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Full text: 16, 1893

Dr. Willi. Meinardus: Beiträge zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse etc. 
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besonders berechnet wären. Aber von dieser mühsamen Berechnung ist abgesehen worden, weil der Erfolg 
derselben nicht genügend verbürgt ist. Denn einerseits ist die Zahl der Beobachtungen im Mai namentlich 
in nördlicheren Breiten, wo die Kontraste der Jahreszeiten grösser sind, klein, andererseits wechselt von 
Jahr zu Jahr der Zeitpunkt des Monsun-Ausbruchs, er findet in den mittleren Breiten der Bai bald vor 
bald nach Mitte Mai statt oder es kommt auch vor, dass nach einem verfrühten Vorstoss des Monsuns die 
Witterung des Frühjahrs wieder einsetzt. Eine Scheidung der vor und nach Mitte Mai gemachten Beob 
achtungen würde kaum die gewünschte Reinheit der gegensätzlichen Witterungs-Charaktere zu Tage fördern. 
Die wesentlichsten Gegensätze lassen sich auch aus einem Vergleich von April und Mai erkennen. 
Wie die obige Tabelle deutlich macht, ist der Unterschied in den Mittelwerthen von April und Mai 
am grössten, der Uebergang am schroffsten in der nördlichsten Breitenzone. Es findet ein fast diskonti- 
nuirlicher Uebergang, ein Sprung im Verlauf der Periode mancher Elemente statt. Besonders ausgeprägt 
ist der Wechsel der Jahreszeit in den Hydrometeoren und im Charakter der Luftbewegung, welchen wir 
durch die Böenhäufigkeit ausgedrückt finden (vgl. Seite 22). 
Wenn man die in den drei 2°-Breitenzonen (12°—18° N. Br.) gemachten Beobachtungen zusammen 
fasst und die Mittelwerthe berechnet, erhält man für die Regen-, Gewitter- und Böenhäufigkeit Werthe, 
welche noch schroffer als die der 5°-Breitenzone 10°—15° N. Br. den Wechsel der Jahreszeit hervortreten 
lassen. Folgende Tabelle theilt diese Werthe mit, ausserdem giebt sie die Zahl der Beobachtungen an, 
auf welche sie sich stützen. 
12°—18° N. Br. (Mai und Juni nur 12°—16° N. Br) ca. 90°—96° O. L. 
y 
Böen- 
waclien 
'alil d 
liegen 
wachen 
e r 
Beob 
achtungs 
wachen 
Böen 
wachen 
% 
Regen- 
waclien 
% 
Zah 
Regen 
tage 
1 der 
Beob- 
achtungs- 
tage 
Regen 
tage*) 
% 
Zahl 
Gewitter 
tage 
d e r 
Beob 
achtungs 
tage 
Gewitter 
tage 
% 
Januar .. 
17 
20 
606 
2.8 
3.3 1 
31 
269 
11.5 
0 
102 
0.0 
Februar . 
0 
3 
1159 
0.0 
0.3 
5 
378 
1.3 
0 
225 
0.0 
März .... 
3 
9 
1539 
0.2 
0.6 
n 
452 
2.4 
1 
254 
0.4 
April.... 
9 
12 
778 
1.2 
1.5 
26 
213 
12.2 
5 
128 
3.9 
Mai 
52 
S9 
.281 
18.5 
31.7 
40 
55 
72.7 
20 
45 
44.4 
Juni . . . 
73 
106 
263 
27.8 
40.3 
47 
59 
79.7 
0 
44 
0.0 
1.— 20. März 
1 
1 
1163 
0.1 
0.1 
21. März —10. April .. 
4 
15 
711 
O.C 
2.1 
11.—30. April 
7 
5 
433 
1.6 
1.2 
*) nach Tabelle 42 des Anhangs. 
Die einzige Erscheinung, welche den Witterungs-Verhältnissen des Mai in den mittleren Breiten der 
Bai von Bengalen spezifisch eigen ist und im Juni nicht mehr angetroffen wird, ist der hohe Grad von Ge 
witter-Wahrscheinlichkeit. Während in den ersten drei Monaten in jenem Meeresgebiet gar kein, im 
April nur ein Gewittertag vorkommt, sind deren im Mai 13 wahrscheinlich, Juni ist aber wieder gewitter 
los. Diese dem Mai eigenthümliche Erscheinung hängt offenbar mit dem Witterungs-Vorgang zusammen, 
welcher auch nur im Mai einzutreten pflegt, mit dem Ausbruch des Monsuns. In niederen Breiten, wo das 
Fortschreiten dieses Prozesses so langsam von statten geht, dass wir die an einem bestimmten Orte auf 
einander folgenden Stadien desselben verfolgen konnten, bemerkten wir, dass die Gewitter das erste sind, 
wodurch das Herannahen der Regen- uud Böenzone gekennzeichnet wird und dass sie seltener werden, wenn 
der Ausbruch des Monsuns erfolgt ist. In den Mittelwerthen des Mai sehen wir dagegen die einzelnen 
Stadien des Monsun-Ausbruchs über der Bai gleichsam auf einen Punkt projizirt, wir vermögen nicht das 
zeitliche Nacheinander zu erkennen. Aus der früher konstatirten Aehnlichkeit der Vorgänge in niederen 
und höheren Breiten und nach den Beobachtungen des Monsun-Ausbruchs in Vorderindien, auf welche 
damals aufmerksam gemacht wurde (vgl. Seite 25), darf man schliessen, dass auch über der Bai die Gewitter 
das erste sind, wodurch der vorherige trockene, stabile Zustand der Atmosphäre in den feuchten, böigen
	        
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