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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
c) Sturmflutwarnungsdienst.
Der Windstauvorhersagedienst wurde während der Dienstzeit und bei unbe
ständigem Wetter auch abends in wöchentlichem Wechsel von Frl. Dr. Straas,
Dr. Dunkel und Oberinspektor Thiel ausgeführt, während er außerhalb der
Dienststunden, auch nachts, von Dr. Rauschelbach von der Wohnung aus versehen
wurde. Bei Sturmflutgefahr wurden die fernmündlichen Anfragen außerhalb der
Dienstzeit, auch nachts, sowohl vom Gezeitendienstzimmer aus durch den Dienst
habenden als auch von der Wohnung Dr. Hauschelbachs aus erledigt.
1. Warnungen durch Fernsprecher. Warnungen vor dem Eintreten
von stark erhöhten Wasserständen wurden im Berichtsjahre an etwa 20 durch
Fernsprecher leicht erreichbare Behörden, Baustellen oder Privatfirmen in Ham
burg und Umgegend wiederholt erlassen.
2. Warnungen durch Wobs-Telegramme. Durch den Sturmflut
warnungsdienst wurden im Berichtsjahre etwa 40 Wasserbaubehörden oder deren
Baustellen, Deichverbände und Gemeinden durch Wobs-Telegramme wiederholt
vor Erhöhungen des Hochwassers um 1.0 m bis 3.0 m gewarnt.
3. Warnungen durch den Rundfunk. Der „Norag“ wurden täglich
vormittags und abends Angaben über den in Hamburg, in den Flußgebieten und
an der deutschen Küste zu erwartenden Windstau zur Verbreitung durch den
Rundfunk geliefert. Bei Sturmflutgefahr wurden der „Norag“ Sturmflutwarnungen
auch außerhalb der festgesetzten Zeit übermittelt und von ihr sofort und wieder
holt verbreitet.
d) Instrumente.
1. Gezeitenrechenmaschine. Das neue Druckwerk für die Gezeiten
rechenmaschine ist fertiggestellt und wird in den nächsten Monaten angebaut
werden.
2. Tischpegel. Der neue, von den Askania-Werken A.-G. in Berlin-Friedenau
erbaute Tischpegel hat sich voll und ganz bewährt.
3. Hochseepegel. Der neue Hochseepegel, den die Askania-Werke A.-G.
nach den Angaben Dr. Rauschelbachs herausgebracht haben, ist fertiggestellt
und wird erprobt.
e) Feinmechanikerwerkstatt.
Der Feinmechaniker wurde wiederholt zu den Aufbauten und Umbauten der
Strommeßgeräte in Norderney herangezogen. Nach den Strommessungen wurden
die Instrumente überholt.
Zur wahlweisen Einstellung der Umdrehungsgeschwindigkeit der Förder
trommel des Zeichenwerkes der Gezeitenrechenmaschine wurde ein umschaltbares
Getriebe gebaut und angebracht. Ferner wurde ein beschädigtes Zahnrad des
Innengetriebes der Gezeitenrechenmaschine neu gefräst und eingesetzt.
Für den neuen Akkumulatorenraum wurde eine neue Schalttafel gebaut. Für
die Aneroidbarometer- und Quecksilberbarometer-Prüfapparate wurden 12 Ver
schlußschrauben mit Bronzebügel angefertigt und an diese angebracht.
X. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung (H) Ozeanographie.
1. Regelmäßige hydrographische Beobachtungen,
a) Auf den Feuerschiffen der Nord- und Ostsee (Borkumriff, Norderney,
Weser, Minsenersand, Bremen, Elbe 1, Elbe 4, Außeneider, Amrumbank, Fehmarn
belt, Adlergrund) ging der Beobachtungsdienst in der bisherigen Weise weiter.
Neu aufgenommen wurde auf F. Sch. Elbe 1 die Entnahme einer Bodenwasser
probe zugleich mit. der Oberflächenprobe. Vom 1. bis 23. Juni wurde für be
sondere Untersuchungen täglich auf allen Nordseefeuerschiffen je einmal bei
Hoch- und einmal bei Niedrigwasser die Wassertemperatur gemessen und eine
Wasserprobe genommen. Die für eine gleichmäßige Güte der Beobachtungen
notwendigen Besuche der Feuerschiffe konnten im vergangenen Jahre aus Mangel
an Mitteln leider nicht im gewünschten Umfang gemacht werden; es war lediglich