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ihm unberührt bleiben. Für unsere Scgelschiffiahrt weit gefährlicher würde cs
sein, wenn cs dem Unternehmungsgeist und der Ingenieurwissenschaft der Nord
amerikaner gelingt, die Landenge von Darien zu durchgraben. Dann ist eine
der jetzigen Reserven der Segelschifffuhrt, die Fahrt nach der Westküste,
unwiederbringlich verloren.
Rück- Und was folgern wir aus diesem Zustande der Dinge? Dass für die nächsten
Tü^Schulen zwariz *= Jahre, in welchen allerdings ein grosser nachhaltiger Umschwung der
und die Verhältnisse der Segelschifffahrt sich vollziehen wird, nicht allein die Anstren-
Seewarte. gungen der Schüler sich werden steigern müssen, sondern dass namentlich auch
die Arbeiten der Seewarte in ihrer Nützlichkeit, ja Nothwcudigkeit werden
anerkannt werden. Wie bedeutend dieselben schon im verflossenen Jahre ge
stiegen sind, werden wir alsbald aus den Listen ersehen.
Central- Das durch den Krieg verringerte Personal der Ccntralstation ist durch
Station den Wiedereintritt des Herrn Lieutenant Darmer, sowie durch den Zutritt des
s ’ Herrn Kapitän Koldewey auf fünf Personen gestiegen, und genügt vorläufig, um
mit den Anforderungen an Erledigung der Arbeiten Schritt zu halten. Der Herr
Kapitän Koldewey ist gegen Schluss des Jahres auf kurze Zeit nach Berlin
beurlaubt, um unter Aufsicht des Herrn Geheimerath Dovc die Bearbeitung der
meteorologischen Beobachtungen der von ihm geführten zweiten deutschen Nord-
polar-Expedition durchzuführen. Im Bureau liegt ihm unter Amlorm die Controlc
der eingehenden Wetterbücher, und die Vorbereitungen zu den Studien über
die mittleren Wege der Schiffe ob.
Zweig- In den meisten namhaften Küstenplätzen der Ostsee und Nordsee sind jetzt
Stationen. Zweigstationen der Seewarte errichtet, und ist nach Zutritt der Station
Emden ihre Zahl auf 14 gestiegen; unter ihnen entfalten Bremerhaven und
Papenburg eine hervorragende Thätigkcit. Ausserdem fungirt als unsere Bcob-
achtungsstation St. Thomas, von wo die Herren Hafenmeister Jahns und
Kaufmann Th. Paulsen uns wcrthvollc und umfassende, thcils regulairc, theils
gelegentliche Berichte über westindische Orkane cinlieferu, welche demnächst
in der Charakteristik des Wetters des Nordatlantic zu verwerthen sind. Ausser
dem wollten wir noch auf Isla n d eine regelmässige Beobachtungsstation cin-
richtcn, und waren alle Vorbereitungen getroffen, als uns von Kopenhagen die
erfreuliche Mittheilung ward, dass von nun an auch Dänemark eine Anzahl
Stationen für Meteorologie einrichten wolle, und zwar nicht allein in Europa,
sondern auch auf Island und in Süd-Grönland. Unter diesen Umständen haben
wir es Dänemark überlassen, auf seinem Territorio diese wichtigen Ergänzungen
vorzunchmen, wodurch das Becken des Nordatlantic jetzt von 70° N. an der
Europäischen und von 05 0 N. an der Amerikanischen Seite bis herunter zu den
Tropen von festen meteorologischen Beobachtungsstationen umgeben wird, zwischen
denen unsere Schiffe die Vermittelungen überbringen. Es ist diese Ausdehnung
des Bcobachtungsgebictes durch feste Statiouen deshalb von grosser Bedeutung
gerade für uns, weil die regelmässig nordum England, also bis 60 u N. herauf
gehenden Dampfer des Baltischen Lloyd uns gelegentliche Kunde aus hohen
Breiten bringen, ausser den vielen Hamburger und Bremer Seglern und Dampfern,
welche mitunter diese Route nach Nordamerika einschlagen. Gerade der
höchst erfreuliche und alsobald gewährte Anschluss der Dampfer des Baltischen
Lloyd an unser Beobachtungssystem war cs, welcher den Entschluss zur Reife
brachte, die namentlich durch die zweite deutsche Nordpolfahrt fühlbar gewordene
Lücke in den subpolarcn Wetterbeobachtungen an der westlichen Seite des