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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S8S No. 1 —
Feuchtigkeit auf den Gang der Marine-Chronometer zu verwenden war. Dr. Duderstadt wurde mit der
Ausführung der hygrometrischen Bestimmungen, einschliesslich der Kontrolle der Haar-Hygrometer, welche
zur Verwendung gelangten, betraut. Dabei ist hervorzuheben, dass die Methoden der Untersuchung der
Feuclitigkeits-Verhältnisse in einem geschlossenen Raume zum grossen Theile eine Serie von neuen Be
stimmungen involvirten, da hierüber und für die Zwecke, die zu verfolgen Vorlagen, nur Ungenügendes
bekannt war; es soll später darauf zurückgekommen werden.
Wir führen zunächst im Nachfolgenden die einzelnen mit den genannten Untersuchungen nicht in Ver
bindung stehenden Arbeiten des Hülfsarbeiters des Direktors auf:
1) Bestimmung der erdmagnetischen Elemente im Kompass-Observatorium der Seewarte und an
einzelnen Stationen an der Küste.
2) Das Ausziehen der Luft- und Wasser-Temperaturen aus den Schiffs-Journalen für den Indischen
Ozean. (Siehe Jahres-Bericht X, Seite 46).
3) Prüfung und Berechnung der Konstanten folgender Anemometer: Signal Service No. 34 und No. 449,
Reckn agel No. 81, No. 82, No. 83, No. 84, Schade well No. 244 und No. 23f6, Recknagel No. 101
(von Z sch au angefertigt).
4) Beobachtung und Berechnung, bezw. nur Berechnung der erdmagnetischen Elemente für eine Reihe
von Orten an der deutschen Küste.
5) Magnetische Reduktionen und Berechnungen verschiedener Art.
6) Versuche mit dem Aspirations-Psychrometer von Assmann. Bei der so ungünstigen Witterung
im Sommer konnte ein abschliessendes Resultat nicht erzielt werden. (Ein vorläufiger Bericht
darüber liegt vor).
7) Dienstleistung bei der Untersuchung der luftdichten Chronometer-Verschlüsse im Lichthofe der
See warte.
8) Gegen Schluss des Jahres wurde abermals eine Vergleichung des Glyzerin-Barometers mit dem
Quecksilber-Barometer ausgeführt. (Ein Bericht darüber liegt vor).
9) Hülfeleistung bei der definitiven Aufnahme der Modell- und Instrumenten-Sammlung und bei der
Anfertigung des Kataloges.
10) Buchführung über die von der Seewarte in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie
zum Drucke gelangenden wissenschaftlichen Arbeiten.
Ueber einzelne der oben genannten Arbeiten liegen, wie schon erwähnt, eingehende Berichte vor, die
gelegentlich zu einer Verwerthung gelangen sollen.
Ueber die bei den Untersuchungen des Einflusses der Feuchtigkeit auf die Gänge der
Marine-Chronometer befolgten Methoden mag an dieser Stelle, da dieselben von dem Direktor der
Seewarte persönlich angeordnet und geleitet wurden, das Wesentlichste gesagt werden.
Es bestanden, als im September 1887 in diese Untersuchungen eingetreten wurde, weder in dem
Chronometer-Institute, noch auch in dem Hauptgebäude der Seewarte zweckentsprechende Einrichtungen,
noch waren erprobte Instrumente (Hygrometer) für die Zwecke dieser Untersuchung zur Verfügung. Vor
allen Dingen mangelte es an einem Raume, in welchem die Temperatur konstant, und zwar auf einem
mässigen Grade, erhalten werden konnte. Die Räume, in welchen die Normal-Instrumente im Hauptgebäude
aufgestellt sind, konnten für Untersuchungen, wie die, von welchen hier die Rede ist, aus mannichfachen
Gründen nicht zur Verwendung gelangen. Ohne die Möglichkeit aber, die Temperatur konstant oder doch
nahezu konstant zu erhalten, kann an den Erfolg solcher Versuche nicht gedacht werden. Der Lichthof
der Seewarte, welcher sich allein einigermassen für Untersuchungen der bezeichnten Art eignete, gestattet
ein Konstanterhalten der Temperatur während der Winter-, Herbst- oder Frühjahrszeit wenigstens annähernd,
während im Sommer oder späten Frühjahre und Herbstanfang dies zu erreichen unmöglich ist. Wenn also
Versuche in diesem Raume angestellt werden sollten, so kann — wissenschaftlich gesprochen — dies nur
in den Monaten von Oktober bis März ins Auge gefasst werden; in den übrigen Monaten thut man am
klügsten, Untersuchungen der bezeicliueten Art im Lichthofe der Seewarte nicht auszulühren, weil die
Zuverlässigkeit des Resultates nicht entfernt der auf dieselben zu verwendenden Mühewaltung entsprechen kann.
Man darf dabei nicht vergessen, dass die Temperatur nicht nur an und für sich ins Gewicht fällt und