Dr. Vettin: Volumina der Luftströmungen etc.
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Die Sommer-Maxima kann man dadurch nachahmen, dass man oben die Deckplatte an einer Stelle
erkaltet. Alsdann bildet sich ebenfalls eine Zirkulation, aber von oben beginnend. Die Luft fällt gleich
anfangs von ganz oben herab, üm den herabsinkenden Strom finden wir im unteren Theil zentrifugale
Ausströmung, Aufsteigen, und im oberen Theil zentripetale Zuströmung der Luft.
Merkwürdig ist der Umstand, dass beim Minimum sowohl im Sommer- wie im Winterhalbjahr die
Einströmung auf der Erdoberfläche (in der Windregion) am grössten ist (bei b Fig. 43), grösser als in der
Region des unteren Gewölks, während umgekehrt beim Maximum das ganze Jahr hindurch die Ausströmung
in der Höhe des unteren Gewölks (bei a Fig. 44) grösser ist als auf der Erdoberfläche (in der Windregion).
Dieser Vorgang erinnert an gewisse Erscheinungen, die man wahrnimmt, wenn man experimentell ein
Maximum und Minimum nebeneinander zu Stande kommen lässt.
Die Figur 46 stellt den Durchschnitt eines Glaskastens, der übrigens oben offen sein kann, dar. Das
eine Ende desselben (k) ist durch Eis gekühlt. Es entsteht also eine Luftzirkulation, deren bei k absteigender
Theil das Maximum, deren am wärmeren Ende (iv) aufsteigender Theil das Minimum darstellt. Betrachtet
man den unteren Lauf der durch Tabakrauch sichtbar gemachten zirkulirenden Luft genauer, so sieht man
sofort, als eine der auffallendsten Erscheinungen, dass die im Maximum bei k herabgesunkene Luft bei/
vom Boden abprallt,*) eine Strecke in die Höhe steigt (nach g) und dann schräg abwärts zu dem wärmeren
Ende des Kastens (w) fliesst, um daselbst (im Minimum) dicht über dem Boden aufzusteigen. Unterhalb
der Stelle g, wo sich die Luft durch das Abprallen vom Boden am weitesten von demselben entfernt hat,
ist die Luft am Boden fast in Ruhe. Wir haben hier den Vorgang, wie er sich aus den Wolken-Beob
achtungen ergiebt, im Kleinen sichtbar vor uns. Es geht aus dem Maximum die Luft in einer gewissen
Höhe (von g) heraus zum Minimum, dagegen zieht sie (bei w) dicht über dem Boden hinein in die Bezirke
der Minima, wo sie aufsteigt, und der Grund der Erscheinung ist hiernach auf die Elastizität der Luft
zurückzuiühren.
Indem die Luft, vom Boden abprallend, in die Höhe steigt, muss in der günstigen Jahreszeit (im
Sommer) Wolkenausscheidung erfolgen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Niederschläge und die dabei
stattfindende Wärmeentwickelung in niedrigeren Höhen erfolgen, als beim Minimum, wo der aufsteigende
Luftstrom viel kräftiger vor sich geht. Es würde sich dadurch erklären, warum beim Minimum die durch
die Wärme bedingte Einströmung (bei i Fig. 43) eine Stufe höher (in der Region der Wölkchen) befindlich
ist, als beim Maximum, wo sie sich in der Höhe der Wolken (bei g Fig. 44) vorfindet.
Setzt man die Kurven des Minimums und Maximums (siehe Fig. 47 und 48) so nebeneinander, dass sich,
wie dies in der Natur der Fall ist, die Ausströmungen (in den Figuren durch schraffirte Felder gekenn
zeichnet) einander zugewandt sind, so bemerkt man, dass da, wo die eine Kurve Hervorragungen, die andere
Einbuchtungen zeigt und umgekehrt.
Im Sommer, wo in der Region der Wölkchen die Temperatur durch die unterhalb ausgeschiedenen
Wolken sich erhöht und deshalb ein Einströmen verursacht (bei i Fig. 47), liegt gegenüber im Maximum
eine nach aussen zu konvexe Ausbuchtung bei 7i, welche also bedeutet, dass die gegen das Minimum bei i
andringende Luft aus dem Maximum bei h herstammt.
So entsprechen den Ausbuchtungen bei f und c im Minimum die Einbuchtungen der Maximum-Kurve
bei g und d, der Einbuchtung b im Minimum die Ausbuchtung a im Maximum.
Im Winter, wo die im Minimum aufgestiegene Luft in der Höhe der Wölkchen ausströmt (bei c Fig. 48)
bewegt sie sich zum Maximum, welches gerade in dieser Höhe die grösste Einströmung (bei d Fig. 48) zeigt
und sicher wird ein grosser Theil der bei c fortgewehten aufgestiegenen Luft von dem Maximum bei d auf
gesogen, um da wieder herunterzusinken und die vom erkalteten Erdboden fortfliessende Luft zu ergänzen.
In allen Schichten ergänzen sich Minima und Maxima; da, wo bei den einen Ausströmungen, finden bei
den anderen Einströmungen statt und umgekehrt, nur in den unteren Regionen zeigt sich die oben erwähnte
durch die Elastizität der Luft bedingte Abweichung, dass nämlich die ins Minimum ganz unten dicht über
der Erdoberfläche (bei b Fig. 47 und 48) einströmende Luft zwar auch aus dem Maximum herstammt, aber
hauptsächlich aus der Region des unteren Gewölks (a Fig. 47 und 48), von der aus sie sich, schräg abwärts
ziehend, ins Minimum begiebt.
*) Dieses Abprallen der Luft habe icb schon vor vielen Jahren beschrieben. Siehe Poggend. Ann., Bd. 100, Seite 99.
Abbildung auf Taf. II, Fig. 2.