No. 3.
Untersuchungen
über die
Methode der Anemometerprüfung mit dem Rotations-Apparate.
Von u. von Hasenkamp.
Die vorliegenden Untersuchungen wurden auf Anregung von Seiten des Herrn Geheimrath Professor
Dr. Neumayer unternommen, um zu ermitteln, welche Aenderungen in den Angaben eines Robinson’schen
Anemometers eintreten, dessen Axe in verschiedene Neigungen gegen den Horizont, sowie in verschiedene
Azimute in Bezug auf den Arm des Rotations-Apparates gebracht worden ist.
Die Ergebnisse einer solchenUntersuchuug würden uns in den Stand setzen, den Grad der Genauigkeit
der Angaben von Anemometern zu beurtheilen, bei denen, wie z. B. auf Schiffen oder Ballons, eine ge
sicherte vertikale Aufstellung nicht erreicht werden kann; ferner würden sie darüber Aufschluss geben
können, ob und wie weit es bei der Prüfung von Anemometern gestattet sein kann, dieselben in einer
anderen als der vertikalen Stellung auf den Arm des Rotations-Apparates anzubringen, wie es z. B. bei
den Untersuchungen von Robinson*) und noch in jüngster Zeit bei denen von Whipple und Dines**)
geschehen ist.
I. Beschreibung der angewandten Apparate und Methoden.
Die nachfolgenden Untersuchungen beziehen sich auf ein der Deutschen Seewarte gehöriges, mit No. 3
bezeiclmetes, elektrisch registrireudes Anemometer Reckn agel’scher Konstruktion aus der Werkstatt von
P. H ori ach er in Kaiserslautern; sie sind mit dem Rotations-Apparate der Seewarte angestellt, der von
Herrn Geheimrath Neumayer in der entgegenkommendsten Weise zur Verfügung gestellt wurde.
Die Dimensionen des untersuchten Anemometers sind folgende:
Schalendurchmesser 39.5 mm,
Abstand des Schalenzentrums von der Rotationsaxe 50.5 »
Das Schalenkreuz rotirt im Sinne N-O-S-W; nach je 1000 Umdrehungen desselben erfolgt ein Kontakt.
Der Rotations-Apparat ist in dem quadratischen Lichthofe der Seewarte aufgestellt, der eine Seiten
lange von 10.3 m besitzt. Die Rotationsaxe des Apparates durchsetzt in der Mitte des Quadrates den Boden
und wird unterhalb desselben vermittelst einer horizontalen Welle und zweier auf einander senkrechten
Zahnräder durch einen im Keller aufgestellten 4pferdigen Gasmotor getrieben.
*) T. R. Robinson, On the determination of the constants of the cup anemometer hy experiments with a whirling
machine. Philos. Transact. Vol. 1G9, p. 777.
**) G. M. Whipple and II. W. Dines, Report of the wind-force committee on experiments with anemometers con
ducted at Hersham. Quarterly Journal of the R. Meteorol. Society. Vol. 14, p. 253 ft'.
Archiv 1890. 3.
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