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Full text: 17, 1894

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1894 No. 4 
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schon aus dem Gehäuse heraus und in die geöffnete linke Hand gleiten. Sollte dies nicht eiutreten, so löse man wiederum 
den Arretirliebel, wende das Gehäuse halb um und drücke das Werk mit Hülfe des auf den Aufziehzapfen gesetzten Schlüssels 
vorsichtig ein wenig aus dem Gehäuse heraus. Die linke Hand bleibt, um ein Herausfallen des Werkes zu verhindern, 
während der letzteren Manipulation in der vorhin beschriebenen Stellung. Es ist hierbei natürlich jede Verletzung der 
Zeiger und des Werkes sorgfältig zu vermeiden. — Man lege jetzt das herausgenommene Werk in umgekehrter Stellung 
(Zifferblatt unten, Platine oben) auf das durch den Arretirliebel festgestellte Gehäuse, bringe — falls sich das Chronometer 
noch in Gang befindet — durch ein vorsichtig gegen die Unruhe gehaltenes weiches Papierblatt das Instrument zum Stehen 
und nehme das Eeststellen der Unruhe vermittelst zweier kleiner Korkkeile vor. Dieselben sind mit Hülfe einer Pincette 
ungefähr an denjenigen Stellen unter den Reifen der Unruhe zu schieben, wo letztere mit den Speichen zusammenhängt; 
niemals darf die Unruhe in der Nähe des freischwebenden Endes gekorkt werden. Auch vermeide man, die Korke zu fest 
unter zu schieben, weil hierdurch leicht ein Verbiegen der Unruhe oder ein Brechen der Unruh-Axe veranlasst werden kann; 
die Keile sollen nur so fest haften, um eben eine schwingende Bewegung der Unruhe während des Transportes zu verhindern. 
Der benutzte Kork muss vollständig neu und vor Allem frei von Säure sein, weil im anderen Falle sofort ein Rosten der 
Metalltheile eiutreten wird. Die Berührung der Korrektions-Schrauben an der Unruhe ist stets zu vermeiden. War das 
Chronometer vollständig abgelaufen, so ist es vortheilhaft, nach dem Feststellen die Schnecke um etwa eine Viertelumdrehung 
(nicht mehr!) aufzuziehen, um zu verhindern, dass das Hemmungsrad während des Transportes hin- und hergeschleudert 
wird und.sich möglicherweise mit der Spitze eines Zahnes genau auf den Rubinzahn der Unruhe setzt. Hierdurch kann bei 
dem späteren Ingangsetzen eine Verletzung des Hemmungsrad-Zahnes oder ein Bruch der Unruh-Axe herbeigeführt werden. 
Ist dagegen die Zugfeder ein wenig gespannt, so wird sich ein Zahn des Hemmungsrades mit leichtem Drucke an den Ruhe 
stein legen und eine Bewegung des Hemmungsrades wird hierdurch verhindert werden. 
Es ist zu empfehlen, das Feststellen der Unruhe auch dann vorzunehmen, wenn während der Seereise 
das Chronometer ausser Gebrauch gesetzt wird. — Jedes Mal, nachdem das Chronometer mit festgestellter 
Unruhe verschickt worden ist, muss eine Neubestimmung des Gangwerthes vorgenommen werden, da meistens 
eine Veränderung desselben eintreten wird. 
Begleitet eine zuverlässige Person den Chronometer-Transport, so ist es vortheilliafter, das Instrument 
in gehendem Zustande zu befördern. Man nimmt dann das Gehäuse durch Lösen der vorderen grossen 
Schraube aus der kardanischen Aufhängung heraus und verpackt dasselbe sorgfältig in einem kleinen elasti 
schen Korbe, welcher am Henkel getragen und im Personenwagen behalten wird. Im übrigen sind hierbei 
die zu Anfang dieses Kapitels erwähnten Vorsichts-Maassregeln heim Transporte zu beobachten. 
V. Verwendung der Chronometer-Angaben an Bord. 
§ 42. Es dürfte auf den ersten Blick nicht schwierig erscheinen, die Berechnung des Chronometer 
standes für ein beliebiges Datum auszuführen, wenn einmal durch eine sorgfältige Voruntersuchung die in 
der oben angewendeten Gangformel 
g = g 0 + a (/ —15°) + b (t—15°) 2 + c (z —z 0 ) 
enthaltenen Werthe g D , a, c, sowie der Stand für das Datum z a bestimmt sind; man würde für jeden Tag 
unter Berücksichtigung der beobachteten Temperatur nach obiger Formel den Gangwerth aufstellen können 
und durch Addition zum gegebenen Stande zur Zeit z a schliesslich den Stand zur Zeit z erhalten. "Wegen 
der früher besprochenen, besonders an Bord nicht auszuschliessenden gangstörenden Ursachen, sowie wegen 
der Veränderungen, welche g 0 , a, b und c im Laufe der Zeit erfahren, führt aber ein solches Verfahren auf 
Werthe, welche im allgemeinen um so mehr von der Wahrheit abweichen, je weiter man sich von dem 
Datum z a entfernt. Es darf deshalb der Seemann, um die Fehler nicht zu bedeutend anwaclisen zu lassen, 
keine Gelegenheit zur Bestimmung des Chronometerstandes versäumen. 
§ 43. Aufstellung einer Gangformel für den Gebrauch auf See. Die oben hei Besprechung 
der Voruntersuchung benutzte Gangforme] eignet sich aber im allgemeinen nicht für die Vorausberechnung des 
Chronometerstandes an Bord. Die Erfahrung lehrt, dass che Grössen g 0 und c in viel höherem Maasse, als 
a und b der Veränderlichkeit auf See unterworfen sind. Es würde daher, wenn wir zunächst bei der bis 
herigen Form der Gangformel stehen bleiben, eine sehr häufige Neubestimmung dieser Werthe erforderlich 
sein. Ein allgemein gültiges Gesetz über die Veränderung dieser Grössen hat bis jetzt trotz aller Be 
mühungen nicht abgeleitet werden können. — Eine Neubestimmung beider Werthe lässt sich theoretisch mit 
Hülfe zweier Gangbestimmungen aus verschiedenen Epochen erhalten; wenn man indessen ohne jede Kritik 
des Resultats mit diesen Werthen die Vorausberechnung fortsetzt, so wird man im Durchschnitt — wie man 
aus vielen Beispielen ersieht— viel weiter aus dem Wege gerathen, als wenn man die einfachere Gangformel 
g = g 0 + a (t -15°) + b (f—1B°) S
	        
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