Dr. Willi. Meinardus: Beiträge zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse etc.
35-
besonders berechnet wären. Aber von dieser mühsamen Berechnung ist abgesehen worden, weil der Erfolg
derselben nicht genügend verbürgt ist. Denn einerseits ist die Zahl der Beobachtungen im Mai namentlich
in nördlicheren Breiten, wo die Kontraste der Jahreszeiten grösser sind, klein, andererseits wechselt von
Jahr zu Jahr der Zeitpunkt des Monsun-Ausbruchs, er findet in den mittleren Breiten der Bai bald vor
bald nach Mitte Mai statt oder es kommt auch vor, dass nach einem verfrühten Vorstoss des Monsuns die
Witterung des Frühjahrs wieder einsetzt. Eine Scheidung der vor und nach Mitte Mai gemachten Beob
achtungen würde kaum die gewünschte Reinheit der gegensätzlichen Witterungs-Charaktere zu Tage fördern.
Die wesentlichsten Gegensätze lassen sich auch aus einem Vergleich von April und Mai erkennen.
Wie die obige Tabelle deutlich macht, ist der Unterschied in den Mittelwerthen von April und Mai
am grössten, der Uebergang am schroffsten in der nördlichsten Breitenzone. Es findet ein fast diskonti-
nuirlicher Uebergang, ein Sprung im Verlauf der Periode mancher Elemente statt. Besonders ausgeprägt
ist der Wechsel der Jahreszeit in den Hydrometeoren und im Charakter der Luftbewegung, welchen wir
durch die Böenhäufigkeit ausgedrückt finden (vgl. Seite 22).
Wenn man die in den drei 2°-Breitenzonen (12°—18° N. Br.) gemachten Beobachtungen zusammen
fasst und die Mittelwerthe berechnet, erhält man für die Regen-, Gewitter- und Böenhäufigkeit Werthe,
welche noch schroffer als die der 5°-Breitenzone 10°—15° N. Br. den Wechsel der Jahreszeit hervortreten
lassen. Folgende Tabelle theilt diese Werthe mit, ausserdem giebt sie die Zahl der Beobachtungen an,
auf welche sie sich stützen.
12°—18° N. Br. (Mai und Juni nur 12°—16° N. Br) ca. 90°—96° O. L.
y
Böen-
waclien
'alil d
liegen
wachen
e r
Beob
achtungs
wachen
Böen
wachen
%
Regen-
waclien
%
Zah
Regen
tage
1 der
Beob-
achtungs-
tage
Regen
tage*)
%
Zahl
Gewitter
tage
d e r
Beob
achtungs
tage
Gewitter
tage
%
Januar ..
17
20
606
2.8
3.3 1
31
269
11.5
0
102
0.0
Februar .
0
3
1159
0.0
0.3
5
378
1.3
0
225
0.0
März ....
3
9
1539
0.2
0.6
n
452
2.4
1
254
0.4
April....
9
12
778
1.2
1.5
26
213
12.2
5
128
3.9
Mai
52
S9
.281
18.5
31.7
40
55
72.7
20
45
44.4
Juni . . .
73
106
263
27.8
40.3
47
59
79.7
0
44
0.0
1.— 20. März
1
1
1163
0.1
0.1
21. März —10. April ..
4
15
711
O.C
2.1
11.—30. April
7
5
433
1.6
1.2
*) nach Tabelle 42 des Anhangs.
Die einzige Erscheinung, welche den Witterungs-Verhältnissen des Mai in den mittleren Breiten der
Bai von Bengalen spezifisch eigen ist und im Juni nicht mehr angetroffen wird, ist der hohe Grad von Ge
witter-Wahrscheinlichkeit. Während in den ersten drei Monaten in jenem Meeresgebiet gar kein, im
April nur ein Gewittertag vorkommt, sind deren im Mai 13 wahrscheinlich, Juni ist aber wieder gewitter
los. Diese dem Mai eigenthümliche Erscheinung hängt offenbar mit dem Witterungs-Vorgang zusammen,
welcher auch nur im Mai einzutreten pflegt, mit dem Ausbruch des Monsuns. In niederen Breiten, wo das
Fortschreiten dieses Prozesses so langsam von statten geht, dass wir die an einem bestimmten Orte auf
einander folgenden Stadien desselben verfolgen konnten, bemerkten wir, dass die Gewitter das erste sind,
wodurch das Herannahen der Regen- uud Böenzone gekennzeichnet wird und dass sie seltener werden, wenn
der Ausbruch des Monsuns erfolgt ist. In den Mittelwerthen des Mai sehen wir dagegen die einzelnen
Stadien des Monsun-Ausbruchs über der Bai gleichsam auf einen Punkt projizirt, wir vermögen nicht das
zeitliche Nacheinander zu erkennen. Aus der früher konstatirten Aehnlichkeit der Vorgänge in niederen
und höheren Breiten und nach den Beobachtungen des Monsun-Ausbruchs in Vorderindien, auf welche
damals aufmerksam gemacht wurde (vgl. Seite 25), darf man schliessen, dass auch über der Bai die Gewitter
das erste sind, wodurch der vorherige trockene, stabile Zustand der Atmosphäre in den feuchten, böigen