspunkten. In den allermeisten Fällen wird das Barometer als Wetterberater benutzt 
und hat als solcher eine allgemeine Verbreitung, sei es als Quecksilber- oder als Aneroidbarometer, überall 
unter .dem Namen „Wetterglas“ bekannt. Bei allen Unternehmungen wird das Barometer vom großen 
Publikum zu Rate gezogen und seine Angaben und Aenderungen stehen in nicht geringem Ansehen. Daß 
die Angaben des Barometers in bezug auf das Wetter keine willkürliche, sondern allgemein feststehende 
sind, dafür spricht die an allen Barometern meist unter Berücksichtigung der Seehöhe angebrachte 
Wetterskala. 
Wir finden dort gewöhnlich folgende Angaben (beispielsweise bei einem Barometer in Meereshöhe 
aufgestellt): 
unter 785 mm = Stürmisch 770—780 mm = Schön Wetter 
740—750 » = Regen oder Wind über 780 * = Beständig. 
755—765 » = Veränderlich 
Wenn auch das Urteil der Fachmänner über diese Wetterskala ein durchaus absprechendes ist, so muß 
doch wohl eingestanden werden, daß dieselbe bei ihrer allgemeinen Verbreitung und Beliebtheit doch eine 
Bedeutung habe, und diese möglichst festzulegen, ist der Hauptzweck dieser Arbeit. Und dann möchte ich 
*) Vergl. van Bebber, Handbuch der ausübenden Witterungskunde, Teil I, pag. 65, 66, 67, ‘267, 268. 
*») Pilgram: Untersuchungen über das Wahrscheinliche der Wetterkunde durch vieljähr. Beobachtungen. Wien 1788. 
®**) Eisenlohr: Untersuchungen über den Zusammenhang des Barometers mit der Witterung im Winter.
	        
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