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dient eine prismatische Ablesung mit Diopter-Vorrichtung — ein Theilkreis ist nicht vorhanden. Für die
Beobachtungen am Lande ist ein starkes Stativ beigegeben.
2. Der Bootskompass mit Peilvorrichtung von C. Bamberg ist an der Zentralstelle und in Bremer
haven im Gebrauch. In letzterem Falle namentlich zur Verwendung bei reziproken Peilungen.
8. Das Deviations-Magnetometer nach Dr. Nenmayer von C. Bamberg in Berlin. Dieses Instrument
dient in erster Linie zur Ausführung der Fundamentalbeobachtungen für das Verhalten der Kompasse an
Bord eiserner Schiffe und ist für diesen Zweck auch in der kaiserlichen Marine eingeführt. Es wird das
selbe nur an die Agenten der Seewarte in solchen Fällen gegeben, wo sich dieselben an Orten befinden,
an welchen auch der Eisenschiff-Bau betrieben wird. Fragen über die geeignetsten Stellen, einen Regel
kompass an Bord eiserner Schiffe aufzustellen und den Krängungsfehler und die horizontale Richtkraft der
Nadel an einem gewählten Kompassorte können mittelst des Inklinatoriums (der Vertikal-Nadel) und des
Deklinatoriums (der Horizontal-Nadel) entschieden werden, welche je nachdem auf den kleinen Theodolit,
welcher den Untertheil des Instrumentes bildet, aufzusetzen sind. Der ganze Apparat kann auf einem
Messing-Kreuze, welches entweder auf die Büchse des zu untersuchenden Kompasses gelegt wird oder auch
auf ein Stativ aufgeschraubt werden kann, benutzt werden. Zur Bestimmung der Horizontal-Richtkraft der
Nadel wird eine kleine, 78 mm lange und nicht umlegbare Magnetnadel angewendet, indem man damit ent
weder die Schwingungszeiten oder auch mittelst eines für Temperatur kompensirten Ablenkungsmagneten
(Lamont) Ablenkungen beobachtet. Bis jetzt ist dieses nützliche Instrument, welches ausser der Zentral
stelle auch noch die Agenturen Bremerhaven, Neufahrwasser, Swinemünde und Flensburg besitzen, nur in
einer autographirten Beschreibung und Instruktion für den Gebrauch behandelt worden.
Das Deviationsmagnetometer kann auch mit Vortheil zur Bestimmung der magnetischen Elemente am
Lande benutzt werden, wenn es sich nur um die Erlangung einer Genauigkeit der betreffenden Werthe
handelt, wie sie für die Zwecke der ausübenden Navigation erforderlich ist. Begreiflicher Weise erhält man,
da auch die Vertikalnadel nicht umzumagnetisiren ist, nur relative Werthe und müssen deshalb die ver
schiedenen Konstanten und Korrektionen des Apparates zu Oefterem an einer Basisstation, wo die magneti
schen Elemente bekannt sind, ermittelt werden.
Eine weitere Verwendung findet dieser Apparat zum Untersuchen der magnetischen Momente, der zur
Kompensation der Kompasse benutzten Magnetstäbe verschiedener Grössen (siehe Abschnitt über Deviation);
dabei wird derselbe aufgestellt auf das Deviationsmodell.
4. Das Deviationsmodell nach Dr. Neumayer und konstruirt von der Aktien-Gesellschaft zur Anf.
meteorol. Präzisions-Apparate vormals Greiner & Geissler (jetzt R. Fuess) oder von C. Bamberg in Berlin.
Dasselbe besteht aus einem Schiffsmodell, welches auf einer Säule im horizontalen Sinne drehbar ist. Die
Säule trägt eine Kompassrose, welche nach dem magnetischen Meridian des Aufstellungsortes orientirt ist,
nicht an der Drehung des Modells theilnimmt und somit jederzeit Ablesungen der magnetischen Richtung
des Schiffskiels gestatten. Auf dem Deck ist ein kleiner Kompass (oder wie oben erwähnt, das Deviations
magnetometer) aufgestellt, welcher, so lange das aus Holz ausgeführte Modell frei ist von Eisenmassen, mit der
unteren (der Orientirungs -)Rose korresjiondiren muss. Eine auf dem Decke aufliegende drehbare hölzerne
Schiene, deren Achse durch den Mittelpunkt der Kompass-Aufstellung geht, ist eingerichtet einen Magnet
aufnehmen zu können, welcher die durch den Baukurs des Schiffes bedingte magnetische Achse des Schiffes
versinnbildlicht. Indem nun das Modell mit diesem Magnetstabe durch alle Azimute gedreht wird, kann der
Verlauf der halbkreisartigen Deviation, welche durch den permanenten Magnetismus des Schiffskörpers
hervorgerufen wird, veranschaulicht werden. Messingene Träger, in bestimmter Anordnung um den Kompass
ort befestigt, dienen ferner zur Aufnahme von zylindrischen Stangen aus vollkommen weichem Eisen, welche
alsdann längsschiffs oder dwarsschiffs zu liegen kommen. Auch können diese Eisenstangen ununterbrochen
unter dem Kompass hingeführt werden oder zu beiden Seiten desselben ihre Lage erhalten. Es ist darum
sofort klar, dass diese Einrichtung dazu dienen kann den Verlauf der viertelkreisartigen Deviation zu
illustriren für Fälle, wo die Richtkraft des Kompasses durch das weiche Eisen vermindert, (—e) oder auch für
solche, wo die Richtkraft vermehrt wird (+e). Aehnliche Träger zur Aufnahme vertikaler Eisenstäbe dienen
dazu, den Einfluss vertikal stehender Eisenmassen wie Davits, Masten, Steven u. s. w. zu erklären. Mit
diesen Einrichtungen kann auch die Natur und die Wirkungsweise des Krängungsfehlers beleuchtet werden.
Unter der Mitte des Kompasses ist ein vertikal aufgeschraubtes Messingstäbchen angebracht, an
welchem ein kleiner Stahlmagnet in verschiedener Entfernung vom Kompass und in jedem Azimute festge