Elfter Jahres-Bericht der Direktion.
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einen Einfluss äussert, sondern auch berücksichtigt werden muss, weil dieselbe wiederum bei Schwankungen
in indirekter Weise auf die relative Feuchtigkeit in der Umgebung und im Innern der Chronometer einwirkt.
Es wurde in „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, Jahrgang 1884 No. 2 auf Seite 13 eine
Tabelle über die Temperaturen im Lichthofe der Seewarte für die Monate Juli bis Dezember veröffentlicht und
mag hier zur Vervollständigung des dort Gegebenen eine Tabelle für das ganze Jahr angefügt werden. Wir
sehen daraus, dass, wenn sich auch die täglichen Schwankungen in massigen Grenzen halten, die sich inner
halb der ganzen Epoche vollziehenden Veränderungen doch sehr erheblich genannt werden müssen, jedenfalls
zu erheblich, um bei so delikaten Untersuchungen nicht einen verhängnissvollen Einfluss auf die Zuverlässig
keit des Resultates zu äussern. Namentlich müsste sich der schädliche Einfluss geltend machen, wenn man
die Untersuchungen von der kälteren Jahreszeit in die Sommermonate hinein ausdehuen wollte.
Monats-Mittel und Extreme der Temperaturen im Lichthofe der Seewarte.
Monat
8 h a. m.
Mittel
4 h p. m.
Mittel
i Tagesmittel
Absol. Max.
Absol. Min.
O
o
O
O
O
Januar
10.61
11.14
10.88
12.3
9.7
Februar
10.43
11.23
10.83
12.0
9.4
März
11.03
12.04
11.53
15.0
84
April
14.35
15.08
14.71
17.0
13.2
Mai
16.76
17.72
17.24
22.0
14.0
Juni
18.69
19.45
19.07
21.1
17.o
Juli
19.85
20.66
20.26
23.9
19.5
August
18.30
18.86
18.50
21.6
15.5
September ....
16.70
17.30
17.00
18.9
15.0
Oktober
15.00
15.30
15.10
16.3
13.4
November . .
12.70
13.oo
12.90
13.9
ll.i
Dezember ....
11.60
11.90
11.80
13.3
10.1
Jahresmittel . .
14.67
15.30
14.98
17.28
13.03
Um das, was weiter oben hinsichtlich des Einflusses der Temperatur auf die relative Feuchtigkeit
gesagt wurde, zu erläutern, diene folgendes Beispiel: Wenn bei einer Temperatur von 8?b C. eine relative
Feuchtigkeit von 50% beobachtet wurde, so wird, wenn der Raum abgeschlossen ist und abgeschlossen
bleiben kann, also die Möglichkeit eines Ausgleiches der Feuchtigkeits-Grade von aussen her nicht gegeben
ist, bei 13?5 C. der Feuchtigkeits - Grad 36.7% und bei 22?& C. 21.6% betragen, d. h. für einen in dem
Lichthofe vorkommenden Unterschied von 14° C. wird sich ein Unterschied in der relativen Feuchtigkeit
von 28.6% bemerklich machen. Es ist einleuchtend, dass unter solchen Verhältnissen nur in dem Falle,
wenn jederzeit die Möglichkeit gegeben ist, den Grad der relativen Feuchtigkeit im Raume genauestens
zu bestimmen, davoD die Rede sein kann, die Unregelmässigkeiten oder die Gangänderungen bei Chrono
metern als eine Funktion der Feuchtigkeits-Grade abzuleiten. Hierbei mag zunächst angenommen werden,
dass es auf diesem Wege möglich sein würde, die direkten Einflüsse der Temperatur in Rechnung zu bringen
oder zu eliminiren, was ja bei einem so komplizirten Verfahren immerhin als problematisch bezeichnet
werden kann. Es ergiebt sich aus alledem die zwingende Notliwendigkeit, die Temperatur konstant zu
erhalten und die Versuchsreihe mit einer mindestens nahezu konstanten Temperatur durchzuführen. Wenn
Solches nicht möglich ist, erscheint es als nicht zweckentsprechend, die Versuche über den Einfluss der
Feuchtigkeit auf die Gänge der Chronometer anzustellen.
Es wurden denn auch bei den im Lichthofe der Seewarte während der Winter- und Frühjahrs-Monate
ausgeführten Untersuchungen diese Grundsätze durchgeführt. Wenn es wegen der ganz abnormen Temperatur-
Verhältnisse im Jahre 1888 während der in Rede stehenden Versuche möglich war, die Temperatur-
Schwankungen in engen Grenzen zu halten, so ist es nur als eine Ausnahme aufzufassen, da dies unter