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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1900.
nomischer und nautischer Instrumentenkunde, Deviationslehre, astronomische Orts
bestimmungen übernahm und die praktischen Beobachtungen und Rechnungen leitete.
An diesen Kursen betheiligten sich jeweilig aufser den regelmäfsigen Theilnehmern
eine Anzahl Kapitäne und andere Herren durch Besuch einzelner Stunden. Diese
Unterrichtsthätigkeit, zu welcher er viel Geschick und Anlage hatte, versah er 8 Jahre
als Hauptlehrer bis zum Herbst 1890, womit er sich grofse Yerdienste um die Seefahrt
erworben hat. Auch später, nach Aufhebung dieser Kurse, unterwies er noch zeitweilig
jüngeren Kräften, besonders solchen, die in den Dienst der Seewarte traten, in diesen
wichtigen Zweigen der nautischen Wissenschaft.
Obwohl in den letzten Jahren Eylert immer etwas kränklich war, versah er
seinen Dienst noch bis kurz vor seinem Ende. Nach nur achttägigem Leiden verschied
er am 27. Oktober 1900. Die Seewarte und besonders deren Abtheilung II wird ihm
eiu treues Andenken bewahren.
t Carl Johann Wilhelm Koch.
Carl Koch wurde am 24. Februar 1845 in Stralsund geboren und im elter
lichen Hause erzogen; er besuchte vom 6. bis 13. Lebensjahre die I. Bürgerschule
daselbst. In der Folge machte er sämtliche Klassen der Provinzial - Gewerbeschule
durch. Am 1. April 1861 trat er als Bureaugehülfe bei der Königl. Wasserbau
inspektion in Stralsund ein und verblieb dort bis Mitte Oktober 1863. Nachdem er
in Berlin zur Erlernung der doppelten Buchführung sich aufgehalten hatte, wurde
er am 11. März 1864 beim Königlichen Marinedepot in Stralsund als Hülfsarbeiter
eingestellt und am 13. Oktober 1868 zum Werftschreiber ernannt. Am 21. Dez. 1869
erfolgte seine Ernennung zum etatsmäfsigen Werkstattschreiber und nach Ablegung
des Sekretär-Examens am 1. September 1873 zum etatsmäfsigen Werftsekretär. Am
1. April 1874 trat er zur Marinestations - Intendantur in Kiel für das Intendantur-
Sekretariat über und wurde am 1. Februar 1875 zur Deutschen Seewarte in Hamburg
versetzt. In dieser Stellung hat sich bei der Neuorganisation dieses Institutes Koch
erhebliche Verdienste erworben. Seine Leutseligkeit und Gefälligkeit erwarb ihm
namentlich bei dem im Jahre 1879 in Angriff genommenen Bau des neuen Dienst
gebäudes die Zuneigung Aller, welche mit ihm in dienstliche Beziehung traten.
Aber gerade diese Charaktereigenschaften veranlafsten Koch, zeitweise mehr Arbeit zu
übernehmen, als er im Interesse der Sache, die ihm stets am Herzen lag, zu leisten
vermochte. Die Komplizirtheit der mit dem Bau des neuen Dienstgebäudes der Seewarte
verknüpften Geschäfte und die damit in Verbindung stehende Vielgestaltigkeit der Ob
liegenheiten forderten die Anstrengung seiner Kräfte oft über das ihm zur Verfügung
stehende Maafs. Ganz besonders verdient hier hervorgehoben zu werden, dafs K o ch’s
Dienstleistung bei der Organisation der drei deutschen Expeditionen im System der
internationalen Polarforschnng, 1882/83, der Aussendung derselben und der Ab
wickelung der Geschäfte nach deren Rückkehr, als ganz erheblich bezeichnet werden
mufs. Hierbei kam ihm seine Gewandtheit in allen geschäftlichen Dingen sehr zu
gute, und dankbar wird stets anerkannt werden müssen, dafs der glückliche Verlauf
dieser grofsen Unternehmen zu einem Theil auf diese Gewandtheit und des Verstor
benen Eifer zurückgeführt werden darf. Unterdessen hatte sich der Geschäftskreis
der Seewarte ganz bedeutend erweitert, sodafs für die Verwaltung des Instituts
weitere Kräfte angestellt werden mufsten. Infolge davon wurde ihm die Verwaltung
der grofsen Bibliothek der Seewarte übertragen, eine Aufgabe, der er nach dem Maafse
seiner Kräfte und seiner Bildung Genüge zu leisten bestrebt war. Leider stellten
sich gar bald Leiden bei ihm ein, wie Gelenkrheumatismus, welchem er durch Be
suche von Bädern wie Segeberg und Oeynhausen thunlichst entgegen zu wirken be
strebt war. Diese Leiden nahmen aber dessenungeachtet in dem Maafse zu, dafs
er durch Verfügung des Staatssekretärs des Reichsmarineamtes vom 29. Dez. 1897
mit der gesetzlichen Pension in den wohlverdienten Ruhestand zu treten genüthigt
war. Ara 18. August des Berichtsjahres erlöste ihn der Tod im Alter von 55 Jahren
von seinem Leiden. Bei seinem Scheiden aus dem Leben beweinten ihn nebst seiner
Gattin drei Kinder. Der Name des Registraturrathes Carl Koch wird mit dem Be
ginne der Thätigkeit der Deutschen Seewarte in ehrenvoller Weise verknüpft sein.