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Aus dem Archiv der Deutschen Seewar'te — 1894 No. 4 —
■wird. Dasselbe soll ausser deu Temperaturen des Aufstellungsraumes, welche in der früher besprochenen
Weise zu ermitteln sind, die Berechnung des Ganges und Standes für 0 h mittlere Greenwich-Zeit jedes Tages
enthalten.
Ferner sind in das Journal die Resultate der Zeitbestimmungen und die Angabe der Methode, wie
dieselben erlangt sind, sowie der Name des Beobachters einzutragen; auch ist bei eigenen astronomischen Mes
sungen, um bei einer späteren Diskussion eine Schätzung der Genauigkeit zu ermöglichen, beizufügen, wie
viele Höhenmessungen ausgeführt worden sind und wie die Uebereinstimmung der Einzelmessungen unter
einander sich gestaltete. — Bei der Benutzung akustischer Zeitsignale ist noch dem Umstande Rechnung
zu tragen, dass der Schall sich in der Atmosphäre mit verhältnissmässig geringer Geschwindigkeit fortpflanzt
und daher die an der Beobachtungsuhr abgelesene Zeit einer kleinen negativen Korrektion bedarf. Man
kann mit genügender Genauigkeit annehmen, dass der Schall*)
in 3 S 1 Kilometer
oder in 5?6 1 Seemeile
zurücklegt. Nach einer näherungsweisen Schätzung der Entfernung ist daher die obige Korrektion leicht
zu ermitteln. — Wenn man die Absicht hat, ein von einem Observatorium gegebenes Zeitsignal zu beob
achten, versäume man ferner nie, sich schon zuvor darüber zu unterrichten, durch welche Zeichen die Ab
gabe des Signals vorher angezeigt wird, wie das Signal selbst beschaffen ist (ob Zeitball, Zeitflagge, Zeit
klappe, Kanonenschuss u. s. w), sowie, welche nachträglichen Zeichen gegeben werden, wenn ein Fehler in
der Zeitangabe vorgekommen ist.
Die erhaltenen Standbestimmungen sind nicht in das Kalendarium des Journals, sondern in eine be
sondere Rubrik am Schlüsse des Heftes einzutragen, dagegen ist in der Kolummne des Kalendariums „Be
richtigter Stand“ der Stand des Chronometers für denjenigen Greenwich-Mittag, welcher (vor oder rückwärts)
der Zeitbestimmung am nächsten gelegen ist, anzugeben. Die wegen der Zwischenzeit erforderliche kleine
Reduktion -wird man mit Hülfe eines mittleren Gangwertlies ausführen können. Falls die Absicht vorliegt,
die berichtigte Standbestimmung aus irgend einem Grunde nicht für die fernere Vorausberechnung, sondern
nur als beiläufige Kontrole zu verwenden, ist die betreffende Angabe einzuklammern. — Nach jeder Stand
bestimmung ist auch die Differenz „Beobachtung — Rechnung“ zu bilden und in die hierfür bestimmte Ko
lumne einzutragen.
In der letzten Kolumne „Bemerkungen“ sind alle diejenigen Umstände zu verzeichnen, durch welche
möglicherweise das Verhalten des Chronometers beeinflusst sein kann. Als Beispiele für solche Ereignisse
mögen hier nur die folgenden erwähnt werden:
1) Das Inseegehen und Ankern.
2) Das Ingang- und Ausserbetriebsetzen der Maschine.
3) Starker Seegang, wobei eventuell der Charakter der Schiffsbewegung (Schlingern, Stampfen, Er
schütterungen durch Sturzseen) näher zu bezeichnen ist.
4) Schiessen mit Schiffsgeschützen unter Angabe, ob scharf oder mit Salutkartuschen, ob geschütz- oder
batterieweise gefeuert ist.
5) Sonstige starke Erschütterungen des Schiffskörpers, z. B. durch Uebernehmen der Ladung oder durch
Rollen der Ladung im Raum.
6) Hoher oder geringer Feuchtigkeitsgrad der atmosphärischen Luft.
7) Sehr hoher oder tiefer Barometerstand oder starke Schwankungen des Luftdrucks.
8) Gründe für plötzliche Temperatur-Veränderungen, z. B. Heizen des Aufstellungsraumes.
9) Veränderungen in der Aufstellung grösserer Eisenmassen im Schiff, vorzüglich wenn sich dieselben
in der Nähe des Chronometers befinden und stark magnetisch sind.
10) Blitzschläge, welche das Schiff getroffen haben, oder in der Nähe des Schiffes vorgekommen sind.
11) Veränderungen in der Aufstellung des Chronometers.
12) Beschädigungen des Chronometerspindes.
*) Die strenge Formel für die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit des Schalles in der Atmosphäre lautet nach Regnault:
SSOI’TÖ V1 +0.0036GSi,
wo t die Lufttemperatur in Graden der hunderttheiligen Skala bezeichnet.