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Full text: 17, 1894

Dr. C. Stechert: Das Marine-Chronometer und seine Verwendung in der nautischen Praxis. 
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zu Grunde legt, nachdem man sich aus dem Intervall zwischen den beiden letzten Zeitbestimmungen ein 
neues g 0 abgeleitet hat. — Man wird freilich hei Benutzung der viergliederigen Gangformel häufig bessere 
^Resultate erhalten, wenn man mit einer gewissen Vorsicht vorgeht und nicht nur die Gänge während der letzten 
Zeit, sondern auch das frühere Verhalten des Instrumentes berücksichtigt. — Unter den vielfachen, theils 
graphischen, theils rechnerischen Methoden, welche zu diesem Zwecke aufgestellt worden sind, dürfte das 
folgende, sehr naheliegende Verfahren noch am geeignetsten sein. Man trägt die nach einander beobachteten 
Werthe von g a + c (z—,e 0 ) graphisch als Ordinaten auf, indem man die Mitten der Beobachtungs-Zeiten als 
Abscissen wählt; hierauf führt man einen Kurvenzug durch diese Punkte, oder wenn dies ohne grossen Zwang 
nicht möglich ist, in der Nähe der Punkte vorüber. An den letzten Tlieil der Kurve legt man eine Tan 
gente und entnimmt nun, indem man dieselbe als Fortsetzung der Kurve betrachtet, aus der Zeichnung die 
Werthe von g c -\-c(z—z a ) für die Folgezeit. Prof. Bürgen, welcher die Benutzung der soeben skizzirten 
Methode als einen „Versuch“ vorschlägt, giebt in den „Annalen der Hydrographie u. s. w.“ (Jahrgang 1887, 
Seite 31) weitere, aus der Erfahrung gewonnene Vorschriften und Vorsichts-Maassregeln für die Anwendung 
in der Praxis. — Man erkennt sofort, dass hei der Konstruktion der Kurven und Tangenten der Willkür des 
Navigateurs ein grosser Spielraum bleibt, und die unbefangene Diskussion vieler, auf See erhaltener Chrono 
metergänge hat den Verfasser zu der Ansicht geführt, dass die Anwendung der obigen Methode selbst bei 
genügender Vorsicht bisweilen zu erheblichen Abweichungen hei der Vorausberechnung führen kann. Die 
Betrachtung der an Bord S. M. S. „Sperber“ gewonnenen Beohachtungs-Kesultate, welche weiter unten ge 
geben werden, dürften ein Beispiel hierfür bieten. 
Anders liegt der Fall, wenn es sich nicht um eine Extrapolation, sondern um eine Interpolation der 
Gänge handelt, wo also der richtige Verlauf der Kurve durch die späteren Gangbestimmungen angezeigt 
wird. Dann bietet die Anwendung jenes graphischen Verfahrens grosse Vortheile und wird beim Vorhanden 
sein mehrerer Chronometer stets eine wesentlich bessere Uebereinstimmung der verschiedenen Angaben her 
beiführen. Dieser Fall wird später an der Hand eines Beispiels näher besprochen werden. 
Aus den vorerwähnten Gründen wird es sich daher empfehlen, die Vorausberechnung 
des Chronometerstandes an Bord stets mit Hülfe der dreigliedrigen Gangformel 
9 = ^ 0 + a (t—15°) + b (t—15 0 ) 2 
auszuführen, und sollen deshalb auch die folgenden Piechnungs-Vorschriften unter Be 
nutzung dieser Formel gegeben werden. 
§ 44. Berechnung einer Gangtabelle. Es empfiehlt sich, für den praktischen Gebrauch der drei- 
gliederigen Gangformel eine Tabelle aufzustellen, welche neben dem Argumente t die Funktion 
T = «(# —1B°) +6 C*—lo°) 2 
enthält. Um die Berechnung dieser Tabelle zu vereinfachen, ist am Schlüsse eine Tafel beigefugt, welche 
für das Horizontal-Argument b und für das Vertikal-Argument t —15° den Werth b (t—15°) 2 giebt. ■— Als 
Beispiel möge die Grösse T für das Chronometer Eppner 177. M. 20, tabulirt werden. Die Gangformel lautet: 
g = +1?07—0?055 if —15°) -f- OfOllO (t—15 0 ) 2 
Daraus erhält man folgende Tabelle für T: 
T T T 
+5° 
+1!65 
26 
+15° 
O'iOO 
+25° 
+0?55 
18 
6 
+1.39 
iß 
-0.04 
4 
26 
+0.73 
7 
+1.14 
25 
22 
17 
-0.07 
3 
o 
27 
+0.92 
19 
22 
8 
9 
+0.92 
+0.73 
19 
18 
19 
-0.07 
-0.04 
o 
28 
29 
+1.14 
+ 1.39 
25 
18 
4 
26 
10 
+0.55 
20 
0.00 
30 
+1.65 
11 
+0.40 
15 
21 
+0.07 
7 
31 
+1.94 
29 
30 
12 
+0.26 
14 
22 
+0.15 
8 
11 
32 
+2.24 
13 
+0.15 
11 
23 
+0.26 
i i 
1 A 
33 
+2.51 
33 
14 
+0.07 
s 
24 
+0.40 
14 
34 
+2.93 
36 
15 
0.00 
7 
25 
+0.55 
15 
35 
+3.30 
37 
§ 45. Das Chronometer-Journal. Um eine erfolgreiche Benutzung der Chronometer-Angaben auf 
See zu ermöglichen, ist es unerlässlich, dass während des ganzen Zeitraumes, wo sich das Chronometer an 
Bord befindet (also auch während des Aufenthaltes in Häfen) ein Journal über das Instrument gefülirt
	        
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