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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 1 (1878)

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eine wesentliche Verbesserung erfahren hätte. Das erstere ist nun durch zweijährige praktische Thätigkeit 
als, in gewisser Beziehung, erreicht anzusehen; leider ist es im stetigen Drange dieser praktischen Thätig 
keit bisher nicht nach Bedlirfniss möglich gewesen mit der zusammenfassenden Diskussion des vorhandenen 
Materiales zur Beantwortung der wesentlichsten Fragen der ausübenden Wetterprognosen Fortschritte zu machen. 
Einige Früchte des bisher darin Geleisteten sind in den, die beiden Jahrgänge der „Monatliche Uebersicht der 
Witterung“ abschliessenden, Schlussheften veröffentlicht worden. Die grundlegende Bedeutung indessen, 
welche derartige Arbeiten für die ganze praktische Wirksamkeit der Seewarte auf dem Gebiete der Wetter 
telegraphie und Wetterprognose haben, macht die Pflege derselben zu einer Lebensfrage der Seewarte und 
die Gewinnung mindestens einer von den laufenden Tagesgeschäften freien Kraft für Arbeiten dieser Natur 
ausserordentlich wünschenswerth. 
Die oben mitgetheilte Prüfung der Wetterprognosen der Seewarte giebt eine möglichst objektive Ant 
wort auf die Frage nach der Zuverlässigkeit der Prognosen. Um ihren Werth überhaupt resp. ihre Ver 
wendbarkeit im praktischen Leben beurtheilen zu können, ist ausserdem die Entscheidung darüber noth- 
wendig, ob ihr Inhalt nach Umfang, Form und Richtung den Zwecken entsprechend sei. Eine sichere, etwa 
statistische Beantwortung dieser Frage ist nicht möglich, doch spricht der Beifall, den sich die Prognosen 
mehr und mehr bei dem betheiligten Publikum erworben, für ihre Brauchbarkeit. 
V. Ausserordentliche Mittheilungen. Sturmwarnungen. 
Sturmwarnungen, eingerichtet vor der Organisation der Seewarte. An der Ostsee. Einrichtungen 
zum Behufe der Warnung vor Stürmen sind an der Deutschen Küste bereits seit dem Jahre 1864 theils versucht, 
theils durchgeführt worden und zwar von drei verschiedenen Seiten. Für die preussischen Häfen der Ostsee 
wurde 1865 vom kgl. preuss. Handelsministerium eine „Zentralstelle für Sturmwarnungen“ kreirt, deren 
Leitung dem Geheimen Oberregierungsrath D o v e übertragen wurde. Die Organisation bestand darin, dass 
von den täglich, wie oben bemerkt, durch zwei vom Handelsministerium remunerirte Telegraphenbeamte 
zusammengestellten tabellarischen Wetterberichten eine Kopie Herrn Dove übermittelt wurde, um diesem 
event. als Grundlage zur Ausgabe von Sturmwarnungen zu dienen; in den 10V2 Jahren des Bestehens dieser 
Zentralstelle sind übrigens nur 9 Mal *) Sturmwarnungen an die Häfen aus Berlin ergangen. Gleichzeitig 
war indessen den Lootsenkommandeuren und Oberlootsen in den preussischen Häfen die Berechtigung und 
der Auftrag ertheilt nach eigenem Ermessen Sturmsignale zu zeigen, wenn die lokalen Anzeichen oder die 
Angaben des täglich denselben Häfen zugehenden telegraphischen Hafen-Wetterberichtes (vergl. Anhang Nr. 84 u. 
Nr. 35) dieses angemessen erscheinen Hessen. Von dieser Ermächtigung ist an manchen Stellen gar kein, an 
anderen ein ziemlich ausgiebiger Gebrauch gemacht worden, und theilweise, wie die darüber geführten Re 
gister und die gleichzeitigen Beobachtungsjournale erweisen, mit Glück. 
Sturmwarnungen an der Nordsee. An der Nordsee gingen die Anfänge einer Organisation für Sturm 
warnungen von Ostfriesland und von der hannoverschen Regierung aus. Am 2. März 1862 beschloss die 
Generalversammlung des „Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger“ an der ostfriesischen Küste, sich an 
die Regierung mit der Bitte um Einrichtung von Sturmwarnungen in Verbindung mit den Telegraphen 
stationen Norderney und Borkum zu wenden. Im Frühjahre 1863 besuchten darauf die Herren Prestel 
und Barkhausen im Aufträge der Regierung verschiedene Sturmsignalstellen in Holland und England. 
In Veranlassung der zahlreichen schweren Schiffbrüche in den Oktober- und Dezemberstürmen an 
jener Küste wandte sich der genannte Verein wieder an die Regierung mit der Bitte um Mittheilung 
■— als provisorische Maassregel —■ der von Adm. Fitzroy herausgegebenen Sturmwarnungen durch den Tele 
graphen und Signale an die Küstenbevölkerung. Diese Einrichtung wurde denn auch mit dem 1. August 
1864 durchgeführt, für Norderney, Westland-Borkum, Nesserland, Leerort, Geestemünde, Brunshausen und 
Harburg. Das Ausbleiben der signalisirten Stürme (auf 14 Sturmwarnungen in den Monaten September bis 
Dezember 1864 sollen nur 3 Mal starke Winde und kein Mal Sturm gefolgt sein) motivirte den Wunsch 
nach einem eigenen meteorologischen Bureau für Nord Westdeutschland. Der Plan zu einem solchen, das 
in Emden gegründet werden sollte, war bereits ganz fertig, als durch die Ereignisse des Jahres 1866 die 
Angelegenheit nicht nur verzögert, sondern wegen abweichender Ansichten an maassgebender Stelle über 
haupt in dieser Richtung nicht mehr fortgeführt wurde, um so mehr als am 7. Dezember 1866 die Sturm- 
lvarnungen auch in England sistirt, wenn auch freilich am 30. November 1867 wieder aufgenommen wurden. 
*) Und zwar am 17./11. 186G, 2./12.1867, 19./1.1868, 6./12. 1868, S./ll. 1869, 17./12.1869, 10./10. 1870, 20./1. 1873, 22./U. 1873
	        
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