Wasmund, E.: Bedingungen der Unterwasser-Photographie für Taucher, 545
Geräten geborgen wurden), die auch photographisch arbeitete. Der amerikanische
Zoologe Miner hat darüber berichtet, und Williamson hat vor kurzem in
Buchform seine Lebensgeschichte erzählt. Danach hat er schon vor dieser
Expedition zwei der berühmten Geschichten von Jules Verne unter Wasser
in westindischen Gewässern verfilmt: „20000 Meilen unter Wasser“, und „Die
geheimnisvolle Insel“. Ich sah einen Film, der in Deutschland unter dem Namen
„Abenteuer auf dem Meeresgrund“ seit einer Reihe von Jahren läuft. Der Film
zerfällt in drei Teile: Im ersten gute Unterwasseraufnahmen des Lebens auf den
Korallenbänken, im zweiten in Südkalifornien keine echten Unterwasserbilder,
der dritte zeigt Schwimmtaucher und Taucher im Schlauchgerät und schlauch-
losen Geräten, die sich, abgesehen von den üblichen Sensationen, tauchertechnisch
ziemlich unmöglich benahmen. Hier gewann ich auch einige Eindrücke von der
Arbeitsweise in der Taucherhaube. Die Taucher gehen zwar vorwärts, aber
doch recht gebeugt und mühsam, kaum anders als wir in der schweren Rüstung.
Sehr schön sind die Unterwasser-Aufnahmen von einer Reihe von Hai-Arten,
die durch Köder vor die Linse gebracht werden, sie lohnen den ganzen Film.
Ein kurzes Stück Farbfilm schreckt ab durch die Kraßheit der Farben, zeigt
aber auch (starkes Rot!), daß die Bilder aus ganz flachem Wasser stammen,
Williamson arbeitete in einer Stahlkammer mit großem Glasfenster, die sein
Vater, ein schottischer Seemann, für Bergungszwecke erfunden hatte, zu der ein
zusammense!zbares Ziehharmonika-Rohr von einem Prahm aus hinabführt. Die
Bauweise des Steigrohres, die Glasscheibe usw, zeigen, daß der Tiefenbereich
dieses „Tauchgeräts“ nur einige Meter betragen kann. Der Autor gibt zwar an,
bis 24 m Tiefe damit gearbeitet zu haben, nach allen Anhaltspunkten ist das
aber unwahrscheinlich. Scheinwerfer wurden von außen über das Objekt gefiert.
Als Vörgänger von Williamson können die „Unterwasserfilme“ angesehen
werden, die während des Krieges in Florida aufgenommen wurden, Ein Schacht
wurde im ÜUfergestein abgetauft, ein Stollen zum Meer unter Wasser quer ge-
trieben und (nach Pressemitteilungen) mit Glas abgedichtet. Mit Hilfe von
Scheinwerfern wurde von hier aus gefilmt.
Um kurz beim Film zu bleiben: in der deutschen Filmindustrie sind schon
Versuche mit echter Unterwasserphotographie gemacht worden. Der Regisseur
K. H, Heilandt drehte 1919/20 wohl als erster unter Wasser Teile des Films
„Das einsame Wrack“, und veröffentlichte darüber auch kurze Angaben. Er
schildert launig die ersten Unterwasseraufnahme-Methoden des Vorkriegs-Kin-
topps, wie man durch wassergefüllte Glaskuvetten durchphotographierte, oder
eine Käseglocke vor dem Objekt schwenkte, schließlich auch in Artistenschwimm-
bassins hineinphotographierte. Alles das blieben plumpe und wirklichkeitsferne
Tricks. Das Dräger-Werk baute ihm einen eisernen Kasten um den Kinoapparat,
Heilandt machte selber im schlauchlosen Dräger-Gerät die Aufnahmen, aber
nicht in See, sondern im Versuchstank des Dräger-Werks. Die Beleuchtungs-
frage war da einfach zu lösen, denn es sind in den Kesselwänden verglaste
Manniöcher angebracht. Scheinwerfer mit 12000 000 Kerzenstärke wurden dabei
benutzt.
Die Universum-Film-Aktiengesellschaft (UFA) teilte mir mit, daß ihre in den
letzten Jahren aufgenommenen Kulturfilme „Völkerwanderungen der Fische“ und
„Meerestiere in der Adria“ Unterwasseraufnahmen enthalten. „Es wurden für
die Aufnahmen Unterwasser-Kameras eigener Konstruktion benutzt. Mit ihnen
konnte der Kameramann im Taucheranzug auf dem Meeresgrunde brauchbare
Aufnahmen machen, vorausgesetzt, daß das Wasser klar und die Tiefe nicht
allzu groß ist.“ Die Unterwasserbilder in dem UFA-Film „Peer Gynt“ sind
Aquarienbilder. Ich sah in der Filmstadt der UFA in Neubabelsberg diese
U-Bildkammer. Das Gerät ist recht umfangreich, und ohne Stativ gar nicht zu
benutzen; auch nicht durch einen Taucher allein beweglich. Die Konstruktion
ähnelt den amerikanischen Apparaten,
In der Geschichte der naturwissenschaftlichen Photographie unter Wasser
(i. e. S.) sind bisher nur vier Namen zu nennen, die als Erbauer von Spezialkonstruk-
tionen und als Taucher Erfahrungen und Erfolge gesammelt haben. Wir kennen