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Aus dem Archiv der Deutschen. Seewarte — 1891 No. 1 —
an einer anderen Stelle dieses Berichtes auf diesen Gegenstand zurückkomxnen und näher ausführen, in
welcher Weise die seitens des ßeichs-Marine-Amtes gewünschten Erweiterungen und Aenderungen angebahnt,
bezw. durchgeführt wurden.
Durch die Verordnungen der Berufsgenossenschaft,*) wonach namentlich den Positions-Laternen be
sondere Sorgfalt gewidmet wurde und die Inanspruchnahme der Organe der Seewarte zur Prüfung dieser
wichtigen Apparate unabweisbar geworden ist, erwuchs der Direktion manche Schwierigkeit und — es darf
wohl ausgesprochen werden — erhebliche Unannehmlichkeit. Weder die Einrichtung zur Prüfung der
Positions-Laternen, noch auch das Personal waren ausreichend, um die nun mit einem Male an das Institut
herantretenden Forderungen befriedigen zu können. Da die diesbezüglichen. Arbeiten in den grösseren
Hafenorten den daselbst bestehenden Hauptagenturen und Agenturen der Seewarte zufielen, so konnte es
nicht fehlen, dass diese wichtigen Organe vielfach von dem eigentlichen Felde ihrer Thätigkeit abgezogen
und die Arbeiten derselben nicht unerheblich beeinträchtigt worden sind. Gilt dies im allgemeinen für
fast alle in Frage stehenden Hafenorte, so findet es eine besondere Anwendung für die Häfen von
Hamburg und Bremerhaven. Der grosse Verkehr daselbst und der vollkommen ungenügende Zustand, in
welchem sich im allgemeinen die Positions-Laternen befanden, forderten in so dringender Weise die Mit
hülfe der Deutschen Seewarte, dass es eine Zeit lang den Anschein hatte, als sei die riesige Arbeit mit den
zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu bewältigen. Allein die Direktion machte in dem Bewusstsein,
dass es hier gelte, dem Verkehr zur See einen grossen Dienst zu erweisen, die äussersten Anstrengungen, um
den Anforderungen der Sicherheit des immer mehr sich ausbreitenden Verkehres diesen Dienst auch wirklich
zu leisten. Auch auf diesen Gegenstand soll weiterhin in eingehender Weise zurückgekommen werden.
In den letzten Jahres-Berichten war zu verschiedenen Malen auf das Ungenügende der Einrichtungen
des Chronometer-Institutes bei der Sternwarte hingewiesen worden. Das Bedörfniss einer Abhülfe machte
sich in einem Maasse geltend, dass daran gedacht werden musste, das vorhandene Chronometer-Gebäude
entweder neu zu konstruiren, oder durch ein anderes zu ersetzen. In der Einleitung zu dem letzten Jahres-
Bericht ist dieses Umstandes besonders gedacht und soll bei Besprechung der Arbeiten der Abtheilung IV
näher auf denselben zurückgekommen werden.
In dem Jahres-Berichte für 1890 ist auf Seite 2, da, wo von den wissenschaftlichen Konferenzen die
Eede ist, hervorgehoben worden, auf welche Weise die Frage über die Möglichkeit, Schneeverwehungen auf
den Eisenbahnen vorherzusehen, um eventuell Abhilfe bezw. Vorkehrungen treffen zu können, damit solche
nicht allzu nachtheilig wirken, an die Direktion herantrat. Im Laufe des Berichts-Jahres wurden die Unter
suchungen über diesen wichtigen Gegenstand so weit gefördert, dass ein eingehender Bericht darüber er
stattet werden konnte. Der Meteorologe des Institutes, Professor Koppen, und der Assistent Sieveking
haben sich der Förderung dieser in den Arbeitsplan der Seewarte hineingetragenen Frage mit besonderer
Hingabe gewidmet.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
1. Allgemeines.
Es ist im Vorstehenden schon zur Genüge angedeutet, worauf die Thätigkeit der Deutschen Seewarte
während des Berichts-Jahr es im wesentlichen gerichtet war. Bilden die beregten Gegenstände in der Ge
schichte des Institutes, sofern dabei dessen Thätigkeit in Frage steht, den Kern, so muss andererseits
hervorgehoben werden, dass die umfassenden Arbeiten, welche zur Herstellung eines Segelhandbuches des
Indischen Ozeans sich über mehrere Jahre hinziehen mussten, so weit zum Abschlüsse gebracht werden
konnten, dass das Segelhandbuch mit dem dazu gehörigen Atlas dem Drucke übergeben wurde. Damit ist
in der Geschichte des Institutes insofern ein bedeutsamer Schritt geschehen, als der nun allein noch der
Bearbeitung wartende Stille Ozean in Angriff genommen werden konnte. Es wurde denn auch nicht
damit gezögert, und hofft die Direktion, nach einigen Jahren auch ein Segelhandbuch für das Gebiet des
*) Siehe Einleitung zum Jahres-Bericht 1890, Seite 1.