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Da sich die ¡Schätzungen auf die Zeitpunkte 4“, 8“ etc. beziehen, die Distanzen auf die vorhergehen
den 4 Stunden, so sind die Zeitpunkte und zugehörigen Mittelwerthe der Windstärke nach Fahrt und
Schätzung folgende:
3“ 7" 11" 3P 1P IIP
4.08 4.10 4.08 3.95 4.02 4.06
DieUebereinstimmung dieser Werthe mit denjenigen, welcheDr. Hann in der oben citirten Abhandlung
pag. 49 als Resultat von Zusammenstellungen im Meteorological Office zu London mittheilt, ist ganz uner
wartet gross. Zum Vergleich reproducire ich letztere:
4“ 8“ Mittag 4P 8 P Mitternacht.
4.0 4.0 4.0 3.8 3.95 4.0
Zum Schlüsse sei mir gestattet, auf eine Konsequenz der von Dr. Köp p en aufgestellten Hypothese hinzuweisen.
In der Regel stimmt die Strömungsrichtung auch der verhältnissmässig niedrigen Wolken mit derjenigen
des Unterwindes nicht überein, sondern weicht von letzterer nach rechts ab (falls man in der Strömung
das Gesicht dorthin wendet, wohin sich die Luft bewegt); d. h. der Ablenkungswinkel a ist in der Höhe
grösser als unten. Offenbar muss nun aber hei dem Heruntersteigen der Luft bis zu einem gewissen Grade
nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Richtung erhalten bleiben, es müsste also um die Mittags
zeit eine Ablenkung des Unterwindes in dem angegebenen Sinne eintreten.
Dieselbe Konsequenz ergiebt sich aber auch dann schon, wenn angenommen wird, dass die untere und
obere Strömung gleiche Richtung haben, wie von Guldberg und Mohn (pag. 59 des XII. Bandes der öster
reichischen Zeitschrift) vorausgesetzt wird. Im Folgenden halten wir an dieser Voraussetzung fest. Be
zeichnet man die Beschleunigung der Gradientkraft mit y*), den Ablenkungswinkel mit «, die tangentielle
und normale (d. h. von hinten nach vorn, und von rechts nach links gerichtete) Komponente von y be
ziehungsweise mit yt und y„, so sind die Relationen dieser Grössen folgende:
ysma = y n
ycos « = y t
Der vollständige Werth von y n ist 2vw sin <p-\ (siehe pag. 14, Theil I). Wir setzen zunächst eine gerad-
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linige Bewegung voraus (Krümmungsradius p — oo), und haben demnach folgende Gleichungen:
i)
y sifl a ~ 2VW sincp
y COS V. = y t
Durch Quadrirung und Addition dieser Gleichungen erhält man
2) y 2 = {2vmsincp) 2 -\-y t 2
woraus ersichtlich ist, dass der Bedingung eines unveränderten Gradienten bei
vergrösserter Geschwindigkeit v dadurch genügt werden kann, dass yt gleich
zeitig abnimmt, wobei aber, wie die beistehende Figur unmittelbar, ebenso
aber die folgende, aus 1) gewonnene Gleichung
2 vw sin cp
3) tanga
yt
erkennen lässt, der Ablenkungswinkel a zunehmen muss. Sobald aber yt den
Werth Null, a also 90° erreicht hat, kann nach Gleichung 2) für einen
konstant bleibenden Gradienten (y) ein weiteres Anwachsen von a durch
neue Verringerung der nun negativ werdenden Komponente yt nicht kom-
pensirt werden, da hierbei yt 2 wieder nach der positiven Seite hin wächst. Hat sich also in der
angedeuteten Weise die Ablenkung des Windes bei unverändertem Gradienten auf 90° gesteigert, so
erfordert eine weitere Ablenkung des Windes, d. h. also: ein Hinübertreten der Luft vom Gebiet niederen
in dasjenige höheren Druckes, welches durch neue Vergrösserung von v etwa veranlasst werden könnte,
eine gleichzeitige Verstärkung des Gradienten y. Werden also die Luftmassen der untersten Schicht bei
*) Es ist y = —
m
fl ti
m ’
(Theil I pag. 14), wenn m die Masse der Volumeneinheit, d. i. die Dichtigkeit bezeichnet.