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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1893 No. 7
in dieser Gestalt, aber noch um einige Millimeter vertieft, auch in den folgenden Monaten bestehen bleibt.
Mit dem Luftdruck-Maximum über der Bai verschwindet die nördliche Begrenzung der äquatorialen Luft
druckfurche, es existirt von da ab nur noch eine äquatoriale, vorwiegend nach Ost geneigte Luftdruckterrasse
in dem vom südlichen zum nördlichen Wendekreise abfallenden Luftdruckgehänge. Winde aus dem süd
westlichen Quadranten sind über der ganzen Bai vorherrschend geworden und wehen mit einer Stärke
von 3—4, während die mittlere Windstärke auf dem Beobachtungsgebiet unter 3, nördlich davon höher
ist. In der Mitte der Bai, wo im April noch die letzten Reste des NE-Monsuns neben Stillen und ver
änderlichen Winden angetroffen werden, ist die Veränderung in der Windrichtung am bedeutendsten, wenn
gleich auch im Mai noch Stillen häufig sind. In den nördlicheren Theilen der Bai, wo auch schon vor dem
Ausbruch des Monsuns sehr beständige südwestliche Winde wehen, findet nur eine Verstärkung derselben
statt. — Wir kommen auf die der Veränderung in der Luftdruck-Vertheilung zu Grunde liegende Ursache
zu sprechen, wenn die Aenderungen der andern meteorologischen Faktoren betrachtet sind.
Der schon an einer früheren Stelle (Seite 23 ff.) wahrscheinlich gemachte Zusammenhang zwischen dem
Ausbruch des Monsuns über den nördlicheren Breiten im Mai und dem Vorrücken einer Gewitter-, Regen-
und Böenzone in der äquatorialen Zone im März und April findet hier eine neue Bestätigung dadurch, dass
die im Mai über der Bai bis an die nördliche Grenze des Beobachtungs-Gebiets (16° N. Br.)
herrschenden Witterungs - Verhältnisse denselben Charakter tragen wie die der äqua
torialen Zone in den Monaten zuvor. In der That erklären sich die im Mai beobachtete grosse Ge
witter-, Regen- und Böenhäufigkeit, der hohe Bewölkungsgrad, die relativ starken westlichen bis südwest
lichen Winde ungezwungen durch die Annahme, dass der den niederen Breiten in den Monaten März und
April eigenthümlicbe Erscheinungs-Komplex sich nach diesem Monat sehr rasch nach Norden ausbreitet.
Die betreffenden Tabellen des Anhangs lassen die hier behauptete Aehnlichkeit der Witterungs-Verhältnisse
in höheren und niederen Breiten erkennen. Wir beschränken uns an dieser Stelle auf die Wiedergabe einer
Tabelle, welche die Mittelwertlie der nördlich vom Aequator gelegenen 5°-Breitenzonen für jeden Monat des
ersten Halbjahrs enthält. Sie dient dazu, den Witterungs-Charakter des Mai in seiner exzeptionellen Stellung
hervortreten zu lassen.
10
-15°
N. Br.
5°
-10°
N. Br.
0°—5°
N. Br
I
II
1
III
IV 1
V
VI
I
ii
III
IV !
V
VI.
i
ii
III
IV
V
VI
Luftdruck (700 +). .. .
59.1
59.1
58.4
57.5
55.1
55.1
57.7
58.6
57.8
57-.0
56.7
56.6
57.7
57.8
57.7
56.9
57.0
57.6
Mittlere Windstärke .
Windhäufigkeit
2.S
2.0
2.2
1.7
2.6
3.8
3.5
3.2
2.5
2.0
2.7
3.9
2.1
2.2
2.2
2.2
2.5
2.6
NNE+NE+ENE..
Windhäufigkeit
72
72
41
22
6
0
75
71
ho
19
3
0
28
25
21
7
2
0
SSW+SW+WSW .
3
9.
6
15
44
73
2
2
2
15
51
82
6
8
10
30
42
53
Böenkäufig'keit
2
0
0
5
19
34
9
3
4
6
17
27
9
7
10
15
14
21
Temperatur
2694
2697
2S?3
2995
2993
2893
27?2
2795
2897
2993
2895
2S91
2799
2892
2898
2897
2892
2893
Bewölkung
3.1
2.2
1.9
2.7
5.8
6.8
4.4
4.5
3.8
3.7
6.7
6.5
4.6
5.1
5.0
5.6
6.2
6.4
Regenhäufigkeit*) ...
19
4
4
18
67
76
40
31
31
46
64
64
44
53
59
62
71
63
Gewitterhäufigkeit*) .
1
0
D
S
40
2
5
10
15
19
24
4
7
20
27
23
14
s
Häufigkeit von „in“*)
9
IS
25
23
S
8
12
16
18
16
8
13
7
18
8
8
3
14
mm Regen Port Blair
bezw. Nancowry
23
1
32
10
60
397
44S
72
32
52
132
303
317
•) bezogen auf Tage.
Man bemerkt, dass die Mittelwertlie des Mai sich in den beiden nördlicheren 5°-Zonen in allen Ele
menten gegen die des April schroff abheben, dagegen mit den Mittelwerthen des Juni, welche den Witterungs
typus des Sommermonsuns ungemischt darstellen, abgesehen von der Gewitter-Häufigkeit, grosse Aehnlichkeit
haben, wenn sie auch noch nicht die extremen Werthe, welche dem Juni eigen sind, erreichen.
Vermuthlich würde der Gegensatz zwischen den durch den Monsun-Ausbrucli getrennten Jahreszeiten
noch besser zum Ausdruck gekommen sein, wenn die Mittelwertlie für die erste und zweite Hälfte des Mai