Elfter Jahres-Bericht der Direktion.
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fanden sich zwei Methoden, mittelst deren diese Mittelbildung für die Temperatur sehr gute Resultate giebt;
die Prüfung wurde auch auf die übrigen Elemente ausgedehnt.
Die erwähnte Abhandlung über die Bestimmung der Luft-Temperatur enthält ausser der Diskussion
der vom Verfasser 1885 und 86 angestellten Versuche auch diejenige älterer noch unpublizirter Beobacht
ungen zu dieser Frage aus den Jahren 1858—80 und einen Bericht über die Untersuchungen anderer
Forscher in derselben Frage aus den letzten Jahren.
Von anderen Arbeiten des Prof. Koppen erwähnen wir hier, als in nächster Verbindung mit den
Aufgaben der Seewarte stehend, die Aufsätze über „die Gestalt der Isobaren in ihrer Abhängigkeit von
Seehöhe und Temperatur-Vertheilung“ in der Meteorologischen Zeitschrift, Dezember 1888, „die allgemeine
Zirkulation der Atmosphäre“ im „Humboldt“, Dezember 1888 und „synoptische Wetterkarten“ im „Wetter“.
Ferner wurden vom Meteorologen der Seewarte zwei Windkarten des Indischen Ozeans entworfen,
welche die Windverhältnisse dieses Ozeans in den Monaten Januar und Juli ebenso vorführen werden, wie
die Tafeln Seite 41 „des Segelhandbuches für den Atlantischen Ozean“, jene für diesen Ozean.
Auch wurden unter Leitung desselben Auszüge und eine umfangreiche Zusammenstellung über die Stürme
des Indischen Ozeans aus den Schiffsjournalen der See warte ausgeführt.
Die Hauptarbeit des Meteorologen der Seewarte bestand jedoch in diesem Jahre in der Herstellung
der Karten und der ersten Hälfte des Textes (nebst dem Anhang) zur „Vierteljahrs-Wetter-Rundschau“
der Seewarte, von welcher die Hefte Frühling 1884 bis Winter 1884/85 im Berichtsjahre ausgearbeitet
wurden. Ueber diese Publikation, welche sich an die „Synoptischen Karten für den Nordatlantischen Ozean
und die angrenzenden Theile der Kontinente“ anlehnt, welche die Seewarte im Verein mit dem Dänischen
Meteorologischen Institute herausgiebt, finden sich einige Angaben im vorigen Jahresbericht. Die nach
längerer Ueberlegung gewählten Methoden der Bearbeitung und der Darstellung haben sich bis jetzt als
zweckmässig bewährt. Insbesondere muss die gleichzeitige Darstellung der Zyklonen und Antizyklonen auf
einer Karte als wichtige Grundlage für weitere Studien bezeichnet und die Abgrenzung der darzustellenden
Zeitabschnitte nach ihrer natürlichen Beschaffenheit, statt nach festen Terminen, gebilligt werden, durch welche
jede Karte einen bestimmten einheitlichen Charakter erhält. Nur kann das — im Interesse der Sparsamkeit ein
gehaltene — häufige Verbinden zweier Zeitabschnitte auf einer Karte als nachtheilig für die Klarheit der
Darstellung bezeichnet werden. Mit Einschluss des zur Zeit in Arbeit befindlichen Frühlings 1885 liegen jetzt
57 solche Karten vor; ist einmal das erste Hundert voll, so wird es lohnen, einen vorläufigen Versuch ihrer Be
nutzung zur Aufstellung von Witterungstypen zu machen, wofür sie nach dem übereinstimmenden Urtheil von
Fachmännern besonders geeignet sind. Die hierfür vorzugsweise wichtige Abtheilung der mittleren Lage der
Isobare 765, welche auf graphischem Wege geschieht , bewährt sich für den Ozean und Westeuropa recht
gut; für das östliche Nordamerika ist sie häufig nicht möglich, weil hier die Antizyklonen eine viel grössere
Verschiebbarkeit zeigen und mit den Zyklonen, zwischen diese eingeschaltet, wandern. Die fast ausschliess
liche Beschränkung auf die Luftdruck-Vertheilung, welche in diesen Karten und dem zugehörigen Text zu
bemessen ist, hat ihren Grund darin, dass bei der Grösse der Aufgabe man sich eine strenge Einschränkung
auf das Wichtigste auferlegen musste, wenn die dauernde Durchführung der Aufgabe bei den vorhandenen
Mitteln gesichert sein sollte. Dass dieses Wichtigste eben die Druckvertheilung ist, unterliegt keinem
Zweifel, da sich in dieser die Luftströmungen in so weitgreifender und übersichtlicher Weise spiegeln;
wünsclienswerth wäre es freilich, dabei wenigstens auch die Temperatur in die Darstellung einbeziehen zu
können, da von ihr die Aenderung der Druckvertheilung mit der Höhe und weiter die Bewegung der
Zyklonen in so hohem Maasse abhängen; doch ist dieses, bei der gegenwärtigen Sachlage, noch nicht möglich.
Die in dem vorhergehenden Abschnitte berührten Untersuchungen über den Einfluss der Feuchtigkeit
auf die Gänge von Marine-Chronometern wurden unter persönlicher Anordnung und Leitung des Direktors
ausgeführt. Eine etwas eingehendere Darlegung der dabei maassgebend gewesenen Gesichtspunkte scheint
aus manchen Gründen wünschenswerth. Es soll weiter unten das Wesentlichste darüber angeführt werden.
Die Thätigkeit des Hülfsarbeiters des Direktors kann in gewissem Sinne zugleich als eine Dar
legung über einen Theil der vom Direktor persönlich ausgeführten wissenschaftlichen Arbeiten angesehen
werden: es wurden dieselben von dem Direktor angeordnet, geleitet und überwacht. Wir werden im Ver
laufe dieser Darlegung erkennen, dass ein grosser Theil der Zeit, welche amtlich der Hülfsarbeiter des
Direktors dem Institute zu widmen hatte, in Verbindung mit den Untersuchungen des Einflusses der
Archiv 1888. 1.
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