Jahresbericht der Deutschen Seewatte für 1900.
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meter-Institutes grofse Verdienste erworben hat. Die verschiedenen in dem Sammel
werke „Aus dem Archiv der See warte“ veröffentlichten Abhandlungen Uber das Ergeb
nis der Cbronometer-Konkurrenzprüfungen legen darüber ein beredtes Zeugnis ab.
Die schweren, mit der gröfsten Ergebung ertragenen Leiden, welche ihn während
der letzten 8 Jahre seines Lebens heimsuchten, vermochten es nicht, seine geistige
Kraft und seine Leutseligkeit im Verkehr mit Kollegen zu untergraben, und betrübten
Herzens sah man den noch in den letzten Wochen durch eine schwere Schickung Be
troffenen aus dem Leben scheiden. Professor Rümker wird allen Jenen, die ihm im
Leben näher getreten sind, unvergessen bleiben, sowie seine Verdienste um die Wissen
schaft ihm eine ehrenvolle Stellung unter seinen zeitgenössischen Kollegen gewähr
leisten.
t Hermann Eylert.
Hermann Eylert wurde am 26. Mai 1848 zu Papenburg als Sohn des kgl.
Navigationslehrers Th. Eylert geboren. Er beabsichtigte, zuerst die Navigations-
lehrer-Carriere zu ergreifen, zu welchem Zwecke er 1862 die Navigationsschule zu
Papenburg und später diejenige in Timmel besuchte und später bis 1867 als Aspirant
im nautischen Lehrfach beim Unterricht in der kgl. Navigationsschule zu Papenburg
thätig war. Um das Seewesen auch von seiner praktischen Seite kennen zu lernen,
machte er um diese Zeit auch mehrere kleinere Seereisen auf der Nordsee mit.
Die inzwischen ein getretenen politischen Aenderungen seines engeren Vaterlandes,
des Königreichs Hannover, veranlafsten ihn zu einer Aenderung seines ursprünglichen
Planes, weshalb er nach Absolvirung des Gymnasiums zu Meppen von 1869 bis 1872
zu Münster, Bonn und Berlin Mathematik und Astronomie studirte.
Die Liebe zum Seeberuf, welchen er von Jugend an kannte, und der Wunsch,
seine erworbenen Kenutnifse auf diesem Felde weiter zu verwerthen, bestimmten ihn,
seine Ausbildung auch nach der praktischen Seite des Seewesens hin zu erweitern,
zu welchem Zwecke er im Jahre 1873 und 1874 gröfsere Reisen auf einem Segelschiffe
nach Südamerika und Südafrika machte.
Nach seiner Rückkehr war er eine Zeit lang als freiwilliger Lehrer an der kgl.
Navigationsschule zu Papenburg mit Erfolg thätig und trat mit der Errichtung der
Seewarte, am 1. Januar 1875, als Assistent bei diesem Institute ein. Hier war er von
Anfang an in der Abtheilung II mit der Prüfung von nautischen, meteorologischen
und magnetischen Instrumenten und Apparaten beschäftigt. Als Ergebnifs dieser
Untersuchungen veröffentlichte er im IV. Jahrgange „Aus dem Archiv der Deutschen
Seewarte“ 1881, eine Studie Uber den Sextanten und über die Resultate von 70(J ge
prüften Reflektions-Iustrumenten. Eine neue Arbeit über diesen Gegenstand hatte er
noch vor seinem Tode begonnen, ist damit aber nicht über das Anfangsstadium hiuaus-
gekommen. Dagegen lieferte er noch für den XXIII. Jahrgang 1900 „Aus dem Archiv
der Deutschen Seewarte“ einen Beitrag „Untersuchungen der Abtheilung II der Deut
schen Seewarte über die Genauigkeit der Messungen mit Quecksilber-Barometern.“
Die Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation war und ist eine
der Hauptaufgaben der Abtheilung II und war auch Eylert vom Beginn seines Ein
trittes bei der Seewarte an, sowohl mit der direkten Untersuchung der Deviations-
Verhältnifse am Bord der Schiffe, als mit der Diskussion der von den Kapitänen ein
gelieferten Deviations-Journale beschäftigt. Bei dem damaligen Stande des Kompafs-
wesens und dem Mangel einer einschlägigen, gediegenen und auf an Bord deutscher
Schiffe gemachten Erfahrungen basirenden Literatur machte sich in den Kreisen der
Kapitäne und Steuerleute das Bedürfnifs nach einem gründlichen und stets mit der
Praxis in Fühlung bleibenden Unterricht geltend. Von der Ueberzeugung ausgehend,
dafs die wichtige Lehre der Deviation nur daun bei den praktischen Seeleuten Wurzel
fassen konnte, wenn sie im gründlichen, von gediegener Einsicht in das Wesen der
Sache geleiteten Unterricht den Betreffenden zugänglich gemacht würde, richtete die
Direktion der Seewarte von 1881 ab Unterweisungskurse ein und übertrug den Unter
richt dem Assistenten Eylert. Dieser wurde im folgenden Jahre dahin erweitert,
dafs ein Lehrkursus von mehrmonatlicher Dauer für Navigationslehrer-Aspiranten ab
gehalten wurde, an welchem er als Hauptlehrer den Unterricht in Mathematik, astro-