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Full text: 3, 1880

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karte mit Bericht abgedruckt wurden, stets und auch heute noch nach Eintreffen der Nachmittags-Beob 
achtungen verfasst werden. Es ist an und für sich klar, dass diese letzteren Prognosen, welche auf eine 
6 Stunden spätere Beobachtung, als jene, am Mittage ausgegebene, gegründet ist, auch einen höheren Grad 
von Zuverlässigkeit gewährt. Diese erhöhte Zuverlässigkeit findet darin ihren Ausdruck, dass die Fassung 
der betreffenden Prognosen eine präzisere und bestimmtere sein kann, als sie, der Natur der Sache nach, 
in der Mehrzahl der Fälle der um Mittag ausgegebenen Prognosen zu sein vermag. Würde nicht die 
Rücksicht für die Presse und für die durch dieselbe vermittelten raschen Witterungs-Nachrichten, wie oben 
schon erwähnt, bestimmend auf die Entschlüsse der Direktion gewirkt haben, so würde dieselbe zweifels 
ohne dabei verharrt haben, nur die in den autographirten Wetterberichten enthaltenen Prognosen auch für 
die telegraphische diesbezügliche Mittheilung zu benutzen. 
Die Direktion konnte nicht umhin, in jedem einzelnen Falle, in welchem sie Prognosen an die Zeitungen 
versandte, darauf zu bestehen, dass gleichzeitig auch Witterungs-Thatbestände bezogen, beziehungsweise 
veröffentlicht wurden. Sie wurde und wird heute noch dabei von zwei Gesichtspunkten geleitet, die unter 
allen Umständen bei einer so neuen Sache noch geraume Zeit beachtet werden sollten. Einmal wird durch 
die Mittheilung der Witterungs-Thatbestände eine zuverlässige Anleitung zum Verständnisse der bei dem 
Aufstellen von Wetter-Prognosen in Anwendung gebrachten Grundsätze gegeben. Die Direktion erkennt in 
der Ausbildung dieses Verständnisses beim grossen Publikum das wirksamste Mittel für eine erfolgreiche 
Pflege der ausübenden Witterungs-Kunde. Sodann erscheint es aber vor Allem wichtig, dem Publikum, für 
welches die Prognosen bestimmt, das Material an die Hand zu geben, woraus ein Urtheil über Zutreffen 
oder Nichtzutreffen der Prognosen gefolgert werden kann. Ueber die Witterung glaubt ein Jeder sich sofort 
ein Urtheil lediglich auf Grundlage seiner unmittelbaren Wahrnehmung erlauben zu können. Die Zuversicht 
in die Unfehlbarkeit einer auf diesem Wege abgeleiteten Kritik schwindet immer mehr, je mehr man sich 
daran gewöhnt hat, aus den wirklich beobachteten Erscheinungen über einem grösseren Gebiete den 
Witterungs-Charakter für dasselbe abzuleiten. Schon die eingehendere Beschäftigung stimmt an und für 
für sich zu einem gerechteren Urtlieile und ein Publikum, welches einige Zeit hindurch die ausgegebenen 
Wetter-Prognosen an der Hand der gleichzeitigen Witterungs-Thatbestände zu prüfen gewöhnt ist, wird ein 
wesentlich anderes Urtheil über Zutreffen und Nichtzutreffen zu fallen vermögen, als ein solches, das nur 
auf den flüchtigen Anschein und von dem kleinsten Gebiete ausgehend sein Urtheil spricht. Dass das 
Urtheil im ersteren Falle ein ungleich günstigeres ist, Hesse sich mit Leichtigkeit aus den bis heute ge 
machten Erfahrungen erweisen. Da aber das Fällen eines günstigen Urtheils im vorliegenden Falle gleich 
bedeutend ist mit einem für die Verwerthung wichtigen Vertrauen in die Wetter-Vorher sage, so ist es 
schliesslich im Interesse des Publikums selbst, wenn die Direktion auch fernerhin noch an ihren Maximen 
mit Beziehung auf die Ausgabe von Wetter-Prognosen festhält. 
V. Ausserordentliche Mittheilungen. Sturmwarnungen. 
Ein eingehender Bericht über die weitere Entwickelung und den Erfolg des Sturmwarnungs-Wesens, 
sowie der ausübenden Witterungskunde überhaupt, findet sich als Einleitung zu „Monatliche Uebersicht 
der Witterung für das Jahr 1880“; wir verweisen bezüglich dieser bedeutsamen Sache auf die dort gegebenen 
Ausführungen. 
Die Prüfung der Sturmwarnungen, sowie die von Zeit zu Zeit eingesammelten Urtheile der Interessenten 
erweisen zur Genüge die wohlthätige Wirkung des Sturmwarnungs-Dienstes und bestätigen durchweg die 
Nothwendigkeit, auf den eingeschlagenen Bahnen weiter fortzuschreiten. Hoffentlich wird es der Direktion 
gelingen, mit der Uebersiedelung der Seewarte in das neue Dienst-Gebäude ein schon lange und nach 
drücklich gefühltes Desiderat in Erfüllung gebracht zu sehen, nämlich die Einführung eines, den bestehenden 
Verhältnissen angepassten Nachtdienstes. Mit dem Eintritte dieser Eventualität wird das Sturm 
warnungs-Wesen in Deutschland in ein neues Stadium eintreten. 
Aus der oben bereits angeführten Arbeit in der „Monatliche Uebersicht der Witterung für 1880“ 
folgen hier zwei Tabellen, die dazu bestimmt sind, einen Einblick zu gewähren in den Umfang und, im 
Allgemeinen auch, in die Erfolge der während des Jahres 1880 erlassenen Sturmwarnungen.
	        
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