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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte - — 1902 No. 1 —
Versuche an, nach theoretisch gewonnenen Grundsätzen konstruirten Iiosen die Richtigkeit der letzteren ge
prüft werden sollten. Wir wenden uns zunächst zu den theoretischen Untersuchungen, werden aber, um ein
Zurückgehen auf die Abhandlung von 1897 möglichst zu vermeiden, die wichtigsten der dort gegebenen Aus
drücke, soweit wir sie hier gebrauchen, voranschicken.
Es erscheint dabei zweckmässig, nicht wie in der Abhandlung von 1897 von drei im Schiffe in be
stimmter Lage befindlichen Magnetstäben (längsschiffs, querschiffs und vertikal) auszugehen, sondern das
allgemeine Problem zu behandeln: Welche Deviation wird durch einen einzigen Stab hervorgebracht, dessen
Lage im Raume ganz beliebig ist und der entweder permanent (Stahl) oder durch den Einfluss des Erd
magnetismus induzirt (weiches Eisen) magnetisch sein kann. Dieses Problem bildete auch den Ausgangspunkt
der früheren Untersuchung und ist auf S. 11 bis 15 der öfter genannten Arbeit behandelt worden. Durch
Einführung der die Lage des Magnetstabes zum Kompass definirenden Wertlie für gewisse Grössen ist es dann
leicht, auf die für die drei supponirten Magnete geltenden Formeln überzugehen, welche den Poisson’schen
Gleichungen zu Grunde liegen. Dies ist aber gar nicht notliwendig, denn das Ergebniss, welches für einen
ganz beliebig liegenden Stab gefunden wird, gilt naturgemäss auch für spezielle Lagen desselben. Indem
wir also nur mit einem Stabe operiren, vereinfachen wir den Formelapparat in nicht zu unterschätzender
Weise, ganz abgesehen davon, dass die Formeln auch auf andere spezielle Fälle mit Leichtigkeit angewendet
werden können.
Ohne hier auf die Ableitung der Formeln näher einzugehen, auf welche wir ohnehin im nächsten Ab
schnitt noch zurückkommen müssen, sei bezüglich der gewählten Bezeichnungsweise das folgende voraus
geschickt.
In der Abhandlung von 1897 wurden folgende Bezeichnungen eingeführt, welche' mit einigen Modi
fikationen auch hier beibehalten werden:
Magnetisches Moment des Stabes (permanent oder induzirt) = M
Entfernung der Stabmitte vom Hütchen der Rose = e
Höhe der Stabmitte über der Ebene durch die Nadel = f
Projektion von e auf die Ebene durch die Nadel oder Ve-—f - = a
Neigung der magnetischen Axe des Stabes gegen die Vertikale = jß
Winkel der Linie a mit dem magnetischen Meridian = a
Winkel der Projektion der magnetischen Axe des Stabes auf die Ebene durch
die Nadel mit dem magnetischen Meridian = ß
Ablenkung der Nadel aus dem Meridian = rp
Es ist nun die Aufgabe, zunächst die Kräfte aufzusuchen, welche, zerlegt nach drei Koordinaten
richtungen, durch den ablenkenden magnetischen Stab auf die Kompassnadel ausgeübt werden. Als Ko-
ordinatenaxen nehmen wir, mit dem Hütchen der Rose als Anfangspunkt, folgende an: 1) als x-Axe eine
parallel der Mittschiffslinie gerichtete horizontale Linie, 2) als y-Axe eine senkrecht zu dieser, also quer
schiffs gerichtete Horizontale und 3) als 2-Axe die Vertikale und führen mit Bezug auf diese Axen folgende
Bezeichnungen ein:
Winkel zwischen der Linie a und der x-Axe = s
Magnetischer Kurs des Schiffes = £
Deviation des Kompasses = <p = <5
Kompass-Kurs des Schiffes - £— d =
Kraftkomponenten des Ablenkungsstabes in den drei
Koordinatenrichtungen — x, y, z.
Es ist also: <x = £+«, ce—</> =
ß = £— (a—ß—«), ß—tf = £'—(a—ß—e)
e, a—ß und u—ß—« sind konstante Winkel, da sie sich nur auf die Lage des im Schiffe als festliegend
angenommenen Magnetstab zu festen Richtungen im Schiffe beziehen.