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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S9S No. 5 —
Da die Fahrtkomponente, die das Schiff im Segeln beim Winde entgegen dem wirklichen Wind macht,
doch mir gering ist, so habe ich die heim Winde gemachten Beobachtungen mit jenen an festem Ort ver
einigt. Die gemessene Windgeschwindigkeit ist im ersteren Falle voraussichtlich um reichlich ebenso viel
gegen die wahre Windgeschwindigkeit durch Abtrift vermindert, als sie durch diese Komponente über diese
Geschwindigkeit erhöht ist, umsomehr als die „Gazelle“ nicht gut beim Winde segelte; der iibrigbleibende
Fehler dürfte innerhalb der Grenzen der zur Zeit überhaupt erreichbaren Genauigkeit liegen.
Auf Fig. 1 findet man diese Ergebnisse der
Fig. 1
m pr. Sek.
„Gazelle“ graphisch dargestellt durch Punkte*
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Kreuze und Kreise. Für 7 1 '2 Beaufort ergiebt sich
die Geschwindigkeit des relativen Windes auf dem
Schiff, der das Anemometer trifft, durchschnittlich
hei dem Winde als 13.2 mpr. Sek, raumschoots als
etwa 10.8 m pr. Sek und vor dem Winde als 9.3 m
pr. Sek, welche letztere Zahl sich auf etwa 8.3 ui
pr. Sek reduzirt, wenn man berücksichtigt, dass
vor dem Winde die Stärkeschätzung durchschnitt
lich um V2 Beaufort-Grad zu niedrig ausfällt (vgl.
Ann. d. Hydr. 1897, S. 335). Nimmt man 13.2 m
pr. Sek als die wirkliche Windgeschwindigkeit an,
so ergiebt sich ein Verlust von etwa 5 m pr. Sek
bei der Fahrt vor dem Winde, was der wirklichen
Schifisgeschwindigkeit (8—11 Knoten) nahe genug
entspricht.
Für den Vergleich zwischen Beaufort’s Skala und wirklicher Windgeschwindigkeit kommen nur die
beim Winde oder bei festliegendem Schiff gewonnenen Werthe in Betracht. Sie stimmen sehr gut sowohl
mit den im Gazellewerk mitgetheilten als mit den von Krümmel aus diesem Werk abgeleiteten Werthen
überein, wenn man an diesen die jetzt bekannte Instrumentalkorrektion anbringt; meist liegen sie zwischen
beiden Reihen. Reduzirt auf die wahren Konstanten des Instruments ergeben die drei Bestimmungen das
folgende Resultat (m pr. Sek.):
Beaufort-Grade
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Gazellewerk
1.8
2.4
4.6
6.7
8.3
9.3
10.9
13.5
17.0
20.6
Krümmel 1 nach Gazelle-Beob.
—
3.7
5.0
6.5
8.4
9.7
12.1
14.1
16.5
19.2
Koppen 1
—
—
—
—
—
9.4
11.6
14.2
17.1
20.5
Mittel
1.8
3.0
4.S
6.6
8.3
9.4
11.6
14.0
17.0
20.4
9) Die kurze während des Sommers 1889 auf dem Dampfer „National“ von Prof. Krümmel angestellte
Vergleichsreihe liegt in dein Werke „Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtstiftung, Bd. 1 C.
Geophysikalische Beobachtungen“ (Kiel und Leipzig, 1893) eingehend von ihm diskutirt vor. Die Konstanten
des Instruments sind berücksichtigt und die Fehlerquellen bei jeder einzelnen Beobachtung sorgfältig erwogen.
Dabei wird allerdings auch eine, wie Hr. Knipping in den Ann. d. Hydr. 1894, S. 62, mit Recht bemerkt,
unstatthafte Schiebung einiger Schätzungen nach den dabei gemessenen Windgeschwindigkeiten vorgenommen;
lassen wir diese Fälle weg, so wird dadurch nur der Werth von 6 Beauf. merklich beeinflusst, wie der Ver
gleich der Tabellen auf S. 13 und 15 zeigt. Bedeutende Windstärken haben während dieser Reise nicht
gemessen werden können.
10) Dasselbe Anemometer, das auf der „Gazelle“ in Verwendung war, ist bald nachher auch auf
S. M. S. „Elisabeth“ während des Verlaufs von vier schweren Stürmen beobachtet worden, vgl. Annalen der
Hydr. 1877 und 1878. Ein Versehen, das bei der Berechnung seiner Angaben untergelaufen ist, hat 1893
(Ann. S. 408) seine Berichtigung gefunden. In dem Aufsatz von Herrn Knipping in Bd. 1894 (S. 61) der
Annalen sind diese Messungen nach Stärkegraden zusammengestellt, und es erübrigt nur noch die Instrumental-
Konstanten zu berücksichtigen. So klein die Anzahl der Vergleiche ist, so haben sie wegen der hohen
Windstärken, bei denen sie geschahen, doch Werth.