Wasmund, E.: Bedingungen der Unterwasser-Photographie für Taucher, 549
den ersten, meist mißlungenen Versuchen beteiligte. Die Firma Schweder-
Kiel baute das Gerät nach unsern Angaben,
Die Konstruktion der Schutzkammer und die Form der aus andern Gründen
gewählten Kamera können im Fall der Leica so ideal und einfach wie möglich
vereinigt werden. Sie ist klein (13 - 5.5.3 cm), leicht (0.45 kg) und ohne Vor-
sprünge gebaut. Die Schutzkammer wurde nun nicht als eckiger Kasten mit
Verschraubdeckel (wie bei allen Vorgängern) gebaut, sondern als Zylinder, Die
Hohlzylinderform, mit einer festverlöteten Seitenwand bietet die beste Druck-
widerstandsform und geringste Möglichkeiten für Undichtigkeit. Die andere
Seitenwand wird in den Zylinder eingeschraubt und durch eine Gummischeibe
abgedichtet. Damit entfallen alle Deckelschrauben. Die Kammer hat ihre Probe
in 25 m Tiefe einwandfrei bestanden. Die Wände sind aus 3.5 mm dickem Messing
gefertigt, die Maße sind: Länge 16.0 cm, Durchmesser 10.3 cm, Gewicht ohne Inhalt
von 0.45 kg = 2.45 kg, zusammen 2.90 kg. Das Gewicht ist so gering, daß es unter
Wasser bei Momentaufnahmen eher schwerer sein dürfte (siehe Tafel 65, Abb. 1).
An der Schutzkammer außen sind angebracht: eine 1 cm dicke planparallele
Glasscheibe, die in einen vernickelten Stahlring eingelassen ist, an der Zylinder-
wölbung, und dagegen um 90° verschoben nebeneinander ein Druckknopf mit Feder
(durch Gummi gedichtet) zur Betätigung des Auslöseknopfes (für Belichtung)
and eine konisch eingedrehte Schraube zur Bewegung des Films, An der Leica
gelbst ist nichts verändert, außer daß auf den Aufzugknopf (für Filmtransport
und Verschlußspannung) eine feststellbare Mutter mit eingelassener Nut auf-
gesetzt wird, in die durch die Zylinderwand hindurch ein Vierkant eingreift,
der den Film dreht. Doppelbelichtungen sind ausgeschlossen, weil der Aufzug-
knopf erst durch eine Exposition um eine Filmlänge drehbar ist. Abschraubbar
ist ein Halbzylinder, der die Reflexion von der spiegelnden Wasseroberfläche ver-
hindert, und auf die Objektivvorscheibe aufgesetzt werden kann. }
Im Innern der Schutzkammer sind zwei Schienen eingelötet (vgl. Abb. 2). In
diesen ist eine einfache Metallgrundplatte verschiebbar, auf die die Leica mittels
ihres Stativgewindes und einer Schraube eingeschraubt wird (Abb. 3). Diese Platte
mit Schraube ist also die gesamte Inneneinrichtung, außer einem fest angebrachten
kleinen Gefäß aus Drahtgeflecht an der Innenwand der Kammer, das der Aufnahme
von Chlorkalzium zwecks Entfeuchtung der Innenluft dient. (Vermeiden von Wasser-
dampfbeschlag an Glasteilen im kühlen Tiefenwasser.)
Das Gerät wird ohne Stativ benutzt, und braucht nicht besonders an einer
Leine zum Taucher herabgelassen werden, sondern wird von diesem um den
Hals gehängt. Zu diesem Zweck sind auf beiden Seiten zwei Metallknöpfe auf-
gesetzt, an denen ein Lederriemen befestigt ist. Der Riemen dient auch zum
Festhalten der Kammer beim Belichten, da sie so leicht ist, daß ein Ruhighalten
durch ein Anspannen des Tragriemens, mit einem Arm die Kammer abhaltend,
mit der andern Hand knipsend, geht. Drehschraube, Belichtungsdrücker, Ob-
jektivfenster und Halteriemen sind also die einzigen auf die einfache Zylinder-
form aufgesetzten Handhaben.
Als Objektiv wurde das neuerdings für die Leica gelieferte Hector F 2.5/50 mm
gebraucht. Es ist doppelt so lichtstark wie die gebräuchlichen Elmar F 3.5 und
4.5, die Verringerung der Tiefenschärfe ist dabei nebensächlich, da aus noch zu
erörternden Gründen es unter Wasser keine „Tiefe“ gibt. Selbst im Flachwasser
scheint mir größere Lichtstärke wichtiger wie höchste Schärfe, die es unter
Wasser an sich nicht gibt. Gedacht ist dies Objektiv für schlechte oder künst-
liche Beleuchtung. Die Ernst Leitz G. m. b. H. in Wetzlar stellte mir vor kurzem
das neue Objektiv Summar für die Unterwasserversuche zur Verfügung, das als
größte Öffnung F 2.0 bei 50 mm Brennweite besitzt. Es ist erheblich schärfer
als das ungewöhnlich lichtstarke Hector F 1.9/73 mm, das das Summar kaum über-
irifft, Über die Ergebnisse wird später berichtet werden.
Das führt zur Frage der photographischen Arbeitsbedingungen und
Arbeitsweise unter Wasser überhaupt. Schon der Abschnitt „Sichtverhält-
nisse“ zeigte ja, daß wir es hier keineswegs mit normalem Licht zu tun haben.
Man kann also keineswegs mit normaler Kamera normal photographieren, wie
Ann, d. Hydr. usw. 1937, Heft XI