Prof. Dr. C. Borgen: Deber die Anordnung der Nadeln einer Kompassrose etc.
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Die mit sin 3 f multiplizirten Glieder würden demnach verschwinden, wenn entweder ~(a+ß) oder
Ci
(«—ß) — 90° oder entweder a+ß oder «—ß = 60° ist.
Dies ist der Ausdruck, welcher nach Herrn Vital die sextantale und oktantale Deviation repräsentirt,
welche durch Eisen, das nur dem Einflüsse des Erdmagnetismus unterworfen ist, hervorgebracht werden
soll. Wie schon erwähnt, ist dies ein Irrthum, weil cos s sin 3 * - ~ (sin 2 s + sin 4 e) ist, es wird also eine
quadrantale und eine oktantale, aber keine sextantale Deviation entstehen; eine solche kann überhaupt
nicht durch horizontal liegendes weiches Eisen, wie es hier vorausgesetzt wird, hervorgebracht werden,
sondern nur durch permanente Magnete oder durch vertikal stehendes weiches Eisen.
Weiter, sagt Herr Vital, wird nach den Formeln von Budinich durch weiches Eisen, welches unter dem
Einflüsse des Erdmagnetismus und der Induktion der Kompassnadeln selbst steht, eine Deviation hervorge
rufen von der Form:
P t sin (2 s — 2 o>) -)- P u sin (4 * — 4 w)
wovon das quadrantale Glied wiederum weggelassen wird. Wenn man für « wieder die Werthe für die
4 Nadeln einsetzt, so erhält man zusammengezogen:
4 P u sin 41 cos 2 («+ß) cos 2 (cc—ß)
was verschwindet, wenn entweder 2 (a+ß) oder 2 («—ß) = 90°, d. h. a+ß oder a—ß = 45° ist. Herr Vital
nimmt, um dieser und der vorigen Bedingung gleichzeitig zu genügen a+ß = 60° und u—ß = 45° an,
woraus sich « = 52?5 und ß = 7?5 ergiebt.
Herr Vital führt sodann als Beispiel an, dass eine gewöhnliche Rose von 254 mm Durchmesser, die
mit zwei Nadeln (in Winkelabständen von 30°) versehen war, durch weiches Eisen abgelenkt und die dadurch
hervorgebrachte Quadrantal-Deviation durch sehr nahe weiche Eisenstäbe zu kompensiren versucht wurde.
Obwohl das vorhandene D von 2?5 ganz auf 0° gebracht wurde, zeigte der Kompass eine Deviation, welche
durch eine Kurve dargestellt wird, die sich, nach Ansicht des Herrn Vital, im grossen und ganzen an eine
andere, ebenfalls in dem Aufsatz dargestellte Kurve anschliesst, welche die „theoretische“ Sextantal- und
Oktantal-Deviation wiedergeben soll.
Hierauf wurde eine Rose eingelegt, deren 4 Nadeln in Winkelabständen von 52?5 und 7?5 angebracht
waren und wiederum das D kompensirt, worauf der Kompass keine Deviation mehr gezeigt habe, sondern
für alle Kurse kompensirt gewesen sei.
Herr Vital führt leider keine Zahlen an und so ist es nicht möglich, ein selbständiges Urtheil zu ge
winnen, in wie weit die Behauptungen durch die Beobachtungen gerechtfertigt werden.
Erscheint es auch von vornherein etwas unwahrscheinlich, dass Eisenstähe, welche ein T) von nur 2?5
kompensiren sollen, eine irgend erhebliche oktantale Deviation hervorbringen sollten (sextantale ist, wie er
wähnt, bei horizontal liegendem weichen Eisen so wie so ausgeschlossen), so ist doch die Möglichkeit wegen
der Nähe der Stäbe an den Nadeln nicht ausgeschlossen; es kommt aber hinzu, dass, wie im nächsten Ab
schnitt sich ergeben wird, bei einem Winkelabstand der Pole der Nadeln von 30° von der Nord-Süd-Linie
der Rose diese Art der Deviation von selbst wegfällt. Hierzu sei indessen bemerkt, dass in Folge der un
gleichförmigen Vertheilung des durch die Nadeln induzirten Magnetismus im Stahl immerhin die Möglichkeit
der Entstehung einer oktantalen Deviation nicht ganz ausgeschlossen erscheint, jedenfalls kann eine solche
aber nur ausserordentlich klein sein. Die durch die Kurve angedeuteten Werthe der Rest-Deviation, welche
nach Vital die beobachtete sextantale und oktantale Deviation darstellen sollen, liegen meistens unter 1°;
da aber die beobachteten Werthe nicht angegeben sind, so lässt sich nicht beurtheilen, wie genau dieselben
durch die Kurve dargestellt werden und ob sie nicht einfach als zufällige Beobachtungsfehler betrachtet wer
den können. Bezüglich der Konstruktion der „theoretischen“ Kurve der Sextantal- und Oktantal-Deviation
fehlt jeder Nachweis. Der Anschluss beider Kurven ist nicht eben sehr nahe, da dieselbe stellenweise Ab
weichungen von über 2° zeigen, also weit mehr als die Rest-Deviation in maximo überhaupt beträgt.
Unter diesen Umständen erschien es geboten, die Frage einmal sowohl von der theoretischen, als auch
von der praktischen Seite zu bearbeiten, indem einerseits die auf eine Kompassrose gebräuchlicher Art wir
kenden Kräfte und die von ihnen hervorgebrachte Deviation mathematisch abgeleitet, andererseits durch