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Das einundsechzigste Jahr der Deutschien Seewarte, 1935.
21000 gestiegen. Zur Ergänzung des Instrumentenbestandes wurden 40 Schleuder
thermometer beschafft. — Nachträglich gingen die Tagebücher der Heringslogger
aus dem Jahre 1934 ein, denen 5100 brauchbare Beobachtungen über Wind,
Wetter und Seegang entnommen werden konnten.
Fünf Handelsschiffe erhielten die neue Bordthermometerhütte (Modell IV)
und 2 Thermometer, weitere das neue Schleuderthermometer mit Strahlungsschutz,
und jedes dieser Schiffe den internationalen Wolkenatlas. Die Zahl der am
drahtlosen Wettermeldedienst beteiligten Handelsschiffe schwankte zwischen 44
und 59.
Wiederum erhielt eine größere Zahl von Schiffsoffizieren Anleitung im
Entwerfen von Bordwetterkarten (nach dem „Ozeanfunkwetter“) auf der Seewarte
bzw. bei gelegentlichen Bordbesuchen. Zu den bereits tätigen 5 Handels
schiffen der Ostseefahrt konnten weitere 6 für die Beteiligung am Wetter
meldedienst gewonnen werden.
Zur Durchführung von maritim-meteorologischen Sonderbeobachtungen auf
dem Atlantischen, Stillen und Indischen Ozean wurde dem Seefahrtlehrer
Schmidt (Lübeck), den Studenten Immler, Lüneburg, Tanck, dem II. Offizier
Schnegelsberg (Reederei R. C. Rickmers) und den IV. Offizieren Dörr und
Koop (Hamburg-Amerika Linie) sowie den Auslandskreuzern „Karlsruhe“ und
„Emden“ die notwendige instrumenteile Ausrüstung zur Verfügung gestellt.
Da das seit Ende 1932 an Bord der Fischdampfer zur Messung der Luft
temperatur benutzte Schleuderthermometer sich bewährt hat, wurde auf Grund
der gesammelten Erfahrungen ein neues verbessertes Modell hergestellt. Dieses wird
z. Z. in der Praxis erprobt. Es wird erhofft, daB mit ihm die bisherigen Fehler
in der Temperaturmessung auf See am ehesten vermieden werden; bei Bewährung
wird dieses Schleuderthermometer allgemein für den Bordgebrauch eingeführt
werden.
Bearbeitung von Beobachtungen; Veröffentlichungen und Gutachten: Die im
vorigen Jahre begonnene klimatologische Verarbeitung der für die Nordsee aus
den Jahren 1904—34, für die Ostsee aus den Jahren 1904—32 vorliegenden
Schiffswetterbeobachtungen wurde zu einem vorläufigen Abschlüsse gebracht.
Es wurden Karten der mittleren Windstärke und Lufttemperatur für jeden Monat
entworfen, die auf der Rückseite der im April dieses Jahres neu herausgegebenen
„Monatskarte der Nordsee und Ostsee“ veröffentlicht sind. Inzwischen wurden
weitere 70000 Schiffswetterbeobachtungen für die Nordsee aus Tagebüchern aus
gezogen und zusammen mit 'den bereits vorliegenden 249000 Beobachtungen
statistisch verarbeitet, so daß eine zweite eingehendere Bearbeitung demnächst
erfolgen kann. Gleichzeitig wurden rd. 65 000 Wetterbeobachtungen aus dem
Seegebiet Färöer bis Island und etwa 2000 aus den Seegebieten bei der Bären
insel, aus der Barentsee und längs der norwegischen Küste zusammengestellt.
Diese Arbeiten bedingten die Heranziehung von 2 besonderen Rechnern.
Eine Untersuchung über den jährlichen Gang der Luft- und Wassertempe
raturen (und deren Differenz) auf dem Atlantischen Ozean wurde durchgeführt.
An Seeämter und andere Stellen ist eine größere Zahl von z. T. umfang
reichen Gutachten über vergangenes Wetter von Seegebieten erteilt worden.
Mitarbeit an den Seehandbüchern der Reichsmarine: Über die Beteiligung der
Gruppe an den 1935 herausgegebenen Handbüchern s. S. 7. Ferner sind Ab
schnitte über Klima und Wetter folgender bis zum Schluß des Berichtsjahres
noch nicht erschienenen Handbücher bearbeitet worden: „Westafrika I. Teil“ und
„Schwarzes Meer“ (Dr. Becker) sowie „Nordsee, Nördlicher Teil“ (Dr. Wittenbecher).
Für das letztere Handbuch wurden die deutschen Schiffswettermeldungen, die
aus dem der schottischen Küste vorgelagerten Seegebiet aus den Jahren 1904—35
vorliegen, bearbeitet; abgeleitet wurde die mittlere Windstärke und die prozen
tische Häufigkeit der starken und stürmischen Winde, des Nebels und des Nieder
schlags (dargestellt in Karten für jeden Monat).
Lehrtätigkeit und Unterrichtung. Die Teilnehmer des Seefahrtlehrer kur sus
erhielten 8 Beispiele vom Ozeanfunkwetterbericht, von Seewetterberichten der