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Full text: 11, 1888

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S8S No. 1 — 
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Wenn diesen Uebelständen abgeliolfen werden soll, so wird die Errichtung einer besonderen Agentur in 
der Hafengegend zur Notliwendigkeit, damit die Uebermittelung der Chronometer von einem solchen Zweig 
organe übernommen werden kann. Auch wird durch Gewährung besonderer Erleichterungen abseiten der 
Zollverwaltung theilweise Abhülfe geschafft werden können. Von welcher Wichtigkeit eine eingehende und 
sachgemässe Prüfung der Chronometer für die sichere Navigirung der Schiffe ist, könnte durch zahlreiche 
Fälle, die vor den Seeämtern zur Verhandlung gelangten, belegt werden. Unkenntniss der Gangänderungen 
der Chronometer unter den Einwirkungen der veränderlichen Temperatur und die mangelhafte Führung des 
Chronometer-Journals haben — wie leicht durch eine eingehende Prüfung der einzelnen Fälle erwiesen 
werden könnte — schon zu schweren Unfällen und zu Verlüsten von Schiffen geführt. So lange hierin 
Wandel nicht geschaffen werden kann, wird den Anforderungen der heutigen Navigation im Weltverkehre 
zur See nicht genügt sein, wesshalb es denn auch Pflicht aller Derjenigen ist, welchen die Wahrung der 
Interessen des bezeichneten wichtigen Kulturzweiges anvertraut ist, stets und immer wieder mit aller Schärfe 
auf eine Aenderung der zur Zeit noch bestehenden Verhältnisse zu dringen. Es darf wohl auch bei dieser 
Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass die Praxis, wie sie heute geübt wird und darin besteht, sich 
mit einem Chronometer — oft von recht zweifelhafter Güte — zu begnügen, dem Geiste, welcher den 
Weltverkehr leitet, nur in sehr beschränktem Maasse entspricht. Es wäre deshalb sehr zu wünschen, dass 
man Seitens der Rhedereien mit der Gewährung dieser wichtigen Hülfsmittel freigebiger verfahre und dass 
Kapitäne und Rheder sich mehr und mehr daran gewöhnen wollten, die ihnen Seitens der Seewarte in so 
reichem Maasse gebotene Hülfe bei der Auswahl und bei der Stand- und Gang-Bestimmung ihrer Chrono 
meter in Anspruch zu nehmen und sich die Vortheile zu vergegenwärtigen, welche ein sachgemäss geführtes 
Chronometer-Journal für die Sicherheit des Schiffes bietet. 
Der Bestand der Abtheilung an Apparaten und Modellen blieb, die Anschaffung der für die oben 
angeführten Untersuchungen über das Verhalten der Chronometer in mit Feuchtigkeit ungefüllter Luft 
erforderlichen Utensilien ausgenommen, im allgemeinen unverändert. Ganz abgesehen von der oben bereits 
hervorgehobenen und aus technischen Gründen als uothwendig erwiesenen Erweiterung der Einrichtungen 
des Chronometer-Prüflings-Institutes sind die Räumlichkeiten desselben auch zu beschränkt, um den 
gesteigerten Anforderungen gerecht werden zu können. Es gilt dies namentlich mit Beziehung auf die 
Räumlichkeiten, in welchen die zu den Konkurrenz-Prüfungen eingelieferten Chronometer, die Taschenuhren 
und die von den Uhrmachern der Abtheilung zugestellten Chronometer in den verschiedensten Wärmegraden 
gleichzeitig geprüft werden sollen. Im Uebrigen mag auf die diesbezüglichen Ausführungen früherer Jahres- 
Berichte, namentlich des vorigjährigen (Seite 44) verwiesen werden. 
XI. Ueber die wissenschaftlichen Arbeiten, 
ausgeführt unabhängig von den einzelnen Abtheilungen. 
Der Lehrkursus. 
Prof. Dr. Koppen beendigte in diesem Jahre die Abhandlung über die Bestimmung der Lufttemperatur, 
welche im Jahrgang 1887 des „Aus dem Archiv der Seewarte“ aufgenommen ist, und machte eine Unter 
suchung über die Ableitung wahrer Tagesmittel aus den Beobachtungsstunden 8 h a. m., 2 h p. m. und 8 h p. m., 
welche in den Annalen der Hydrographie etc. 1888, Heft VIII, erschienen ist. Da die Frage nach einer 
internationalen Uebereinkunft über einheitliche Beobachtuugsstundeu im Interesse der synoptischen Meteo 
rologie immer dringender wird, so war es wichtig, festzustelleu, ob diese von der Seewarte seit 1876 ein 
gehaltenen Termine auch dem Erforderniss guter Mittelbildung zu genügen vermögen; und dies umsomehr, 
als einerseits von maassgebender Seite diese Stunden für ungeeignet zu diesem Zweck erklärt worden waren, 
andererseits aber in neuerer Zeit wegen der bequemen Lage dieser Termine eine Reihe von Instituten, und 
zuletzt auch das Signal Service zu Washington, dieselben eingeführt haben und sie mit zweien der Termine 
des internationalen Beobachtungs-Systems auf den Ozeanen übereinstimmen; allerdings handelt es sich beim 
Signal Service nicht um Lokalzeit, sondern um Zeit des 75 ten Meridians westlich v. Gr. Erfreulicherweise
	        
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