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In dieser Tabelle bedeuten in den Kolumnen für die einzelnen Elemente und in der „Gesammtresultat“
überschriebenen Kolumne die Zahlen die Summe der eingetroffenen (+) plus der Hälfte der theilweise (±)
eingetroffenen Prognosen, in Prozenten der Gesammtzahl der Prognosen ausgedrückt.
Die recht günstigen Ergebnisse dieser Prognosen veranlassten die Direktion im Sommer des Jahres
1877 einen Schritt weiter zu thun, indem zu der Mittheilung von Wetterprognosen an die Zeitungen über
gegangen wurde, zunächst zwar nur an die in Hamburg und Altona erscheinenden Blätter und nur für den
nordwestlichen Küstenstrich von Schleswig bis Holland geltend, später aber auch telegraphisch an die
„Weserzeitung“ u. s. w.
Das Resultat dieser letzteren Prognosen gestaltet sich sehr nahe in derselben Weise, wie jenes für die
allgemeinen Prognosen. In der soeben angeführten Abhandlung ist dasselbe dargelegt und muss hier auf
die dort gegebenen Ausführungen verwiesen werden.
Beide Prognosen, sowohl die für die autographirten Wetterkarten, als jene für die Zeitungen, werden
gegenwärtig unter Mitberücksichtigung der Nachmittagstelegramme entworfen, jene für die Zeitungen um
4 Uhr, die allgemeine um dieselbe Zeit, oder, wenn einige Nachmittagsdepeschen sich verspäten, zwischen 4 u. 5
Uhr. Eine vorläufige Prognose wird indessen schon um Mittag aufgesetzt und, wie erwähnt, in wenigen
Worten an Prof. Klinkerfues in Göttingen mitgetheilt. Aehnliche Mittheilungen gingen an Dr. van Bebber
nach Weissenburg in Franken, um dort im Interesse der Landwirtlischaft verwerthet zu werden, und an
mehrere Institute und Private in Deutschland.
Einrichtung eines meteorologischen Bureau’s für das Königreich Sachsen in Leipzig. Im Laufe des
Jahres 1878 ist man auf Vorschlag des Geheimen Hofrath Bruhns, Direktor der Sternwarte in Leipzig, mit
der Organisation eines meteorologischen Dienstes im Interesse des alltäglichen Lebens, vorzugweise der
Landwirtschaft, für das Gebiet des Königreichs Sachsen vorgegangen.
Die Seewarte sendet alltäglich das zur Ausübung einer Lokalprognose erforderliche Beobachtungs
material von Europa in einer besonderen, das Isobaren-Telegramm einschliessenden Mittheilung an das Bureau
in Leipzig. Auch wird dieser Mittheilung eine kurze Witterungsprognose allgemeinen Charakters beigegeben.
Im Anhänge No. 38 dieses Berichtes befinden sich einige auf diese Einrichtung Bezug habende Do
kumente, auf welche hier zur näheren Erläuterung derselben verwiesen werden muss.
Einstellung einer besonderen Kraft, welcher die Vermittelung der telegraphischen Nachrichten an
Private, Zeitungen und Institute übergehen wurde. Während des Jahres 1878 mehrten sich die Anforderungen
und Mittheilungen von Witterungsthatbeständen und Witterungsaussichten in einem solchen Grade, dass es nicht
mehr möglich war denselben durch das Personal der Seewarte in prompter Weise zu entsprechen. Daher stellte
die Direktion in der Person des Herrn von Rentzell, Kapitän-Lieutenant der Seewehr, eine Kraft ein, deren
Aufgabe es war, dafür Sorge zu tragen, dass vorzugsweise den Anforderungen des Publikums im Inlande
des Reiches in entsprechender Weise Rechnung getragen werden konnte. Herr von Rentzell erhielt sowohl
das Zeichnen von Karten für die Tagespresse, sowie die Ausfertigung von Kopien für Thatbestand- und
Prognosenmittheilungen zur Aufgabe gestellt, welcher Aufgaben er sich unter steter Kontrolle des Vorstandes
der Abtheilung III zu widmen hatte. Die Empfänger von solchen Mittheilungen hatten in Folge dieser
Einrichtung ausser den telegraphischen Gebühren noch eine kleine Vergütung für die Herstellung der
Abschriften etc. zu erlegen. Es besteht die Absicht, diese Stelle später in den Etat der Seewarte aufzu
nehmen. Als Zeitpunkt für die Durchführung dieser Absicht kann schon jetzt derjenige bezeichnet werden,
wenn die Organisation der landwirtschaftlichen Meteorologie in Deutschland (siehe über die Bestrebungen,
die landwirtschaftliche Meteorologie zu organisiren) durchgeführt sein und die Seewarte auch als Zentral
stelle der Wettertelegraphie für diese Organisation anzusehn sein wird.
Die Schwierigkeit, welche die ausübende Witterungskunde darbietet, ist von der Direktion in
vollem Umfange erkannt. Die Direktion glaubt nur langsam und mit grösster Vorsicht auf dem Wege der
weiteren Ausbreitung der Wetterprognosen Vorgehen zu sollen, weil sie sich bewusst ist, keinen Schritt
zurück machen zu dürfen und w T eil der Boden für eine erspriessliche Thätigkeit auf diesem Felde noch viel
fach vorbereitet werden muss, sowohl in Bezug auf das Verständniss des Publikums, als auf die Maass
nahmen zur raschen und nützlichen Verbreitung der Prognosen, als endlich auf die Verbesserung der
wissenschaftlichen Grundlagen derselben. Von der Mangelhaftigkeit unserer Kenntnisse in dieser Sache
durchdrungen, war es der Direktion lebhafter Wunsch in die volle Ausdehnung der Wetterprognose
nicht eher einzutreten, als nachdem durch reichhaltige Erfahrung und durch eingehende Untersuchungen
über die einschlägigen Fragen die Grundlage, auf welche sie in der Wetterprognose zu bauen hat,